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Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 2. Berlin, 1793.

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Gehirne und Metalle; denn aus diesem Buche
dürft' er, sollt' ers nur einmal ordentlich begrei¬
fen, frappant wissen, wo Barthel Most hole." --
Jetzt wollen wir wieder in seine Kindheit zurück.

Im zehnten Jahre verpuppte er sich in einen
Mulattenfarbigen Alumnus und obern Quintaner
der Stadt Scheerau. Sein Examinater muß mein
Zeuge seyn, daß es keine weisse Schminke ist, die ich
meinem Helden anstreiche, wenn ichs zu berichten
wage, daß er nur noch ein Blatt bis zur vierten
Deklination zurück zu legen hatte und daß er die
ganze Geschlechts-Exception thorax caudex pulex¬
que vor der Quinta wie ein Wecker abrollte --
bloß die Regel wußt' er nicht. Unter allen Ni¬
schen des Alumneums war nur eine so gescheuert
und geordnet wie die Prunkküche einer Nürnberge¬
rin; das war seine: denn zufriedene Menschen
sind die ordentlichsten. Er kaufte sich aus seinem
Beutel für zwei Kreuzer Nägel und beschlug seine
Zelle damit, um für alle Effekten besondere Nägel
zu haben -- er schlichtete seine Schreibbücher so
lange bis ihre Rücken so bleirecht auf einander la¬
gen wie eine preussische Fronte und er gieng beim
Mondenschein aus dem Bette und visirte so lange

Gehirne und Metalle; denn aus dieſem Buche
duͤrft' er, ſollt' ers nur einmal ordentlich begrei¬
fen, frappant wiſſen, wo Barthel Moſt hole.“ —
Jetzt wollen wir wieder in ſeine Kindheit zuruͤck.

Im zehnten Jahre verpuppte er ſich in einen
Mulattenfarbigen Alumnus und obern Quintaner
der Stadt Scheerau. Sein Examinater muß mein
Zeuge ſeyn, daß es keine weiſſe Schminke iſt, die ich
meinem Helden anſtreiche, wenn ichs zu berichten
wage, daß er nur noch ein Blatt bis zur vierten
Deklination zuruͤck zu legen hatte und daß er die
ganze Geſchlechts-Exception thorax caudex pulex¬
que vor der Quinta wie ein Wecker abrollte —
bloß die Regel wußt' er nicht. Unter allen Ni¬
ſchen des Alumneums war nur eine ſo geſcheuert
und geordnet wie die Prunkkuͤche einer Nuͤrnberge¬
rin; das war ſeine: denn zufriedene Menſchen
ſind die ordentlichſten. Er kaufte ſich aus ſeinem
Beutel fuͤr zwei Kreuzer Naͤgel und beſchlug ſeine
Zelle damit, um fuͤr alle Effekten beſondere Naͤgel
zu haben — er ſchlichtete ſeine Schreibbuͤcher ſo
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gen wie eine preuſſiſche Fronte und er gieng beim
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[382/0392] Gehirne und Metalle; denn aus dieſem Buche duͤrft' er, ſollt' ers nur einmal ordentlich begrei¬ fen, frappant wiſſen, wo Barthel Moſt hole.“ — Jetzt wollen wir wieder in ſeine Kindheit zuruͤck. Im zehnten Jahre verpuppte er ſich in einen Mulattenfarbigen Alumnus und obern Quintaner der Stadt Scheerau. Sein Examinater muß mein Zeuge ſeyn, daß es keine weiſſe Schminke iſt, die ich meinem Helden anſtreiche, wenn ichs zu berichten wage, daß er nur noch ein Blatt bis zur vierten Deklination zuruͤck zu legen hatte und daß er die ganze Geſchlechts-Exception thorax caudex pulex¬ que vor der Quinta wie ein Wecker abrollte — bloß die Regel wußt' er nicht. Unter allen Ni¬ ſchen des Alumneums war nur eine ſo geſcheuert und geordnet wie die Prunkkuͤche einer Nuͤrnberge¬ rin; das war ſeine: denn zufriedene Menſchen ſind die ordentlichſten. Er kaufte ſich aus ſeinem Beutel fuͤr zwei Kreuzer Naͤgel und beſchlug ſeine Zelle damit, um fuͤr alle Effekten beſondere Naͤgel zu haben — er ſchlichtete ſeine Schreibbuͤcher ſo lange bis ihre Ruͤcken ſo bleirecht auf einander la¬ gen wie eine preuſſiſche Fronte und er gieng beim Mondenſchein aus dem Bette und viſirte ſo lange

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Zitationshilfe: Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 2. Berlin, 1793, S. 382. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge02_1793/392>, abgerufen am 22.11.2024.