seh' ich, mach' ich wenn meine Frau den ganzen Tag am Bärenfange steht und Zweige darauf wirft, damit ich hineinstolpern, nur durchaus kei¬ nen -- Bären wie keinen Affen. Nein! ihr gefügi¬ gen gedrängten Geschöpfe! ich setze mirs noch ein¬ mal vor und gelob' es einer von euch hier öffent¬ lich im Druck. Geschäh es doch daß ich euch nach den Flitterwochen quälen wollte: so les' ich blos diesen Sektor hinaus und rühre mich mit dem kommenden Gemählde eurer ehlichen Pilatusse, das ich deswegen hieher trage -- wie der dümste Mann sich für klüger hält als die klügste Ehefrau; wie diese vor ihm, der vielleicht außer dem Haus vor einer Göttin auf den Knieen liegt, um beglückt zu werden, gleich dem Kameele auf die ihrigen sinken muß, um befrachtet zu werden; wie er seine Reichskammergerichts-Erkenntnisse und seine Ple¬ biszita und königliche Resolutionen nach den sanf¬ testen Gegengründen, nur mit zweifelhafter Stim¬ me wie verloren gewagt, mit nichts versüßet als mit einem "wenn ichs nun aber so haben will"; wie eben die Thräne, die ihn bezauberte im freien Auge der Braut, ihn entzaubert und ganz toll macht, wenn sie aus dem ankopulirten fällt, so
ſeh' ich, mach' ich wenn meine Frau den ganzen Tag am Baͤrenfange ſteht und Zweige darauf wirft, damit ich hineinſtolpern, nur durchaus kei¬ nen — Baͤren wie keinen Affen. Nein! ihr gefuͤgi¬ gen gedraͤngten Geſchoͤpfe! ich ſetze mirs noch ein¬ mal vor und gelob' es einer von euch hier oͤffent¬ lich im Druck. Geſchaͤh es doch daß ich euch nach den Flitterwochen quaͤlen wollte: ſo leſ' ich blos dieſen Sektor hinaus und ruͤhre mich mit dem kommenden Gemaͤhlde eurer ehlichen Pilatuſſe, das ich deswegen hieher trage — wie der duͤmſte Mann ſich fuͤr kluͤger haͤlt als die kluͤgſte Ehefrau; wie dieſe vor ihm, der vielleicht außer dem Haus vor einer Goͤttin auf den Knieen liegt, um begluͤckt zu werden, gleich dem Kameele auf die ihrigen ſinken muß, um befrachtet zu werden; wie er ſeine Reichskammergerichts-Erkenntniſſe und ſeine Ple¬ biszita und koͤnigliche Reſolutionen nach den ſanf¬ teſten Gegengruͤnden, nur mit zweifelhafter Stim¬ me wie verloren gewagt, mit nichts verſuͤßet als mit einem „wenn ichs nun aber ſo haben will“; wie eben die Thraͤne, die ihn bezauberte im freien Auge der Braut, ihn entzaubert und ganz toll macht, wenn ſie aus dem ankopulirten faͤllt, ſo
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ſeh' ich, mach' ich wenn meine Frau den ganzen
Tag am Baͤrenfange ſteht und Zweige darauf
wirft, damit ich hineinſtolpern, nur durchaus kei¬
nen — Baͤren wie keinen Affen. Nein! ihr gefuͤgi¬
gen gedraͤngten Geſchoͤpfe! ich ſetze mirs noch ein¬
mal vor und gelob' es einer von euch hier oͤffent¬
lich im Druck. Geſchaͤh es doch daß ich euch nach
den Flitterwochen quaͤlen wollte: ſo leſ' ich blos
dieſen Sektor hinaus und ruͤhre mich mit dem
kommenden Gemaͤhlde eurer ehlichen Pilatuſſe, das
ich deswegen hieher trage — wie der duͤmſte Mann
ſich fuͤr kluͤger haͤlt als die kluͤgſte Ehefrau; wie
dieſe vor ihm, der vielleicht außer dem Haus vor
einer Goͤttin auf den Knieen liegt, um begluͤckt zu
werden, gleich dem Kameele auf die ihrigen ſinken
muß, um befrachtet zu werden; wie er ſeine
Reichskammergerichts-Erkenntniſſe und ſeine Ple¬
biszita und koͤnigliche Reſolutionen nach den ſanf¬
teſten Gegengruͤnden, nur mit zweifelhafter Stim¬
me wie verloren gewagt, mit nichts verſuͤßet als
mit einem „wenn ichs nun aber ſo haben will“;
wie eben die Thraͤne, die ihn bezauberte im freien
Auge der Braut, ihn entzaubert und ganz toll
macht, wenn ſie aus dem ankopulirten faͤllt, ſo
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Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 1. Berlin, 1793, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge01_1793/61>, abgerufen am 22.11.2024.
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