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Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 1. Berlin, 1793.

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schen Duckstein, denk ich, darauf gesetzt hatte
(denn Falkenberg hatte einen ganzen Meibomium
de cerevisiis
, nämlich seine Biere, auf dem Lager;
so gieng er gar mit einigen Gründen seines Ab¬
schlagens hervor und die Hofnung wuchs sehr.

Da er endlich den Breslauer Scheps im Glase
oder in seinen Kopfe so schön milchen fand: so be¬
fahl er, das Luder von einem elenden Bescheeler in
den Hof zu führen -- -- und da er ihn etwan
zwei oder dreimal mochte haben springen sehen: so
gab er dem Urgrosvater die Hand und die 128 Ah¬
nen darin. Mein Urgrosvater war viel zu dumm
zu so etwas, sonst hätt' er auch sich und mich gea¬
delt. Da nun der Falkenbergische Urgrosvater das
erkaufte Adelspatent, das einige Ahnenfolgen tau¬
sendschildiger Motten fast aufgekäuet hatten, mit
einem Pflasterspatel, weil es porös, wie ein Schmet¬
terlingssittich war, auf neues Pergament aufstrich
und aufpapte, Buchbinderkleister aber vorher: so
that, kann man leicht denken, das Pergament sei¬
ner ganzen adelichen Vorwelt den nämlichen Dienst
der Veredlung, den der Bescheeler in Westphalen
der Roßnachwelt leistete und über hundert begrabene
Mann, an denen kein Tropfen Blut mehr adelich

ſchen Duckſtein, denk ich, darauf geſetzt hatte
(denn Falkenberg hatte einen ganzen Meibomium
de cereviſiis
, naͤmlich ſeine Biere, auf dem Lager;
ſo gieng er gar mit einigen Gruͤnden ſeines Ab¬
ſchlagens hervor und die Hofnung wuchs ſehr.

Da er endlich den Breslauer Scheps im Glaſe
oder in ſeinen Kopfe ſo ſchoͤn milchen fand: ſo be¬
fahl er, das Luder von einem elenden Beſcheeler in
den Hof zu fuͤhren — — und da er ihn etwan
zwei oder dreimal mochte haben ſpringen ſehen: ſo
gab er dem Urgrosvater die Hand und die 128 Ah¬
nen darin. Mein Urgrosvater war viel zu dumm
zu ſo etwas, ſonſt haͤtt' er auch ſich und mich gea¬
delt. Da nun der Falkenbergiſche Urgrosvater das
erkaufte Adelspatent, das einige Ahnenfolgen tau¬
ſendſchildiger Motten faſt aufgekaͤuet hatten, mit
einem Pflaſterſpatel, weil es poroͤs, wie ein Schmet¬
terlingsſittich war, auf neues Pergament aufſtrich
und aufpapte, Buchbinderkleiſter aber vorher: ſo
that, kann man leicht denken, das Pergament ſei¬
ner ganzen adelichen Vorwelt den naͤmlichen Dienſt
der Veredlung, den der Beſcheeler in Weſtphalen
der Roßnachwelt leiſtete und uͤber hundert begrabene
Mann, an denen kein Tropfen Blut mehr adelich

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[30/0066] ſchen Duckſtein, denk ich, darauf geſetzt hatte (denn Falkenberg hatte einen ganzen Meibomium de cereviſiis, naͤmlich ſeine Biere, auf dem Lager; ſo gieng er gar mit einigen Gruͤnden ſeines Ab¬ ſchlagens hervor und die Hofnung wuchs ſehr. Da er endlich den Breslauer Scheps im Glaſe oder in ſeinen Kopfe ſo ſchoͤn milchen fand: ſo be¬ fahl er, das Luder von einem elenden Beſcheeler in den Hof zu fuͤhren — — und da er ihn etwan zwei oder dreimal mochte haben ſpringen ſehen: ſo gab er dem Urgrosvater die Hand und die 128 Ah¬ nen darin. Mein Urgrosvater war viel zu dumm zu ſo etwas, ſonſt haͤtt' er auch ſich und mich gea¬ delt. Da nun der Falkenbergiſche Urgrosvater das erkaufte Adelspatent, das einige Ahnenfolgen tau¬ ſendſchildiger Motten faſt aufgekaͤuet hatten, mit einem Pflaſterſpatel, weil es poroͤs, wie ein Schmet¬ terlingsſittich war, auf neues Pergament aufſtrich und aufpapte, Buchbinderkleiſter aber vorher: ſo that, kann man leicht denken, das Pergament ſei¬ ner ganzen adelichen Vorwelt den naͤmlichen Dienſt der Veredlung, den der Beſcheeler in Weſtphalen der Roßnachwelt leiſtete und uͤber hundert begrabene Mann, an denen kein Tropfen Blut mehr adelich

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Zitationshilfe: Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 1. Berlin, 1793, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge01_1793/66>, abgerufen am 22.11.2024.