Jean Paul: Titan. Bd. 1. Berlin, 1800.nächtliche Lügner näher gemalt. -- Sogar das Er durchschwankte alle heilige Stätten in nächtliche Lügner näher gemalt. — Sogar das Er durchſchwankte alle heilige Stätten in <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0109" n="89"/> nächtliche Lügner näher gemalt. — Sogar das<lb/> nächtliche noch in ſeinem Herzen verſchloſſene<lb/> Schattenſpiel machte ihn durch die Unerklärlich¬<lb/> keit — da ers keinem bekannten Menſchen zu¬<lb/> zuſchreiben wußte — und durch die Weiſſagung<lb/> beklommen, daß er an ſeiner Geburtsſtunde —<lb/> und dieſe ſtand ſo nahe, am Himmelfahrtstage<lb/> — den Namen ſeiner Braut vernehmen würde.<lb/> Der lachende Tag nahm zwar den Geiſterſze¬<lb/> nen die Todtenfarbe, gab aber der Krone und<lb/> der Waſſergöttinn friſchen Glanz.</p><lb/> <p>Er durchſchwankte alle heilige Stätten in<lb/> dieſem gelobten Lande — Er gieng in die dunkle<lb/> Arkade, wo er die Reliquien ſeiner Kindheit<lb/> und ſeinen Vater gefunden hatte, und nahm<lb/> mit einem bangen Gefühle die auf den Boden<lb/> entfallne zerquetſche Larve zu ſich. Er beſtieg<lb/> die von Limonien mit Sonnenſchein beſprengte<lb/> Gallerie und ſah nach den hohen Zypreſſen und<lb/> den Kaſtaniengipfeln im weiten Blau, wo ihm<lb/> der Mond wie das aufgegangne Mutter-Auge<lb/> erſchienen war. — Er trat nahe vor eine Kas¬<lb/> kade hinter dem Lorbeerwalde, die ſich in 20<lb/> Abſätze wie er in 20 Jahre zertheilte, und er<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [89/0109]
nächtliche Lügner näher gemalt. — Sogar das
nächtliche noch in ſeinem Herzen verſchloſſene
Schattenſpiel machte ihn durch die Unerklärlich¬
keit — da ers keinem bekannten Menſchen zu¬
zuſchreiben wußte — und durch die Weiſſagung
beklommen, daß er an ſeiner Geburtsſtunde —
und dieſe ſtand ſo nahe, am Himmelfahrtstage
— den Namen ſeiner Braut vernehmen würde.
Der lachende Tag nahm zwar den Geiſterſze¬
nen die Todtenfarbe, gab aber der Krone und
der Waſſergöttinn friſchen Glanz.
Er durchſchwankte alle heilige Stätten in
dieſem gelobten Lande — Er gieng in die dunkle
Arkade, wo er die Reliquien ſeiner Kindheit
und ſeinen Vater gefunden hatte, und nahm
mit einem bangen Gefühle die auf den Boden
entfallne zerquetſche Larve zu ſich. Er beſtieg
die von Limonien mit Sonnenſchein beſprengte
Gallerie und ſah nach den hohen Zypreſſen und
den Kaſtaniengipfeln im weiten Blau, wo ihm
der Mond wie das aufgegangne Mutter-Auge
erſchienen war. — Er trat nahe vor eine Kas¬
kade hinter dem Lorbeerwalde, die ſich in 20
Abſätze wie er in 20 Jahre zertheilte, und er
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Zitationshilfe: | Jean Paul: Titan. Bd. 1. Berlin, 1800, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan01_1800/109>, abgerufen am 16.02.2025. |