Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Titan. Bd. 1. Berlin, 1800.

Bild:
<< vorherige Seite

wird ja der Schmerz sein Einlegemesser schlei¬
fen und damit in dein glühendes zartes Herz
leise-quellende Wunden ritzen -- wie? sogar
von deinen befreundeten Abend- und Morgen-
Höhen (den Sprachgittern deiner heiligsten
Hoffnungen), und von Lianen selber wirst du
zu entweichen glauben.

Aber wirf deine weinenden Augen in das
offne blaue Italien und trockne sie an Früh¬
linslüften -- das Leben hebt an -- die
Signale zu den Waffenübungen und Lust¬
treffen der rüstigen Jugend werden gegeben
-- und mitten in den olympischen Kampfspie¬
len wirst du herrlich von nahen Konzert- und
Tanzsäälen umschmettert.

Was phantasir' ich da her? -- Wie, ists
nicht uns allen mehr als zu wohl bekannt, daß
er längst fort ist schon seit der ersten Jobel¬
periode, ja sogar wieder retour und er hält
schon seit der zweiten -- jetzt zählen wir die
vierte -- mit dem Bibliothekar und dem Lektor
zu Pferde vor Pestiz und kann nicht hinein
wegen der Thorsperre der --

wird ja der Schmerz ſein Einlegemeſſer ſchlei¬
fen und damit in dein glühendes zartes Herz
leiſe-quellende Wunden ritzen — wie? ſogar
von deinen befreundeten Abend- und Morgen-
Höhen (den Sprachgittern deiner heiligſten
Hoffnungen), und von Lianen ſelber wirſt du
zu entweichen glauben.

Aber wirf deine weinenden Augen in das
offne blaue Italien und trockne ſie an Früh¬
linslüften — das Leben hebt an — die
Signale zu den Waffenübungen und Luſt¬
treffen der rüſtigen Jugend werden gegeben
— und mitten in den olympiſchen Kampfſpie¬
len wirſt du herrlich von nahen Konzert- und
Tanzſäälen umſchmettert.

Was phantaſir' ich da her? — Wie, iſts
nicht uns allen mehr als zu wohl bekannt, daß
er längſt fort iſt ſchon ſeit der erſten Jobel¬
periode, ja ſogar wieder retour und er hält
ſchon ſeit der zweiten — jetzt zählen wir die
vierte — mit dem Bibliothekar und dem Lektor
zu Pferde vor Peſtiz und kann nicht hinein
wegen der Thorſperre der —

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0288" n="268"/>
wird ja der Schmerz &#x017F;ein Einlegeme&#x017F;&#x017F;er &#x017F;chlei¬<lb/>
fen und damit in dein glühendes zartes Herz<lb/>
lei&#x017F;e-quellende Wunden ritzen &#x2014; wie? &#x017F;ogar<lb/>
von deinen befreundeten Abend- und Morgen-<lb/>
Höhen (den Sprachgittern deiner heilig&#x017F;ten<lb/>
Hoffnungen), und von Lianen &#x017F;elber wir&#x017F;t du<lb/>
zu entweichen glauben.</p><lb/>
          <p>Aber wirf deine weinenden Augen in das<lb/>
offne blaue Italien und trockne &#x017F;ie an Früh¬<lb/>
linslüften &#x2014; das Leben hebt an &#x2014; die<lb/>
Signale zu den Waffenübungen und Lu&#x017F;<lb/>
treffen der rü&#x017F;tigen Jugend werden gegeben<lb/>
&#x2014; und mitten in den olympi&#x017F;chen Kampf&#x017F;pie¬<lb/>
len wir&#x017F;t du herrlich von nahen Konzert- und<lb/>
Tanz&#x017F;äälen um&#x017F;chmettert.</p><lb/>
          <p>Was phanta&#x017F;ir' ich da her? &#x2014; Wie, i&#x017F;ts<lb/>
nicht uns allen mehr als zu wohl bekannt, daß<lb/>
er läng&#x017F;t fort i&#x017F;t &#x017F;chon &#x017F;eit der er&#x017F;ten Jobel¬<lb/>
periode, ja &#x017F;ogar wieder retour und er hält<lb/>
&#x017F;chon &#x017F;eit der zweiten &#x2014; jetzt zählen wir die<lb/>
vierte &#x2014; mit dem Bibliothekar und dem Lektor<lb/>
zu Pferde vor Pe&#x017F;tiz und kann nicht hinein<lb/>
wegen der Thor&#x017F;perre der &#x2014;</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[268/0288] wird ja der Schmerz ſein Einlegemeſſer ſchlei¬ fen und damit in dein glühendes zartes Herz leiſe-quellende Wunden ritzen — wie? ſogar von deinen befreundeten Abend- und Morgen- Höhen (den Sprachgittern deiner heiligſten Hoffnungen), und von Lianen ſelber wirſt du zu entweichen glauben. Aber wirf deine weinenden Augen in das offne blaue Italien und trockne ſie an Früh¬ linslüften — das Leben hebt an — die Signale zu den Waffenübungen und Luſt¬ treffen der rüſtigen Jugend werden gegeben — und mitten in den olympiſchen Kampfſpie¬ len wirſt du herrlich von nahen Konzert- und Tanzſäälen umſchmettert. Was phantaſir' ich da her? — Wie, iſts nicht uns allen mehr als zu wohl bekannt, daß er längſt fort iſt ſchon ſeit der erſten Jobel¬ periode, ja ſogar wieder retour und er hält ſchon ſeit der zweiten — jetzt zählen wir die vierte — mit dem Bibliothekar und dem Lektor zu Pferde vor Peſtiz und kann nicht hinein wegen der Thorſperre der —

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan01_1800
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan01_1800/288
Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 1. Berlin, 1800, S. 268. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan01_1800/288>, abgerufen am 22.11.2024.