litterarische, und der dritte, weil er sich es ausmalte, wie viel Pensionen und Gagen der gan¬ ze Hof ohne die Kammer, d. h. ohne ihn wohl hätte, und sämtliche drei, weil sie glaubten, sie hielten den Thron, ob sie gleich nichts hätten tra¬ gen können als in Salomons Tempel das -- eher¬ ne Meer.
Nro. 10 war die Residentin, die sich nach dem Tone eines jeden stimmte und doch durch ihren eig¬ nen sich von allen Weibern unterschied -- gleich dem König Mithridates redete sie die Sprachen aller ihrer Unterthanen.
Nro. 11, 12 war eine durchreisende Aebtissin und eine verwittibte Fürstin von **, die ihrem Stande gemäß einsylbig und hautain waren.
Nro. 13 war die Defaillante, deren größte Reize und Anziehungskraft in den kleinen Füßen angebracht waren, wie in den zwei Füßen eines armirten Magneten. Der Kopf, ihr zweiter Pol, stieß ab, was der untere zog.
Nro. 00000 gehen mich nichts an; es waren alte in den Schminksalpeter eingepöckelte Damen- Gesichter, denen aus dem Schiffbruch ihres unter¬ gesunknen Lebens nichts geblieben war als ein har¬
litterariſche, und der dritte, weil er ſich es ausmalte, wie viel Penſionen und Gagen der gan¬ ze Hof ohne die Kammer, d. h. ohne ihn wohl haͤtte, und ſaͤmtliche drei, weil ſie glaubten, ſie hielten den Thron, ob ſie gleich nichts haͤtten tra¬ gen koͤnnen als in Salomons Tempel das — eher¬ ne Meer.
Nro. 10 war die Reſidentin, die ſich nach dem Tone eines jeden ſtimmte und doch durch ihren eig¬ nen ſich von allen Weibern unterſchied — gleich dem Koͤnig Mithridates redete ſie die Sprachen aller ihrer Unterthanen.
Nro. 11, 12 war eine durchreiſende Aebtiſſin und eine verwittibte Fuͤrſtin von **, die ihrem Stande gemaͤß einſylbig und hautain waren.
Nro. 13 war die Défaillante, deren groͤßte Reize und Anziehungskraft in den kleinen Fuͤßen angebracht waren, wie in den zwei Fuͤßen eines armirten Magneten. Der Kopf, ihr zweiter Pol, ſtieß ab, was der untere zog.
Nro. 00000 gehen mich nichts an; es waren alte in den Schminkſalpeter eingepoͤckelte Damen- Geſichter, denen aus dem Schiffbruch ihres unter¬ geſunknen Lebens nichts geblieben war als ein har¬
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litterariſche, und der dritte, weil er ſich es
ausmalte, wie viel Penſionen und Gagen der gan¬
ze Hof ohne die Kammer, d. h. ohne ihn wohl
haͤtte, und ſaͤmtliche drei, weil ſie glaubten, ſie
hielten den Thron, ob ſie gleich nichts haͤtten tra¬
gen koͤnnen als in Salomons Tempel das — eher¬
ne Meer.
Nro. 10 war die Reſidentin, die ſich nach dem
Tone eines jeden ſtimmte und doch durch ihren eig¬
nen ſich von allen Weibern unterſchied — gleich dem
Koͤnig Mithridates redete ſie die Sprachen aller
ihrer Unterthanen.
Nro. 11, 12 war eine durchreiſende Aebtiſſin
und eine verwittibte Fuͤrſtin von **, die ihrem
Stande gemaͤß einſylbig und hautain waren.
Nro. 13 war die Défaillante, deren groͤßte Reize
und Anziehungskraft in den kleinen Fuͤßen angebracht
waren, wie in den zwei Fuͤßen eines armirten
Magneten. Der Kopf, ihr zweiter Pol, ſtieß ab,
was der untere zog.
Nro. 00000 gehen mich nichts an; es waren
alte in den Schminkſalpeter eingepoͤckelte Damen-
Geſichter, denen aus dem Schiffbruch ihres unter¬
geſunknen Lebens nichts geblieben war als ein har¬
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Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 2. Berlin, 1793, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge02_1793/78>, abgerufen am 25.11.2024.
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