Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 2. Berlin, 1793.er sich ansehen, hielt es aber nicht langer aus als Ueber den Punkt mit seiner Mutter konnt' ich er ſich anſehen, hielt es aber nicht langer aus als Ueber den Punkt mit ſeiner Mutter konnt' ich <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0242" n="232"/> er ſich anſehen, hielt es aber nicht langer aus als<lb/> bis er zum Namen Beata kam: hier; wo er mich<lb/> zum erſtenmale vor den gewichnen Blumengarten ſei¬<lb/> ner erſten Liebe fuͤhrte, mußt' er ſich das Geſicht zu¬<lb/> huͤllen und ſagte: o ich war gar zu gluͤcklich und bin<lb/> gar zu ungluͤcklich.</p><lb/> <p>Ueber den Punkt mit ſeiner Mutter konnt' ich<lb/> ihn mit drei Worten befriedigen. Ich ſuchte ihm den<lb/> wichtigſten Kredit wieder zu geben — den, den man<lb/> bei ſich ſelber finden muß: wer ſich keine moraliſche<lb/> Staͤrke zutrauet, buͤßet ſie am Ende wirklich ein.<lb/> Sein Fall kam bloß von ſeiner <hi rendition="#g">neuen Lage</hi>; an ei¬<lb/> ner Verſuchung iſt nichts ſo gefaͤhrlich als ihre <hi rendition="#g">Neu</hi>¬<lb/><hi rendition="#g">heit</hi>; die Menſchen und die Pendul-Uhren ge¬<lb/> hen durchaus bloß in einerlei <hi rendition="#g">Temperatur</hi> am<lb/> richtigſten. — Uebrigens bitt' ich die Romanenſchrei¬<lb/> ber, die es noch leichter finden als es das Gefuͤhl und<lb/> die Erfahrung findet, daß <hi rendition="#g">zwei</hi> ganz reine ſeelen¬<lb/> volle Seelen ihre Liebe in einen Fall verwandeln,<lb/> nicht meinen Helden zum Beweis zu nehmen: denn<lb/><hi rendition="#g">hier</hi> fehlte die <hi rendition="#g">zweite</hi> reine Seele; hingegen die<lb/> Vereinigung aller Farben der <hi rendition="#g">zwei</hi> ſchoͤnen See¬<lb/> len (Guſtavs und Beatens) wird ewig nur <choice><sic>das</sic><corr type="corrigenda">die</corr></choice><lb/><hi rendition="#g">weiſſe</hi> der Unſchuld geben.</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [232/0242]
er ſich anſehen, hielt es aber nicht langer aus als
bis er zum Namen Beata kam: hier; wo er mich
zum erſtenmale vor den gewichnen Blumengarten ſei¬
ner erſten Liebe fuͤhrte, mußt' er ſich das Geſicht zu¬
huͤllen und ſagte: o ich war gar zu gluͤcklich und bin
gar zu ungluͤcklich.
Ueber den Punkt mit ſeiner Mutter konnt' ich
ihn mit drei Worten befriedigen. Ich ſuchte ihm den
wichtigſten Kredit wieder zu geben — den, den man
bei ſich ſelber finden muß: wer ſich keine moraliſche
Staͤrke zutrauet, buͤßet ſie am Ende wirklich ein.
Sein Fall kam bloß von ſeiner neuen Lage; an ei¬
ner Verſuchung iſt nichts ſo gefaͤhrlich als ihre Neu¬
heit; die Menſchen und die Pendul-Uhren ge¬
hen durchaus bloß in einerlei Temperatur am
richtigſten. — Uebrigens bitt' ich die Romanenſchrei¬
ber, die es noch leichter finden als es das Gefuͤhl und
die Erfahrung findet, daß zwei ganz reine ſeelen¬
volle Seelen ihre Liebe in einen Fall verwandeln,
nicht meinen Helden zum Beweis zu nehmen: denn
hier fehlte die zweite reine Seele; hingegen die
Vereinigung aller Farben der zwei ſchoͤnen See¬
len (Guſtavs und Beatens) wird ewig nur die
weiſſe der Unſchuld geben.
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Zitationshilfe: | Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 2. Berlin, 1793, S. 232. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge02_1793/242>, abgerufen am 23.07.2024. |