Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Titan. Bd. 1. Berlin, 1800.

Bild:
<< vorherige Seite

wiederholen wie Schauspieler, sind im Stande
-- und aus gleichen Gründen -- sie eben so zu
publiziren wie diese. Aber in der heiligern
Zeit des Lebens wird das Bild der geliebtesten
Seele nicht im Sprach- und Vorzimmer son¬
dern im dunkeln stillen Oratorium aufgehangen;
nur mit Geliebten spricht man von Geliebten.
Ach er hörte über seine Himmelsbürgerinn un¬
gern sogar andre reden; und er entwich oft
(mit dem innern Rauchopferaltar in sich) aus
dem Zimmer, worin man für sie eine Rauch¬
pfanne mehr voll Kohlendampf als Wohlge¬
ruch herumtrug. --

37. Zykel.

Man erwartete in Pestiz jeden Tag die
Zurückkunft des deutschen Herrn, Mr. de Bou¬
verot
, der in Haarhaar an die fest skizzirte
Vermählung zwischen Luigi und einer haar¬
haarschen Prinzessinn, Isabella, die letzte retou¬
chirende Hand gelegt. Augusti war ihm nicht
gut, und sagte sogar, Bouverot habe keine

wiederholen wie Schauſpieler, ſind im Stande
— und aus gleichen Gründen — ſie eben ſo zu
publiziren wie dieſe. Aber in der heiligern
Zeit des Lebens wird das Bild der geliebteſten
Seele nicht im Sprach- und Vorzimmer ſon¬
dern im dunkeln ſtillen Oratorium aufgehangen;
nur mit Geliebten ſpricht man von Geliebten.
Ach er hörte über ſeine Himmelsbürgerinn un¬
gern ſogar andre reden; und er entwich oft
(mit dem innern Rauchopferaltar in ſich) aus
dem Zimmer, worin man für ſie eine Rauch¬
pfanne mehr voll Kohlendampf als Wohlge¬
ruch herumtrug. —

37. Zykel.

Man erwartete in Peſtiz jeden Tag die
Zurückkunft des deutſchen Herrn, Mr. de Bou¬
verot
, der in Haarhaar an die feſt ſkizzirte
Vermählung zwiſchen Luigi und einer haar¬
haarſchen Prinzeſſinn, Iſabella, die letzte retou¬
chirende Hand gelegt. Auguſti war ihm nicht
gut, und ſagte ſogar, Bouverot habe keine

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0383" n="363"/>
wiederholen wie Schau&#x017F;pieler, &#x017F;ind im Stande<lb/>
&#x2014; und aus gleichen Gründen &#x2014; &#x017F;ie eben &#x017F;o zu<lb/>
publiziren wie die&#x017F;e. Aber in der heiligern<lb/>
Zeit des Lebens wird das Bild der geliebte&#x017F;ten<lb/>
Seele nicht im Sprach- und Vorzimmer &#x017F;on¬<lb/>
dern im dunkeln &#x017F;tillen Oratorium aufgehangen;<lb/>
nur mit Geliebten &#x017F;pricht man von Geliebten.<lb/>
Ach er hörte über &#x017F;eine Himmelsbürgerinn un¬<lb/>
gern &#x017F;ogar andre reden; und er entwich oft<lb/>
(mit dem innern Rauchopferaltar in &#x017F;ich) aus<lb/>
dem Zimmer, worin man für &#x017F;ie eine Rauch¬<lb/>
pfanne mehr voll Kohlendampf als Wohlge¬<lb/>
ruch herumtrug. &#x2014;</p><lb/>
        </div>
        <div n="2">
          <head>37. <hi rendition="#g">Zykel.</hi><lb/></head>
          <p>Man erwartete in Pe&#x017F;tiz jeden Tag die<lb/>
Zurückkunft des deut&#x017F;chen Herrn, <hi rendition="#aq">Mr. de Bou¬<lb/>
verot</hi>, der in Haarhaar an die fe&#x017F;t &#x017F;kizzirte<lb/>
Vermählung zwi&#x017F;chen <hi rendition="#aq">Luigi</hi> und einer haar¬<lb/>
haar&#x017F;chen Prinze&#x017F;&#x017F;inn, I&#x017F;abella, die letzte retou¬<lb/>
chirende Hand gelegt. Augu&#x017F;ti war ihm nicht<lb/>
gut, und &#x017F;agte &#x017F;ogar, <hi rendition="#aq">Bouverot</hi> habe keine<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[363/0383] wiederholen wie Schauſpieler, ſind im Stande — und aus gleichen Gründen — ſie eben ſo zu publiziren wie dieſe. Aber in der heiligern Zeit des Lebens wird das Bild der geliebteſten Seele nicht im Sprach- und Vorzimmer ſon¬ dern im dunkeln ſtillen Oratorium aufgehangen; nur mit Geliebten ſpricht man von Geliebten. Ach er hörte über ſeine Himmelsbürgerinn un¬ gern ſogar andre reden; und er entwich oft (mit dem innern Rauchopferaltar in ſich) aus dem Zimmer, worin man für ſie eine Rauch¬ pfanne mehr voll Kohlendampf als Wohlge¬ ruch herumtrug. — 37. Zykel. Man erwartete in Peſtiz jeden Tag die Zurückkunft des deutſchen Herrn, Mr. de Bou¬ verot, der in Haarhaar an die feſt ſkizzirte Vermählung zwiſchen Luigi und einer haar¬ haarſchen Prinzeſſinn, Iſabella, die letzte retou¬ chirende Hand gelegt. Auguſti war ihm nicht gut, und ſagte ſogar, Bouverot habe keine

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan01_1800
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan01_1800/383
Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 1. Berlin, 1800, S. 363. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan01_1800/383>, abgerufen am 25.11.2024.