Jean Paul: Titan. Bd. 1. Berlin, 1800.hundert erhob und dieser über das Leben. Ich Was viele Schullehrer an Dian tadeln R 2
hundert erhob und dieſer über das Leben. Ich Was viele Schullehrer an Dian tadeln R 2
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0279" n="259"/> hundert erhob und dieſer über das Leben. Ich<lb/> will es hier nicht ſagen, wie Shakeſpear in<lb/> ſeinem Herzen gebietend regierte — nicht durch<lb/> das Athmen der lebendigen Karaktere ſondern<lb/> — durch die Erhebung aus dem irrdiſchen<lb/> lauten Reiche ins ſtumme unendliche. Wenn<lb/> man Nachts den Kopf unter das Waſſer<lb/> taucht: ſo iſt eine fürchterliche Stille um uns<lb/> her; in eine ähnliche überirrdiſche der Unter¬<lb/> welt bringt uns Shakeſpear. —</p><lb/> <p>Was viele Schullehrer an Dian tadeln<lb/> können, iſt, daß er dem Jünglinge alle Bücher<lb/> untereinander gab, ohne genaue Ordnung der<lb/> Lektüre. Aber Alban fragte in ſpätern Jahren:<lb/> „iſt eine ſolche Ordnung etwas anders als<lb/> „Narrheit? — Iſt ſie möglich? Ordnet denn<lb/> „das Schickſal die Erſcheinung der neuen Bü¬<lb/> „cher oder Syſteme oder Lehrer oder die äus¬<lb/> „ſern Begebenheiten oder die Geſpräche je ſo<lb/> „paragraphenmäßig, daß man weiter nichts<lb/> „brauchte, als die Gegenwart abzuſchreiben<lb/> „ins Gedächtniß, um die Ordnung obendrein<lb/> „zu haben? — Braucht und macht nicht jeder<lb/> „Kopf ſeine eigne? — Und <choice><sic>kömmt</sic><corr type="corrigenda">kommt</corr></choice> es mehr<lb/> <fw place="bottom" type="sig">R 2<lb/></fw> </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [259/0279]
hundert erhob und dieſer über das Leben. Ich
will es hier nicht ſagen, wie Shakeſpear in
ſeinem Herzen gebietend regierte — nicht durch
das Athmen der lebendigen Karaktere ſondern
— durch die Erhebung aus dem irrdiſchen
lauten Reiche ins ſtumme unendliche. Wenn
man Nachts den Kopf unter das Waſſer
taucht: ſo iſt eine fürchterliche Stille um uns
her; in eine ähnliche überirrdiſche der Unter¬
welt bringt uns Shakeſpear. —
Was viele Schullehrer an Dian tadeln
können, iſt, daß er dem Jünglinge alle Bücher
untereinander gab, ohne genaue Ordnung der
Lektüre. Aber Alban fragte in ſpätern Jahren:
„iſt eine ſolche Ordnung etwas anders als
„Narrheit? — Iſt ſie möglich? Ordnet denn
„das Schickſal die Erſcheinung der neuen Bü¬
„cher oder Syſteme oder Lehrer oder die äus¬
„ſern Begebenheiten oder die Geſpräche je ſo
„paragraphenmäßig, daß man weiter nichts
„brauchte, als die Gegenwart abzuſchreiben
„ins Gedächtniß, um die Ordnung obendrein
„zu haben? — Braucht und macht nicht jeder
„Kopf ſeine eigne? — Und kommt es mehr
R 2
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan01_1800 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan01_1800/279 |
Zitationshilfe: | Jean Paul: Titan. Bd. 1. Berlin, 1800, S. 259. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan01_1800/279>, abgerufen am 16.02.2025. |