er -- und böten die Leute ihm Balleien dafür an -- nicht herauskriegen, wienach und warum der Buchführer das Gedruckte allzeit so sehr interpolie¬ re und umsetze, daß man wahrhaftig schwören soll¬ te, das Gedruckte und das Geschriebne hätten dop¬ pelte Verfasser, wüste man's nicht sonst.
Es war einfältig wenn etwa ihm zum Pos¬ sen ein Autor sein Werk gründlich schrieb, näm¬ lich in Queerfolio -- oder witzig, nämlich in Se¬ dez: denn sein Mitmeister Wuz sprang den Au¬ genblick herbei und legte seinen Bogen in die Que¬ re hin oder krempte ihn in Sedezimo ein.
Nur Ein Buch ließ er in sein Haus, den Me߬ katalog; denn die besten Inventarienstücke desselben mußte der Senior am Rande mit einer schwarzen Hand bestempeln, damit er sie hurtig genug schrei¬ ben konnte, um das Ostermeß-Heu in die Panse des Repositoriums hinein zu mähen, eh' das Mi¬ chaelis-Grummet herausschoß. Ich möchte seine Meisterstücke nicht schreiben. Den größten Schaden hatte der Mann davon -- Obstruktion zu halben Wochen und Strangurie auf der andern Seite -- wenn der Senior (sein Friedrich Nikola:) zuviel Gutes, das er zu schreiben hatte, anstrich und
er — und boͤten die Leute ihm Balleien dafuͤr an — nicht herauskriegen, wienach und warum der Buchfuͤhrer das Gedruckte allzeit ſo ſehr interpolie¬ re und umſetze, daß man wahrhaftig ſchwoͤren ſoll¬ te, das Gedruckte und das Geſchriebne haͤtten dop¬ pelte Verfaſſer, wuͤſte man's nicht ſonſt.
Es war einfaͤltig wenn etwa ihm zum Poſ¬ ſen ein Autor ſein Werk gruͤndlich ſchrieb, naͤm¬ lich in Queerfolio — oder witzig, naͤmlich in Se¬ dez: denn ſein Mitmeiſter Wuz ſprang den Au¬ genblick herbei und legte ſeinen Bogen in die Que¬ re hin oder krempte ihn in Sedezimo ein.
Nur Ein Buch ließ er in ſein Haus, den Me߬ katalog; denn die beſten Inventarienſtuͤcke deſſelben mußte der Senior am Rande mit einer ſchwarzen Hand beſtempeln, damit er ſie hurtig genug ſchrei¬ ben konnte, um das Oſtermeß-Heu in die Panſe des Repoſitoriums hinein zu maͤhen, eh' das Mi¬ chaelis-Grummet herausſchoß. Ich moͤchte ſeine Meiſterſtuͤcke nicht ſchreiben. Den groͤßten Schaden hatte der Mann davon — Obſtruktion zu halben Wochen und Strangurie auf der andern Seite — wenn der Senior (ſein Friedrich Nikola:) zuviel Gutes, das er zu ſchreiben hatte, anſtrich und
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er — und boͤten die Leute ihm Balleien dafuͤr an
— nicht herauskriegen, wienach und warum der
Buchfuͤhrer das Gedruckte allzeit ſo ſehr interpolie¬
re und umſetze, daß man wahrhaftig ſchwoͤren ſoll¬
te, das Gedruckte und das Geſchriebne haͤtten dop¬
pelte Verfaſſer, wuͤſte man's nicht ſonſt.
Es war einfaͤltig wenn etwa ihm zum Poſ¬
ſen ein Autor ſein Werk gruͤndlich ſchrieb, naͤm¬
lich in Queerfolio — oder witzig, naͤmlich in Se¬
dez: denn ſein Mitmeiſter Wuz ſprang den Au¬
genblick herbei und legte ſeinen Bogen in die Que¬
re hin oder krempte ihn in Sedezimo ein.
Nur Ein Buch ließ er in ſein Haus, den Me߬
katalog; denn die beſten Inventarienſtuͤcke deſſelben
mußte der Senior am Rande mit einer ſchwarzen
Hand beſtempeln, damit er ſie hurtig genug ſchrei¬
ben konnte, um das Oſtermeß-Heu in die Panſe
des Repoſitoriums hinein zu maͤhen, eh' das Mi¬
chaelis-Grummet herausſchoß. Ich moͤchte ſeine
Meiſterſtuͤcke nicht ſchreiben. Den groͤßten Schaden
hatte der Mann davon — Obſtruktion zu halben
Wochen und Strangurie auf der andern Seite —
wenn der Senior (ſein Friedrich Nikola:) zuviel
Gutes, das er zu ſchreiben hatte, anſtrich und
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Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 2. Berlin, 1793, S. 378. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge02_1793/388>, abgerufen am 22.11.2024.
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