kleinen Propheten zum Fenster hineingepredigt. Denn einem Schnupftuch in einer weiblichen Hand erlag er stets auf der Stelle ohne weitere Gegenwehr wie der Löwe dem gedrehten Wagenrade und der Ele¬ phant der Maus. Dorfkoketten machen sich aus dem Schnupftuch die nämliche Feldschlange und Kriegs¬ maschine, die sich die Stadtkoketten aus dem Fächer machen; aber die Wellen eines Tuchs sind gefälliger als das knackende Truthahns Radschlagen der bunten Streitkolbe des Fächers.
Auf alle Fälle kann unser Wuz sich damit ent¬ schuldigen, daß seines Wissens die Oerter öffentlicher Freude das Herz für alle Empfindungen, die viel Platz bedürfen, für Aufopferung, für Muth und auch für Liebe weiter machen; -- freilich in den engen Amts- und Arbeitsstuben, auf Rathhäusern, in geheimen Kabinetten liegen unsre Herzen wie auf eben so vie¬ len Welkboden, Darrofen und runzeln ein.
Wuz trug seinen mit dem Gas der Liebe aufge¬ füllten und emporgetriebnen Herzballon freudig ins Alumneum zurück, ohne jemand eine Sylbe zu mel¬ den, am wenigsten der Schnupftuch-Fahnenjunke¬ rin -- nicht aus Scheu sondern weil er nie mehr be¬ gehrte als die Gegenwart, er war nur froh, daß er selbst verliebt war und dachte an weiter nichts . . .
kleinen Propheten zum Fenſter hineingepredigt. Denn einem Schnupftuch in einer weiblichen Hand erlag er ſtets auf der Stelle ohne weitere Gegenwehr wie der Loͤwe dem gedrehten Wagenrade und der Ele¬ phant der Maus. Dorfkoketten machen ſich aus dem Schnupftuch die naͤmliche Feldſchlange und Kriegs¬ maſchine, die ſich die Stadtkoketten aus dem Faͤcher machen; aber die Wellen eines Tuchs ſind gefaͤlliger als das knackende Truthahns Radſchlagen der bunten Streitkolbe des Faͤchers.
Auf alle Faͤlle kann unſer Wuz ſich damit ent¬ ſchuldigen, daß ſeines Wiſſens die Oerter oͤffentlicher Freude das Herz fuͤr alle Empfindungen, die viel Platz beduͤrfen, fuͤr Aufopferung, fuͤr Muth und auch fuͤr Liebe weiter machen; — freilich in den engen Amts- und Arbeitsſtuben, auf Rathhaͤuſern, in geheimen Kabinetten liegen unſre Herzen wie auf eben ſo vie¬ len Welkboden, Darrofen und runzeln ein.
Wuz trug ſeinen mit dem Gas der Liebe aufge¬ fuͤllten und emporgetriebnen Herzballon freudig ins Alumneum zuruͤck, ohne jemand eine Sylbe zu mel¬ den, am wenigſten der Schnupftuch-Fahnenjunke¬ rin — nicht aus Scheu ſondern weil er nie mehr be¬ gehrte als die Gegenwart, er war nur froh, daß er ſelbſt verliebt war und dachte an weiter nichts . . .
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kleinen Propheten zum Fenſter hineingepredigt.
Denn einem Schnupftuch in einer weiblichen Hand
erlag er ſtets auf der Stelle ohne weitere Gegenwehr
wie der Loͤwe dem gedrehten Wagenrade und der Ele¬
phant der Maus. Dorfkoketten machen ſich aus dem
Schnupftuch die naͤmliche Feldſchlange und Kriegs¬
maſchine, die ſich die Stadtkoketten aus dem Faͤcher
machen; aber die Wellen eines Tuchs ſind gefaͤlliger
als das knackende Truthahns Radſchlagen der bunten
Streitkolbe des Faͤchers.
Auf alle Faͤlle kann unſer Wuz ſich damit ent¬
ſchuldigen, daß ſeines Wiſſens die Oerter oͤffentlicher
Freude das Herz fuͤr alle Empfindungen, die viel Platz
beduͤrfen, fuͤr Aufopferung, fuͤr Muth und auch fuͤr
Liebe weiter machen; — freilich in den engen Amts-
und Arbeitsſtuben, auf Rathhaͤuſern, in geheimen
Kabinetten liegen unſre Herzen wie auf eben ſo vie¬
len Welkboden, Darrofen und runzeln ein.
Wuz trug ſeinen mit dem Gas der Liebe aufge¬
fuͤllten und emporgetriebnen Herzballon freudig ins
Alumneum zuruͤck, ohne jemand eine Sylbe zu mel¬
den, am wenigſten der Schnupftuch-Fahnenjunke¬
rin — nicht aus Scheu ſondern weil er nie mehr be¬
gehrte als die Gegenwart, er war nur froh, daß er
ſelbſt verliebt war und dachte an weiter nichts . . .
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Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 2. Berlin, 1793, S. 390. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge02_1793/400>, abgerufen am 22.11.2024.
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