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Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 2. Berlin, 1793.

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Mensch gleichgültig. Aber er steht dir noch bevor,
jener herbe Uebergang von Haß und Liebe zur
Gleichgültigkeit, den alle auszustehen haben, die
mit vielen Menschen oder Sätzen für die sie kalt
bleiben müssen, sich abgeben!

Die Residentin zog seine scheuen Talente heu¬
te mehr als sonst ans Licht und beschönigte den
Antheil, den sie an ihm nahm, mit seinen thea¬
tralischen Verdiensten um sie. -- Endlich fieng das
dritte Schauspiel an, worin mehrere als in den
zwei andern glänzen konnten; denn es wurde nur
mit den Füßen agiert -- der Ball kam. Tanzen
ist der weiblichen Welt das, was das Spielen der
Großen ist -- eine schöne Vakanzzeit der Zungen,
die oft unbeholfen oft gefährlich sind. Für einen
Kopf wie den Gustavischen, der so viele Bestür¬
mungen seiner Sinne heute zum erstenmale erfuhr
war ein Tanzsaal eine Baumanns-Höhle, ein
neues Jerusalem. -- In der That ein Tanzsaal
ist etwas; sehet in den wo Gustav springt: jedes
Saiten- und Blaßinstrument wird zum Hebebaum,
der die Herzen aus dem kargen mißtrauischen All¬
tagsleben aufhebt -- -- die Tänze mengen die
Menschen wie Karten in- und auseinander und

Menſch gleichguͤltig. Aber er ſteht dir noch bevor,
jener herbe Uebergang von Haß und Liebe zur
Gleichguͤltigkeit, den alle auszuſtehen haben, die
mit vielen Menſchen oder Saͤtzen fuͤr die ſie kalt
bleiben muͤſſen, ſich abgeben!

Die Reſidentin zog ſeine ſcheuen Talente heu¬
te mehr als ſonſt ans Licht und beſchoͤnigte den
Antheil, den ſie an ihm nahm, mit ſeinen thea¬
traliſchen Verdienſten um ſie. — Endlich fieng das
dritte Schauſpiel an, worin mehrere als in den
zwei andern glaͤnzen konnten; denn es wurde nur
mit den Fuͤßen agiert — der Ball kam. Tanzen
iſt der weiblichen Welt das, was das Spielen der
Großen iſt — eine ſchoͤne Vakanzzeit der Zungen,
die oft unbeholfen oft gefaͤhrlich ſind. Fuͤr einen
Kopf wie den Guſtaviſchen, der ſo viele Beſtuͤr¬
mungen ſeiner Sinne heute zum erſtenmale erfuhr
war ein Tanzſaal eine Baumanns-Hoͤhle, ein
neues Jeruſalem. — In der That ein Tanzſaal
iſt etwas; ſehet in den wo Guſtav ſpringt: jedes
Saiten- und Blaßinſtrument wird zum Hebebaum,
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tagsleben aufhebt — — die Taͤnze mengen die
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[213/0223] Menſch gleichguͤltig. Aber er ſteht dir noch bevor, jener herbe Uebergang von Haß und Liebe zur Gleichguͤltigkeit, den alle auszuſtehen haben, die mit vielen Menſchen oder Saͤtzen fuͤr die ſie kalt bleiben muͤſſen, ſich abgeben! Die Reſidentin zog ſeine ſcheuen Talente heu¬ te mehr als ſonſt ans Licht und beſchoͤnigte den Antheil, den ſie an ihm nahm, mit ſeinen thea¬ traliſchen Verdienſten um ſie. — Endlich fieng das dritte Schauſpiel an, worin mehrere als in den zwei andern glaͤnzen konnten; denn es wurde nur mit den Fuͤßen agiert — der Ball kam. Tanzen iſt der weiblichen Welt das, was das Spielen der Großen iſt — eine ſchoͤne Vakanzzeit der Zungen, die oft unbeholfen oft gefaͤhrlich ſind. Fuͤr einen Kopf wie den Guſtaviſchen, der ſo viele Beſtuͤr¬ mungen ſeiner Sinne heute zum erſtenmale erfuhr war ein Tanzſaal eine Baumanns-Hoͤhle, ein neues Jeruſalem. — In der That ein Tanzſaal iſt etwas; ſehet in den wo Guſtav ſpringt: jedes Saiten- und Blaßinſtrument wird zum Hebebaum, der die Herzen aus dem kargen mißtrauiſchen All¬ tagsleben aufhebt — — die Taͤnze mengen die Menſchen wie Karten in- und auseinander und

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Zitationshilfe: Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 2. Berlin, 1793, S. 213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge02_1793/223>, abgerufen am 22.11.2024.