Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 2. Berlin, 1793.

Bild:
<< vorherige Seite

stel nennen werde. Da der Alumnus unter dem
Tanzen (wenige Gymnasiasten hätten mitgetanzt,
aber Wuz war nie stolz und immer eitel) den Au¬
genblick weghatte, was -- ihn nicht einmal einge¬
rechnet -- an der Justel wäre, daß sie ein hübsches
gelenkiges Ding und schon im Briefschreiben und in
der Regel Detri in Brüchen und die Pathin der
Frau Seniorin und in einem Alter von 15 Jahren
und nur als eine Gast-Tänzerin mit in der Stube
wäre: so that der Gast-Tänzer seines Orts was
in solchen Fällen zu thun ist, er wurde wie gesagt
verliebt -- schon beim ersten Schleifer flogs wie Fie¬
berhitze an ihn -- unter dem Rangiren zum zwei¬
ten, wo er stillstehend die Inlage seiner rechten
Hand bedachte und befühlte, stiegs unverhältni߬
mäßig -- er tanzte sich augenscheinlich in die Liebe
und in ihre Garne hinein -- als sie noch dazu die
rothen Haubenbänder auseinanderfallen und sie
ungemein nachläßig um den nackten Hals zurück¬
flatterrn ließ: so vernahm er die Basgeige nicht
mehr -- und als sie endlich gar mit einem rothen
Schnupftuch sich Kühlung vorwedelte und es hinter
und vor ihm stiegen ließ: so war ihm nimmer zu
helfen, und hätten die vier großen und die 12

ſtel nennen werde. Da der Alumnus unter dem
Tanzen (wenige Gymnaſiaſten haͤtten mitgetanzt,
aber Wuz war nie ſtolz und immer eitel) den Au¬
genblick weghatte, was — ihn nicht einmal einge¬
rechnet — an der Juſtel waͤre, daß ſie ein huͤbſches
gelenkiges Ding und ſchon im Briefſchreiben und in
der Regel Detri in Bruͤchen und die Pathin der
Frau Seniorin und in einem Alter von 15 Jahren
und nur als eine Gaſt-Taͤnzerin mit in der Stube
waͤre: ſo that der Gaſt-Taͤnzer ſeines Orts was
in ſolchen Faͤllen zu thun iſt, er wurde wie geſagt
verliebt — ſchon beim erſten Schleifer flogs wie Fie¬
berhitze an ihn — unter dem Rangiren zum zwei¬
ten, wo er ſtillſtehend die Inlage ſeiner rechten
Hand bedachte und befuͤhlte, ſtiegs unverhaͤltni߬
maͤßig — er tanzte ſich augenſcheinlich in die Liebe
und in ihre Garne hinein — als ſie noch dazu die
rothen Haubenbaͤnder auseinanderfallen und ſie
ungemein nachlaͤßig um den nackten Hals zuruͤck¬
flatterrn ließ: ſo vernahm er die Basgeige nicht
mehr — und als ſie endlich gar mit einem rothen
Schnupftuch ſich Kuͤhlung vorwedelte und es hinter
und vor ihm ſtiegen ließ: ſo war ihm nimmer zu
helfen, und haͤtten die vier großen und die 12

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0399" n="389"/>
&#x017F;tel nennen werde. Da der Alumnus unter dem<lb/>
Tanzen (wenige Gymna&#x017F;ia&#x017F;ten ha&#x0364;tten mitgetanzt,<lb/>
aber Wuz war nie &#x017F;tolz und immer eitel) den Au¬<lb/>
genblick weghatte, was &#x2014; ihn nicht einmal einge¬<lb/>
rechnet &#x2014; an der Ju&#x017F;tel wa&#x0364;re, daß &#x017F;ie ein hu&#x0364;b&#x017F;ches<lb/>
gelenkiges Ding und &#x017F;chon im Brief&#x017F;chreiben und in<lb/>
der Regel Detri in Bru&#x0364;chen und die Pathin der<lb/>
Frau Seniorin und in einem Alter von 15 Jahren<lb/>
und nur als eine Ga&#x017F;t-Ta&#x0364;nzerin mit in der Stube<lb/>
wa&#x0364;re: &#x017F;o that der Ga&#x017F;t-Ta&#x0364;nzer &#x017F;eines Orts was<lb/>
in &#x017F;olchen Fa&#x0364;llen zu thun i&#x017F;t, er wurde wie ge&#x017F;agt<lb/>
verliebt &#x2014; &#x017F;chon beim er&#x017F;ten Schleifer flogs wie Fie¬<lb/>
berhitze an ihn &#x2014; unter dem Rangiren zum zwei¬<lb/>
ten, wo er &#x017F;till&#x017F;tehend die Inlage &#x017F;einer rechten<lb/>
Hand bedachte und befu&#x0364;hlte, &#x017F;tiegs unverha&#x0364;ltni߬<lb/>
ma&#x0364;ßig &#x2014; er tanzte &#x017F;ich augen&#x017F;cheinlich in die Liebe<lb/>
und in ihre Garne hinein &#x2014; als &#x017F;ie noch dazu die<lb/>
rothen Haubenba&#x0364;nder auseinanderfallen und &#x017F;ie<lb/>
ungemein nachla&#x0364;ßig um den nackten Hals zuru&#x0364;ck¬<lb/>
flatterrn ließ: &#x017F;o vernahm er die Basgeige nicht<lb/>
mehr &#x2014; und als &#x017F;ie endlich gar mit einem rothen<lb/>
Schnupftuch &#x017F;ich Ku&#x0364;hlung vorwedelte und es hinter<lb/>
und vor ihm &#x017F;tiegen ließ: &#x017F;o war ihm nimmer zu<lb/>
helfen, und ha&#x0364;tten die vier großen und die 12<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[389/0399] ſtel nennen werde. Da der Alumnus unter dem Tanzen (wenige Gymnaſiaſten haͤtten mitgetanzt, aber Wuz war nie ſtolz und immer eitel) den Au¬ genblick weghatte, was — ihn nicht einmal einge¬ rechnet — an der Juſtel waͤre, daß ſie ein huͤbſches gelenkiges Ding und ſchon im Briefſchreiben und in der Regel Detri in Bruͤchen und die Pathin der Frau Seniorin und in einem Alter von 15 Jahren und nur als eine Gaſt-Taͤnzerin mit in der Stube waͤre: ſo that der Gaſt-Taͤnzer ſeines Orts was in ſolchen Faͤllen zu thun iſt, er wurde wie geſagt verliebt — ſchon beim erſten Schleifer flogs wie Fie¬ berhitze an ihn — unter dem Rangiren zum zwei¬ ten, wo er ſtillſtehend die Inlage ſeiner rechten Hand bedachte und befuͤhlte, ſtiegs unverhaͤltni߬ maͤßig — er tanzte ſich augenſcheinlich in die Liebe und in ihre Garne hinein — als ſie noch dazu die rothen Haubenbaͤnder auseinanderfallen und ſie ungemein nachlaͤßig um den nackten Hals zuruͤck¬ flatterrn ließ: ſo vernahm er die Basgeige nicht mehr — und als ſie endlich gar mit einem rothen Schnupftuch ſich Kuͤhlung vorwedelte und es hinter und vor ihm ſtiegen ließ: ſo war ihm nimmer zu helfen, und haͤtten die vier großen und die 12

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge02_1793
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge02_1793/399
Zitationshilfe: Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 2. Berlin, 1793, S. 389. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge02_1793/399>, abgerufen am 25.11.2024.