Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 2. Berlin, 1793.

Bild:
<< vorherige Seite

Nro. 5 war Kagliostro, der unter so vielen
pointirenden Köpfen das Schicksal der Aerzte
und Gespenster und Advokaten hatte, daß seine öf¬
fentlichen Spötter zugleich seine geheimen Jün¬
ger
und Klienten sind.

Nro. 6 war mein Gerichtsherr v. Röper, der weil
er mit dem Fürsten etwas zu sprechen hatte dage¬
blieben war. Er war der einzige im ganzen E߬
konvent, der zweierlei that: erstlich daß er alle
Weinsortiments des Bousischen Wein-Inventa¬
riums sich reichen ließ, um von allen Weingütern
der Residentin denjenigen deutlichen, oder doch
klaren Begriff in seinem Magen zu bringen, wor¬
auf die ältern Logiken so sehr dringen -- zwei¬
tens
legt' er einen so großen Werth auf das fri¬
kassirte, marinirte etc. Souper als wenn ers gäbe
und nicht bekäme und wurde immer höflicher und
gebückter, je satter und voller er wurde, gleich
einer Wurst, die sich krümmt, wenn man sie
füllet.

Nro. 7. 8. 9 waren zwei grobe Regierungsrä¬
the ** und ein grober Kammerpräsident *, wovon
die zwei erstern den ganzen Hof verachteten, weil
er keine andern Pandekten im Kopfe hatte als

E 2

Nro. 5 war Kaglioſtro, der unter ſo vielen
pointirenden Koͤpfen das Schickſal der Aerzte
und Geſpenſter und Advokaten hatte, daß ſeine oͤf¬
fentlichen Spoͤtter zugleich ſeine geheimen Juͤn¬
ger
und Klienten ſind.

Nro. 6 war mein Gerichtsherr v. Roͤper, der weil
er mit dem Fuͤrſten etwas zu ſprechen hatte dage¬
blieben war. Er war der einzige im ganzen E߬
konvent, der zweierlei that: erſtlich daß er alle
Weinſortiments des Bouſiſchen Wein-Inventa¬
riums ſich reichen ließ, um von allen Weinguͤtern
der Reſidentin denjenigen deutlichen, oder doch
klaren Begriff in ſeinem Magen zu bringen, wor¬
auf die aͤltern Logiken ſo ſehr dringen — zwei¬
tens
legt' er einen ſo großen Werth auf das fri¬
kaſſirte, marinirte ꝛc. Souper als wenn ers gaͤbe
und nicht bekaͤme und wurde immer hoͤflicher und
gebuͤckter, je ſatter und voller er wurde, gleich
einer Wurſt, die ſich kruͤmmt, wenn man ſie
fuͤllet.

Nro. 7. 8. 9 waren zwei grobe Regierungsraͤ¬
the ** und ein grober Kammerpraͤſident *, wovon
die zwei erſtern den ganzen Hof verachteten, weil
er keine andern Pandekten im Kopfe hatte als

E 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0077" n="67"/>
          <p><hi rendition="#aq">Nro</hi>. 5 war Kaglio&#x017F;tro, der unter &#x017F;o vielen<lb/><hi rendition="#g">pointirenden</hi> Ko&#x0364;pfen das Schick&#x017F;al der Aerzte<lb/>
und Ge&#x017F;pen&#x017F;ter und Advokaten hatte, daß &#x017F;eine o&#x0364;<lb/>
fentlichen <hi rendition="#g">Spo&#x0364;tter</hi> zugleich &#x017F;eine geheimen <hi rendition="#g">Ju&#x0364;<lb/>
ger</hi> und Klienten &#x017F;ind.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">Nro</hi>. 6 war mein Gerichtsherr v. Ro&#x0364;per, der weil<lb/>
er mit dem Fu&#x0364;r&#x017F;ten etwas zu &#x017F;prechen hatte dage¬<lb/>
blieben war. Er war der einzige im ganzen E߬<lb/>
konvent, der zweierlei that: <hi rendition="#g">er&#x017F;tlich</hi> daß er alle<lb/>
Wein&#x017F;ortiments des Bou&#x017F;i&#x017F;chen Wein-Inventa¬<lb/>
riums &#x017F;ich reichen ließ, um von allen Weingu&#x0364;tern<lb/>
der Re&#x017F;identin denjenigen deutlichen, oder doch<lb/>
klaren Begriff in &#x017F;einem Magen zu bringen, wor¬<lb/>
auf die a&#x0364;ltern Logiken &#x017F;o &#x017F;ehr dringen &#x2014; <hi rendition="#g">zwei¬<lb/>
tens</hi> legt' er einen &#x017F;o großen Werth auf das fri¬<lb/>
ka&#x017F;&#x017F;irte, marinirte &#xA75B;c. Souper als wenn ers ga&#x0364;be<lb/>
und nicht beka&#x0364;me und wurde immer ho&#x0364;flicher und<lb/><hi rendition="#g">gebu&#x0364;ckter</hi>, je &#x017F;atter und voller er wurde, gleich<lb/>
einer Wur&#x017F;t, die &#x017F;ich <hi rendition="#g">kru&#x0364;mmt</hi>, wenn man &#x017F;ie<lb/><hi rendition="#g">fu&#x0364;llet</hi>.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">Nro</hi>. 7. 8. 9 waren zwei grobe Regierungsra&#x0364;¬<lb/>
the ** und ein grober Kammerpra&#x0364;&#x017F;ident *, wovon<lb/>
die zwei er&#x017F;tern den ganzen Hof verachteten, weil<lb/>
er keine andern <hi rendition="#g">Pandekten</hi> im Kopfe hatte als<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">E 2<lb/></fw>
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[67/0077] Nro. 5 war Kaglioſtro, der unter ſo vielen pointirenden Koͤpfen das Schickſal der Aerzte und Geſpenſter und Advokaten hatte, daß ſeine oͤf¬ fentlichen Spoͤtter zugleich ſeine geheimen Juͤn¬ ger und Klienten ſind. Nro. 6 war mein Gerichtsherr v. Roͤper, der weil er mit dem Fuͤrſten etwas zu ſprechen hatte dage¬ blieben war. Er war der einzige im ganzen E߬ konvent, der zweierlei that: erſtlich daß er alle Weinſortiments des Bouſiſchen Wein-Inventa¬ riums ſich reichen ließ, um von allen Weinguͤtern der Reſidentin denjenigen deutlichen, oder doch klaren Begriff in ſeinem Magen zu bringen, wor¬ auf die aͤltern Logiken ſo ſehr dringen — zwei¬ tens legt' er einen ſo großen Werth auf das fri¬ kaſſirte, marinirte ꝛc. Souper als wenn ers gaͤbe und nicht bekaͤme und wurde immer hoͤflicher und gebuͤckter, je ſatter und voller er wurde, gleich einer Wurſt, die ſich kruͤmmt, wenn man ſie fuͤllet. Nro. 7. 8. 9 waren zwei grobe Regierungsraͤ¬ the ** und ein grober Kammerpraͤſident *, wovon die zwei erſtern den ganzen Hof verachteten, weil er keine andern Pandekten im Kopfe hatte als E 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge02_1793
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge02_1793/77
Zitationshilfe: Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 2. Berlin, 1793, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge02_1793/77>, abgerufen am 22.11.2024.