Freuden-Flors -- so legest du, hohes Schicksal, für den ewigen Menschen seinen Himmel oft unter ein falbes Rosenblatt, oft auf den Blüthenkelch eines Vergißmeinnichts, oft in ein Stück Land von 305,000 Quadratmeilen. --
Wer zu viel verziehen hat: will sich nachher rächen. Gustavs Freundschaft gegen Amandus war in eine so hohe Flamme aufgeschlagen, daß sie nothwendig Asche auf ihren Stoff herunterbrennen mußte -- wenn er Beaten nachblickte, blickte er auf Amandus zurück und tadelte sich so oft, daß er anfangen mußte, sich zu rechtfertigen. Was vom Aschenberg, worunter seine Liebe glimmte, abgetragen wurde, wurde dem Aschenberge seiner Freundschaft zugeschüttet. Gleichwohl würde er zu je¬ der Stunde alles für Amandus aufgeopfert haben, was unsern Gustav selber aufgeopfert hätte -- o ihr seid die Seelen, die nicht bloß die Kraft ha¬ ben, aufzuopfern -- sondern auch die Begierde, ja die Manie dazu. Das Leben, das Gustav jetzt von Frühling und Garten und Wünschen der Liebe umgeben genoß, soll er selber malen in seinem Briefe an mich. Diesen Brief werden freilich die verwerfen, die vor dem Natur-Schauspiel als kal¬
Freuden-Flors — ſo legeſt du, hohes Schickſal, fuͤr den ewigen Menſchen ſeinen Himmel oft unter ein falbes Roſenblatt, oft auf den Bluͤthenkelch eines Vergißmeinnichts, oft in ein Stuͤck Land von 305,000 Quadratmeilen. —
Wer zu viel verziehen hat: will ſich nachher raͤchen. Guſtavs Freundſchaft gegen Amandus war in eine ſo hohe Flamme aufgeſchlagen, daß ſie nothwendig Aſche auf ihren Stoff herunterbrennen mußte — wenn er Beaten nachblickte, blickte er auf Amandus zuruͤck und tadelte ſich ſo oft, daß er anfangen mußte, ſich zu rechtfertigen. Was vom Aſchenberg, worunter ſeine Liebe glimmte, abgetragen wurde, wurde dem Aſchenberge ſeiner Freundſchaft zugeſchuͤttet. Gleichwohl wuͤrde er zu je¬ der Stunde alles fuͤr Amandus aufgeopfert haben, was unſern Guſtav ſelber aufgeopfert haͤtte — o ihr ſeid die Seelen, die nicht bloß die Kraft ha¬ ben, aufzuopfern — ſondern auch die Begierde, ja die Manie dazu. Das Leben, das Guſtav jetzt von Fruͤhling und Garten und Wuͤnſchen der Liebe umgeben genoß, ſoll er ſelber malen in ſeinem Briefe an mich. Dieſen Brief werden freilich die verwerfen, die vor dem Natur-Schauſpiel als kal¬
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Freuden-Flors — ſo legeſt du, hohes Schickſal, fuͤr
den ewigen Menſchen ſeinen Himmel oft unter ein
falbes Roſenblatt, oft auf den Bluͤthenkelch eines
Vergißmeinnichts, oft in ein Stuͤck Land von
305,000 Quadratmeilen. —
Wer zu viel verziehen hat: will ſich nachher
raͤchen. Guſtavs Freundſchaft gegen Amandus war
in eine ſo hohe Flamme aufgeſchlagen, daß ſie
nothwendig Aſche auf ihren Stoff herunterbrennen
mußte — wenn er Beaten nachblickte, blickte er
auf Amandus zuruͤck und tadelte ſich ſo oft, daß
er anfangen mußte, ſich zu rechtfertigen. Was
vom Aſchenberg, worunter ſeine Liebe glimmte,
abgetragen wurde, wurde dem Aſchenberge ſeiner
Freundſchaft zugeſchuͤttet. Gleichwohl wuͤrde er zu je¬
der Stunde alles fuͤr Amandus aufgeopfert haben,
was unſern Guſtav ſelber aufgeopfert haͤtte — o
ihr ſeid die Seelen, die nicht bloß die Kraft ha¬
ben, aufzuopfern — ſondern auch die Begierde,
ja die Manie dazu. Das Leben, das Guſtav jetzt
von Fruͤhling und Garten und Wuͤnſchen der Liebe
umgeben genoß, ſoll er ſelber malen in ſeinem
Briefe an mich. Dieſen Brief werden freilich die
verwerfen, die vor dem Natur-Schauſpiel als kal¬
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Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 2. Berlin, 1793, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge02_1793/15>, abgerufen am 24.11.2024.
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