Jean Paul: Titan. Bd. 1. Berlin, 1800.33. Zykel. Das deutsche Publikum wird sich noch der Der Graf hatte noch nichts von Lianens Un¬ 33. Zykel. Das deutſche Publikum wird ſich noch der Der Graf hatte noch nichts von Lianens Un¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0330" n="310"/> </div> <div n="2"> <head>33. <hi rendition="#g">Zykel.</hi><lb/></head> <p>Das deutſche Publikum wird ſich noch der<lb/> vom Antrittsprogramm verſprochenen <hi rendition="#g">obliga¬<lb/> ten Blätter</hi> erinnern und mich fragen, wo<lb/> ſie bleiben. Der vorige Zykel war das erſte,<lb/> beſtes Publikum; aber ſieh' daraus, wie obli¬<lb/> gate Blätter ſind und daß vielleicht ſo viel Ge¬<lb/> ſchichte darin ſtecke als in irgend einem Zykel,<lb/> wie er auch heiße.</p><lb/> <p>Der Graf hatte noch nichts von Lianens Un¬<lb/> glück erfahren, als er mit den andern hinunter<lb/> zum Diner des Doktors gieng, der heute ſehr<lb/> gaſtfrei war. Sie fanden ihn im heftigſten La¬<lb/> chen begriffen, die Hände in die Seiten ge¬<lb/> ſtützt und die Augen über zwei Salbennäpf¬<lb/> chen auf dem Tiſche gebückt. Er ſtand auf<lb/> und war ganz ernſthaft. In Reil's Archiv für<lb/> die Phyſiologie hatt' er nämlich gefunden, daß<lb/> nach <hi rendition="#aq">Fourcroy</hi> und <hi rendition="#aq">Vauquelin</hi> die Thränen<lb/> den Veilſaft grün färben und alſo Laugenſalz<lb/> enthalten. Um nun den Satz und die Thrä¬<lb/> nen zu prüfen, hatt' er ſich hingeſetzt und ernſt¬<lb/> haft ſtark gelacht, um zu weinen und einige<lb/> Tropfen für die Sohlwage des Satzes zu ge¬<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [310/0330]
33. Zykel.
Das deutſche Publikum wird ſich noch der
vom Antrittsprogramm verſprochenen obliga¬
ten Blätter erinnern und mich fragen, wo
ſie bleiben. Der vorige Zykel war das erſte,
beſtes Publikum; aber ſieh' daraus, wie obli¬
gate Blätter ſind und daß vielleicht ſo viel Ge¬
ſchichte darin ſtecke als in irgend einem Zykel,
wie er auch heiße.
Der Graf hatte noch nichts von Lianens Un¬
glück erfahren, als er mit den andern hinunter
zum Diner des Doktors gieng, der heute ſehr
gaſtfrei war. Sie fanden ihn im heftigſten La¬
chen begriffen, die Hände in die Seiten ge¬
ſtützt und die Augen über zwei Salbennäpf¬
chen auf dem Tiſche gebückt. Er ſtand auf
und war ganz ernſthaft. In Reil's Archiv für
die Phyſiologie hatt' er nämlich gefunden, daß
nach Fourcroy und Vauquelin die Thränen
den Veilſaft grün färben und alſo Laugenſalz
enthalten. Um nun den Satz und die Thrä¬
nen zu prüfen, hatt' er ſich hingeſetzt und ernſt¬
haft ſtark gelacht, um zu weinen und einige
Tropfen für die Sohlwage des Satzes zu ge¬
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