lischen Weitläuftigkeiten aus oder über das Frivol¬ ste frivol? hören und üben sie Persiflieren ungern oder legen sie -- Balköniginnen und Gouvernann¬ ten der bureaux d'esprit freilich ausgenommen -- wohl je den geringsten Akzent, Accent und Werth auf ihre Tisch- Toilette- Spiegel- und andre Re¬ den? oder legen sie einen auf Wahrheiten? Zum Glück nimmt diese Feinheit des Tons, die das Fa¬ kultätssiegel und der Handwerksgruß der Weiber ist, mit der Feinheit der Stoffe zu, die eine um¬ hat. Ein Paar kleine deutsche Städte, etwa Un¬ terscheerau u. a. müssen sich mir nicht entge¬ gen werfen, wo freilich die dasigen Weiber, die sich lieber Damen nennen hören, mit nichts Laute von sich geben als mit dem artikulierten Fächer und Schleprock, den Insekten gleich, deren Stim¬ me nicht aus dem Munde, sondern aus dem schwir¬ renden Flugwerk, Bauchtrommelfell etc. hervor¬ sauset.
Viele muthen mir zu, diese Aehnlichkeit des weiblichen und des Hoftons gar hinaus zu bewei¬ sen: ich habe ja die Feder in der Hand und brau¬ che bloß einzutunken. Ein Sopranist im guten Ton (ich werde des Wohlklangs wegen "Hof- und
liſchen Weitlaͤuftigkeiten aus oder uͤber das Frivol¬ ſte frivol? hoͤren und uͤben ſie Perſiflieren ungern oder legen ſie — Balkoͤniginnen und Gouvernann¬ ten der bureaux d'eſprit freilich ausgenommen — wohl je den geringſten Akzent, Accent und Werth auf ihre Tiſch- Toilette- Spiegel- und andre Re¬ den? oder legen ſie einen auf Wahrheiten? Zum Gluͤck nimmt dieſe Feinheit des Tons, die das Fa¬ kultaͤtsſiegel und der Handwerksgruß der Weiber iſt, mit der Feinheit der Stoffe zu, die eine um¬ hat. Ein Paar kleine deutſche Staͤdte, etwa Un¬ terſcheerau u. a. muͤſſen ſich mir nicht entge¬ gen werfen, wo freilich die daſigen Weiber, die ſich lieber Damen nennen hoͤren, mit nichts Laute von ſich geben als mit dem artikulierten Faͤcher und Schleprock, den Inſekten gleich, deren Stim¬ me nicht aus dem Munde, ſondern aus dem ſchwir¬ renden Flugwerk, Bauchtrommelfell ꝛc. hervor¬ ſauſet.
Viele muthen mir zu, dieſe Aehnlichkeit des weiblichen und des Hoftons gar hinaus zu bewei¬ ſen: ich habe ja die Feder in der Hand und brau¬ che bloß einzutunken. Ein Sopraniſt im guten Ton (ich werde des Wohlklangs wegen „Hof- und
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liſchen Weitlaͤuftigkeiten aus oder uͤber das Frivol¬
ſte frivol? hoͤren und uͤben ſie Perſiflieren ungern
oder legen ſie — Balkoͤniginnen und Gouvernann¬
ten der bureaux d'eſprit freilich ausgenommen —
wohl je den geringſten Akzent, Accent und Werth
auf ihre Tiſch- Toilette- Spiegel- und andre Re¬
den? oder legen ſie einen auf Wahrheiten? Zum
Gluͤck nimmt dieſe Feinheit des Tons, die das Fa¬
kultaͤtsſiegel und der Handwerksgruß der Weiber
iſt, mit der Feinheit der Stoffe zu, die eine um¬
hat. Ein Paar kleine deutſche Staͤdte, etwa Un¬
terſcheerau u. a. muͤſſen ſich mir nicht entge¬
gen werfen, wo freilich die daſigen Weiber, die
ſich lieber Damen nennen hoͤren, mit nichts Laute
von ſich geben als mit dem artikulierten Faͤcher
und Schleprock, den Inſekten gleich, deren Stim¬
me nicht aus dem Munde, ſondern aus dem ſchwir¬
renden Flugwerk, Bauchtrommelfell ꝛc. hervor¬
ſauſet.
Viele muthen mir zu, dieſe Aehnlichkeit des
weiblichen und des Hoftons gar hinaus zu bewei¬
ſen: ich habe ja die Feder in der Hand und brau¬
che bloß einzutunken. Ein Sopraniſt im guten
Ton (ich werde des Wohlklangs wegen „Hof- und
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Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 2. Berlin, 1793, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge02_1793/88>, abgerufen am 25.11.2024.
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