mit. . . . . Wo werden wir dich wiedersehen, un¬ bekannter schöner Schwärmer? Du erfährst es nicht, wie dein verwaiseter Eleve Abends rufet und schluchzet nach dir, und wie ihm der neue gestirnte Himmel nicht so gefället, als seine Stubendecke mit dir, und wie ihm die Lichtkerzen jedes Zimmer zur stillen Höhle ummalen, in der er dich geliebt hatte und du ihn. Eben so bücken wir uns am Lebens-Abend an alten Gräbern unsrer frühen Freunde, die niemand bedauert als wir; bis end¬ lich den letzten Greis aus dem liebenden Zirkel ein Jüngling beerdigt; aber keine einzige Seele erin¬ nert sich der schönen Jugend des letzten Greises! --
Am Morgen war er wieder gesund und froh; die Sonne trocknete sein Auge aus, und das Nebel¬ bild seines Genius zog in der Hülle der letzten Nacht, sich weit zurück. Es thut mir leid, daß ichs seinen Jahren und seinem Karakter beizumes¬ sen habe, daß er, die Stunden der schmerzlichsten Sehnsucht ausgenommen, ein wenig zu leicht das Bild eines Freundes durch nähere Bilder in den Hintergrund zurückschieben ließ. Alle Blumen wa¬ ren jetzt Spielzeug für ihn, jedes Thier ein Spiel¬ kamerad und jeder Mensch ein Phönix: jede Him¬
mit. . . . . Wo werden wir dich wiederſehen, un¬ bekannter ſchoͤner Schwaͤrmer? Du erfaͤhrſt es nicht, wie dein verwaiſeter Eleve Abends rufet und ſchluchzet nach dir, und wie ihm der neue geſtirnte Himmel nicht ſo gefaͤllet, als ſeine Stubendecke mit dir, und wie ihm die Lichtkerzen jedes Zimmer zur ſtillen Hoͤhle ummalen, in der er dich geliebt hatte und du ihn. Eben ſo buͤcken wir uns am Lebens-Abend an alten Graͤbern unſrer fruͤhen Freunde, die niemand bedauert als wir; bis end¬ lich den letzten Greis aus dem liebenden Zirkel ein Juͤngling beerdigt; aber keine einzige Seele erin¬ nert ſich der ſchoͤnen Jugend des letzten Greiſes! —
Am Morgen war er wieder geſund und froh; die Sonne trocknete ſein Auge aus, und das Nebel¬ bild ſeines Genius zog in der Huͤlle der letzten Nacht, ſich weit zuruͤck. Es thut mir leid, daß ichs ſeinen Jahren und ſeinem Karakter beizumeſ¬ ſen habe, daß er, die Stunden der ſchmerzlichſten Sehnſucht ausgenommen, ein wenig zu leicht das Bild eines Freundes durch naͤhere Bilder in den Hintergrund zuruͤckſchieben ließ. Alle Blumen wa¬ ren jetzt Spielzeug fuͤr ihn, jedes Thier ein Spiel¬ kamerad und jeder Menſch ein Phoͤnix: jede Him¬
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mit. . . . . Wo werden wir dich wiederſehen, un¬
bekannter ſchoͤner Schwaͤrmer? Du erfaͤhrſt es
nicht, wie dein verwaiſeter Eleve Abends rufet und
ſchluchzet nach dir, und wie ihm der neue geſtirnte
Himmel nicht ſo gefaͤllet, als ſeine Stubendecke
mit dir, und wie ihm die Lichtkerzen jedes Zimmer
zur ſtillen Hoͤhle ummalen, in der er dich geliebt
hatte und du ihn. Eben ſo buͤcken wir uns am
Lebens-Abend an alten Graͤbern unſrer fruͤhen
Freunde, die niemand bedauert als wir; bis end¬
lich den letzten Greis aus dem liebenden Zirkel ein
Juͤngling beerdigt; aber keine einzige Seele erin¬
nert ſich der ſchoͤnen Jugend des letzten Greiſes! —
Am Morgen war er wieder geſund und froh;
die Sonne trocknete ſein Auge aus, und das Nebel¬
bild ſeines Genius zog in der Huͤlle der letzten
Nacht, ſich weit zuruͤck. Es thut mir leid, daß
ichs ſeinen Jahren und ſeinem Karakter beizumeſ¬
ſen habe, daß er, die Stunden der ſchmerzlichſten
Sehnſucht ausgenommen, ein wenig zu leicht das
Bild eines Freundes durch naͤhere Bilder in den
Hintergrund zuruͤckſchieben ließ. Alle Blumen wa¬
ren jetzt Spielzeug fuͤr ihn, jedes Thier ein Spiel¬
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Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 1. Berlin, 1793, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge01_1793/99>, abgerufen am 26.12.2024.
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