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Jean Paul: Titan. Bd. 1. Berlin, 1800.

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Donner vermischte und er im betäubenden Ge¬
töse einen hohen feinen Orgelton vernahm, den
er für den ungehörten der Harmonika hielt: da
stieg er vergöttert auf dem Triumph- und Don¬
nerwagen neben seiner Liane ein -- der Thea¬
tervorhang des Lebens und die Bühne brann¬
ten unter ihnen ab -- und sie flogen verbun¬
den und leuchtend in den kühlen reinen Aether
weiter hinauf. . . .

Aber die zwölfte Stunde vertrieb diese Gei¬
stererscheinungen und das Gewitter -- Albano
trat heraus in einen blauern kühlern luftigen
Himmel -- und die glänzende Sonne lachte
freundlich die erschrockene Erde an, der noch
die hellen Thränen in allen ihren Blumenaugen
zitterten. -- Da nun Albano Nachmittags noch
den friedlichen Durchzug des Donners durch
Lianens Stadt vernahm: so wurde durch den
Glauben an ihr neuversichertes Leben -- und
durch das sanfte Mattgold der ausruhenden
Phantasie -- und durch die heilige Stille der
bekehrten Brust -- und durch die innigere Liebe,
aus allen Gegenden seiner Seele ein abendro¬

Donner vermiſchte und er im betäubenden Ge¬
töſe einen hohen feinen Orgelton vernahm, den
er für den ungehörten der Harmonika hielt: da
ſtieg er vergöttert auf dem Triumph- und Don¬
nerwagen neben ſeiner Liane ein — der Thea¬
tervorhang des Lebens und die Bühne brann¬
ten unter ihnen ab — und ſie flogen verbun¬
den und leuchtend in den kühlen reinen Aether
weiter hinauf. . . .

Aber die zwölfte Stunde vertrieb dieſe Gei¬
ſtererſcheinungen und das Gewitter — Albano
trat heraus in einen blauern kühlern luftigen
Himmel — und die glänzende Sonne lachte
freundlich die erſchrockene Erde an, der noch
die hellen Thränen in allen ihren Blumenaugen
zitterten. — Da nun Albano Nachmittags noch
den friedlichen Durchzug des Donners durch
Lianens Stadt vernahm: ſo wurde durch den
Glauben an ihr neuverſichertes Leben — und
durch das ſanfte Mattgold der ausruhenden
Phantaſie — und durch die heilige Stille der
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[231/0251] Donner vermiſchte und er im betäubenden Ge¬ töſe einen hohen feinen Orgelton vernahm, den er für den ungehörten der Harmonika hielt: da ſtieg er vergöttert auf dem Triumph- und Don¬ nerwagen neben ſeiner Liane ein — der Thea¬ tervorhang des Lebens und die Bühne brann¬ ten unter ihnen ab — und ſie flogen verbun¬ den und leuchtend in den kühlen reinen Aether weiter hinauf. . . . Aber die zwölfte Stunde vertrieb dieſe Gei¬ ſtererſcheinungen und das Gewitter — Albano trat heraus in einen blauern kühlern luftigen Himmel — und die glänzende Sonne lachte freundlich die erſchrockene Erde an, der noch die hellen Thränen in allen ihren Blumenaugen zitterten. — Da nun Albano Nachmittags noch den friedlichen Durchzug des Donners durch Lianens Stadt vernahm: ſo wurde durch den Glauben an ihr neuverſichertes Leben — und durch das ſanfte Mattgold der ausruhenden Phantaſie — und durch die heilige Stille der bekehrten Bruſt — und durch die innigere Liebe, aus allen Gegenden ſeiner Seele ein abendro¬

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Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 1. Berlin, 1800, S. 231. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan01_1800/251>, abgerufen am 22.11.2024.