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Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 2. Berlin, 1793.

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seine Hand durch die gemalte anspornte; und sein
Sohn klagte oft, daß in manchen Jahren sein Va¬
ter vor litterarischer Geburtsarbeit kaum niesen
konnte, weil er auf einmal Sturms Betrachtun¬
gen die verbesserte Auflage, Schillers Räuber und
Kants Kritik der reinen Vernunft, der Welt zu
schenken hatte. Das geschah bei Tage; Abends
mußte der gute Mann nach dem Abendessen noch
gar um den Südpol rudern und konnte auf seiner
Kookischen Reise kaum drei gescheute Worte zum
Sohne nach Deutschland heraufreden. Denn da un¬
ser Encyklopädist nie das innere Afrika oder nur
einen spanischen Maulesel-Stall betreten oder die
Einwohner von beiden gesprochen hatte: so hatt'
er desto mehr Zeit und Fähigkeit, von beiden und
allen Ländern reichhaltige Reisebeschreibungen zu lie¬
fern -- ich meine eine solche, worauf der Stati¬
stiker, der Menschheits-Geschichtschreiber und ich
selber fußen können -- erstlich deswegen, weil auch
andre Reisejournalisten ihre Beschreibungen, ohne
die Reise machen -- zweitens auch weil Reisebe¬
schreibungen überhaupt unmöglich auf eine andre
Art zu machen sind, angesehen noch kein Reisebe¬
schreiber wirklich vor oder in dem Lande stand, das

ſeine Hand durch die gemalte anſpornte; und ſein
Sohn klagte oft, daß in manchen Jahren ſein Va¬
ter vor litterariſcher Geburtsarbeit kaum nieſen
konnte, weil er auf einmal Sturms Betrachtun¬
gen die verbeſſerte Auflage, Schillers Raͤuber und
Kants Kritik der reinen Vernunft, der Welt zu
ſchenken hatte. Das geſchah bei Tage; Abends
mußte der gute Mann nach dem Abendeſſen noch
gar um den Suͤdpol rudern und konnte auf ſeiner
Kookiſchen Reiſe kaum drei geſcheute Worte zum
Sohne nach Deutſchland heraufreden. Denn da un¬
ſer Encyklopaͤdiſt nie das innere Afrika oder nur
einen ſpaniſchen Mauleſel-Stall betreten oder die
Einwohner von beiden geſprochen hatte: ſo hatt'
er deſto mehr Zeit und Faͤhigkeit, von beiden und
allen Laͤndern reichhaltige Reiſebeſchreibungen zu lie¬
fern — ich meine eine ſolche, worauf der Stati¬
ſtiker, der Menſchheits-Geſchichtſchreiber und ich
ſelber fußen koͤnnen — erſtlich deswegen, weil auch
andre Reiſejournaliſten ihre Beſchreibungen, ohne
die Reiſe machen — zweitens auch weil Reiſebe¬
ſchreibungen uͤberhaupt unmoͤglich auf eine andre
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[379/0389] ſeine Hand durch die gemalte anſpornte; und ſein Sohn klagte oft, daß in manchen Jahren ſein Va¬ ter vor litterariſcher Geburtsarbeit kaum nieſen konnte, weil er auf einmal Sturms Betrachtun¬ gen die verbeſſerte Auflage, Schillers Raͤuber und Kants Kritik der reinen Vernunft, der Welt zu ſchenken hatte. Das geſchah bei Tage; Abends mußte der gute Mann nach dem Abendeſſen noch gar um den Suͤdpol rudern und konnte auf ſeiner Kookiſchen Reiſe kaum drei geſcheute Worte zum Sohne nach Deutſchland heraufreden. Denn da un¬ ſer Encyklopaͤdiſt nie das innere Afrika oder nur einen ſpaniſchen Mauleſel-Stall betreten oder die Einwohner von beiden geſprochen hatte: ſo hatt' er deſto mehr Zeit und Faͤhigkeit, von beiden und allen Laͤndern reichhaltige Reiſebeſchreibungen zu lie¬ fern — ich meine eine ſolche, worauf der Stati¬ ſtiker, der Menſchheits-Geſchichtſchreiber und ich ſelber fußen koͤnnen — erſtlich deswegen, weil auch andre Reiſejournaliſten ihre Beſchreibungen, ohne die Reiſe machen — zweitens auch weil Reiſebe¬ ſchreibungen uͤberhaupt unmoͤglich auf eine andre Art zu machen ſind, angeſehen noch kein Reiſebe¬ ſchreiber wirklich vor oder in dem Lande ſtand, das

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Zitationshilfe: Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 2. Berlin, 1793, S. 379. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge02_1793/389>, abgerufen am 22.11.2024.