Sein Entschluß war jezt der, von Beaten sich auf immer in einem Briefe abzureißen -- -- das Schloß mit allen Gegenständen, die ihn an seine schönen Tage oder an seinen unglücklichen erinner¬ ten, zu verlassen -- den Winter bei seinen Eltern die ihn allemal in der Stadt zubrachten, zu ver¬ leben oder zu verseufzen und dann im Sommer mit Oefel die Karten zum Spiel des Lebens von neuem zu mischen, um zu sehen, was es noch, wenn die Seelenruhe verloren ist, zu gewinnen oder ein¬ zubüßen gäbe. . . Schöner Unglücklicher! warum legt gerade jetzt deine gegenwärtige Geschichte, da ich mit ihr meine geschriebne zusammen führen könnte, Flöre um? warum fallen gerade deine kurzen trüben Tage in die kurzen trüben des Ka¬ lenders hinein? o in diesem Trauer-Winter wird mich keine Himmelsleiter des Enthusiasmus mehr in die Höhe richten, um die Blüthen-Landschaft deines Lebens zu überschauen und abzuzeichnen und ich werde wenig von dir schreiben, um dich öfter in meine Arme zu nehmen!
Und ihr entsetzlichen Seelen, die ihr einen Fehltritt, an dem Gustav sterben will, unter eu¬ re Vorzüge und eure Freuden rechnet, die ihr
Sein Entſchluß war jezt der, von Beaten ſich auf immer in einem Briefe abzureißen — — das Schloß mit allen Gegenſtaͤnden, die ihn an ſeine ſchoͤnen Tage oder an ſeinen ungluͤcklichen erinner¬ ten, zu verlaſſen — den Winter bei ſeinen Eltern die ihn allemal in der Stadt zubrachten, zu ver¬ leben oder zu verſeufzen und dann im Sommer mit Oefel die Karten zum Spiel des Lebens von neuem zu miſchen, um zu ſehen, was es noch, wenn die Seelenruhe verloren iſt, zu gewinnen oder ein¬ zubuͤßen gaͤbe. . . Schoͤner Ungluͤcklicher! warum legt gerade jetzt deine gegenwaͤrtige Geſchichte, da ich mit ihr meine geſchriebne zuſammen fuͤhren koͤnnte, Floͤre um? warum fallen gerade deine kurzen truͤben Tage in die kurzen truͤben des Ka¬ lenders hinein? o in dieſem Trauer-Winter wird mich keine Himmelsleiter des Enthuſiaſmus mehr in die Hoͤhe richten, um die Bluͤthen-Landſchaft deines Lebens zu uͤberſchauen und abzuzeichnen und ich werde wenig von dir ſchreiben, um dich oͤfter in meine Arme zu nehmen!
Und ihr entſetzlichen Seelen, die ihr einen Fehltritt, an dem Guſtav ſterben will, unter eu¬ re Vorzuͤge und eure Freuden rechnet, die ihr
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Sein Entſchluß war jezt der, von Beaten ſich
auf immer in einem Briefe abzureißen — — das
Schloß mit allen Gegenſtaͤnden, die ihn an ſeine
ſchoͤnen Tage oder an ſeinen ungluͤcklichen erinner¬
ten, zu verlaſſen — den Winter bei ſeinen Eltern
die ihn allemal in der Stadt zubrachten, zu ver¬
leben oder zu verſeufzen und dann im Sommer mit
Oefel die Karten zum Spiel des Lebens von neuem
zu miſchen, um zu ſehen, was es noch, wenn
die Seelenruhe verloren iſt, zu gewinnen oder ein¬
zubuͤßen gaͤbe. . . Schoͤner Ungluͤcklicher! warum
legt gerade jetzt deine gegenwaͤrtige Geſchichte, da
ich mit ihr meine geſchriebne zuſammen fuͤhren
koͤnnte, Floͤre um? warum fallen gerade deine
kurzen truͤben Tage in die kurzen truͤben des Ka¬
lenders hinein? o in dieſem Trauer-Winter wird
mich keine Himmelsleiter des Enthuſiaſmus mehr
in die Hoͤhe richten, um die Bluͤthen-Landſchaft
deines Lebens zu uͤberſchauen und abzuzeichnen
und ich werde wenig von dir ſchreiben, um dich
oͤfter in meine Arme zu nehmen!
Und ihr entſetzlichen Seelen, die ihr einen
Fehltritt, an dem Guſtav ſterben will, unter eu¬
re Vorzuͤge und eure Freuden rechnet, die ihr
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Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 2. Berlin, 1793, S. 233. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge02_1793/243>, abgerufen am 22.11.2024.
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