ich dich zu einem Bilde der schönen Beata mache! -- o könnt' ich doch ihre Heiligengestalt aus mei¬ nem Herzen heben und hieher auf meine Blätter legen, damit es der Leser sähe, nicht begriffe, wie von der Junonischen Bouse, aus der alle weib¬ liche Reize brechen, selbst erhabne Uneigennützig¬ keit, bloß nur Unschuld und weibliche bescheidne Zurückgezogenheit nicht, wie von ihr alle diese hölzerne Strahlen abfallen, wenn sich neben ihr mehr verhüllt als zeigt Beata, die über die heftigsten weiblichen Wünsche den innern Sieg er¬ hält und doch weder Sieg noch Kampf verräth -- die, ohne Bousens Trauer-Hülfe und Trauer- Pantomime, ein erweichtes Herz dir giebt und deinen Blick monarchisch beherrschet -- und mit der du im Mondschein gehen kannst, ohne sie oder die magische Scene um dich minder zu ge¬ nießen. -- Gustav fühlte noch mehr als ich; und ich fühle in meinen biographischen Stunden wieder mehr als sonst in meinen musikalischen.
Apropos! wenn sie essen: werd' ich auch die übrigen Gäste abfärben. Unter dem gesellschaftli¬ chen Tumult, der so wohl seine Sinnen als Ideen betäubte, fiel freilich nur Beatens halbes Son¬
ich dich zu einem Bilde der ſchoͤnen Beata mache! — o koͤnnt' ich doch ihre Heiligengeſtalt aus mei¬ nem Herzen heben und hieher auf meine Blaͤtter legen, damit es der Leſer ſaͤhe, nicht begriffe, wie von der Junoniſchen Bouſe, aus der alle weib¬ liche Reize brechen, ſelbſt erhabne Uneigennuͤtzig¬ keit, bloß nur Unſchuld und weibliche beſcheidne Zuruͤckgezogenheit nicht, wie von ihr alle dieſe hoͤlzerne Strahlen abfallen, wenn ſich neben ihr mehr verhuͤllt als zeigt Beata, die uͤber die heftigſten weiblichen Wuͤnſche den innern Sieg er¬ haͤlt und doch weder Sieg noch Kampf verraͤth — die, ohne Bouſens Trauer-Huͤlfe und Trauer- Pantomime, ein erweichtes Herz dir giebt und deinen Blick monarchiſch beherrſchet — und mit der du im Mondſchein gehen kannſt, ohne ſie oder die magiſche Scene um dich minder zu ge¬ nießen. — Guſtav fuͤhlte noch mehr als ich; und ich fuͤhle in meinen biographiſchen Stunden wieder mehr als ſonſt in meinen muſikaliſchen.
Apropos! wenn ſie eſſen: werd' ich auch die uͤbrigen Gaͤſte abfaͤrben. Unter dem geſellſchaftli¬ chen Tumult, der ſo wohl ſeine Sinnen als Ideen betaͤubte, fiel freilich nur Beatens halbes Son¬
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0070"n="60"/>
ich dich zu einem Bilde der ſchoͤnen Beata mache!<lb/>— o koͤnnt' ich doch ihre Heiligengeſtalt aus mei¬<lb/>
nem Herzen heben und hieher auf meine Blaͤtter<lb/>
legen, damit es der Leſer ſaͤhe, nicht begriffe,<lb/>
wie von der Junoniſchen Bouſe, aus der alle weib¬<lb/>
liche Reize brechen, ſelbſt erhabne Uneigennuͤtzig¬<lb/>
keit, bloß nur <hirendition="#g">Unſchuld</hi> und weibliche beſcheidne<lb/><hirendition="#g">Zuruͤckgezogenheit</hi> nicht, wie von ihr alle<lb/>
dieſe hoͤlzerne Strahlen abfallen, wenn ſich neben<lb/>
ihr mehr verhuͤllt als zeigt Beata, die uͤber die<lb/>
heftigſten weiblichen Wuͤnſche den innern Sieg er¬<lb/>
haͤlt und doch weder Sieg noch Kampf verraͤth —<lb/>
die, ohne Bouſens Trauer-Huͤlfe und Trauer-<lb/>
Pantomime, ein erweichtes Herz dir giebt und<lb/>
deinen Blick monarchiſch beherrſchet — und mit<lb/>
der du im Mondſchein gehen kannſt, ohne <hirendition="#g">ſie</hi><lb/>
oder die magiſche <hirendition="#g">Scene</hi> um dich minder zu ge¬<lb/>
nießen. — Guſtav fuͤhlte noch mehr als ich; und<lb/>
ich fuͤhle in meinen biographiſchen Stunden wieder<lb/>
mehr als ſonſt in meinen muſikaliſchen.</p><lb/><p>Apropos! wenn ſie eſſen: werd' ich auch die<lb/>
uͤbrigen Gaͤſte abfaͤrben. Unter dem geſellſchaftli¬<lb/>
chen Tumult, der ſo wohl ſeine Sinnen als Ideen<lb/>
betaͤubte, fiel freilich nur Beatens halbes Son¬<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[60/0070]
ich dich zu einem Bilde der ſchoͤnen Beata mache!
— o koͤnnt' ich doch ihre Heiligengeſtalt aus mei¬
nem Herzen heben und hieher auf meine Blaͤtter
legen, damit es der Leſer ſaͤhe, nicht begriffe,
wie von der Junoniſchen Bouſe, aus der alle weib¬
liche Reize brechen, ſelbſt erhabne Uneigennuͤtzig¬
keit, bloß nur Unſchuld und weibliche beſcheidne
Zuruͤckgezogenheit nicht, wie von ihr alle
dieſe hoͤlzerne Strahlen abfallen, wenn ſich neben
ihr mehr verhuͤllt als zeigt Beata, die uͤber die
heftigſten weiblichen Wuͤnſche den innern Sieg er¬
haͤlt und doch weder Sieg noch Kampf verraͤth —
die, ohne Bouſens Trauer-Huͤlfe und Trauer-
Pantomime, ein erweichtes Herz dir giebt und
deinen Blick monarchiſch beherrſchet — und mit
der du im Mondſchein gehen kannſt, ohne ſie
oder die magiſche Scene um dich minder zu ge¬
nießen. — Guſtav fuͤhlte noch mehr als ich; und
ich fuͤhle in meinen biographiſchen Stunden wieder
mehr als ſonſt in meinen muſikaliſchen.
Apropos! wenn ſie eſſen: werd' ich auch die
uͤbrigen Gaͤſte abfaͤrben. Unter dem geſellſchaftli¬
chen Tumult, der ſo wohl ſeine Sinnen als Ideen
betaͤubte, fiel freilich nur Beatens halbes Son¬
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 2. Berlin, 1793, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge02_1793/70>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.