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Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 1. Berlin, 1793.

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ich wollt', ich läse meine Sachen und ein andrer
schriebe sie.

Er wollte meinen Gustav zum künftigen Erben
des ottomannischen Throns ausbilden, ihm aber
kein Wort davon sagen, daß er Großherr würde --
weder im Roman noch im Leben: -- er wollte alle
Wirkungen seines pädagogischen Lenkseils protokol¬
liren und übertragen aus dem lebendigen Gustav
in den abgedruckten. Aber jetzt setzte sich dem Bi¬
leam
und seiner Eselin ein verdammter Engel ent¬
gegen, Gustav nämlich. Oefel wollte und mußte
aus dem Kadettenhause, wo seine Zwecke befrie¬
digt waren, ins alte Schloß zurück, wo neue sei¬
ner warteten: erstlich aus dem alten Schloß konnt'
er leichter in die kartesianischen Wirbel des neuen,
der Visiten und Freuden springen und sich von ih¬
nen drehen lassen -- zweitens konnt' er da mit sei¬
ner Geliebten, der Ministerin, besser zusam¬
men leben, die alle Tage hinkam und die die Tu¬
gend der Liebe und die Liebe der Assembleen-Manie
aufopferte -- drittens ist die zweite Ursache nicht
wahr, sondern er machte sie der Ministerin nur weiß,
weil er noch eine dritte hatte, welche Beata war,
die er in ihrem Schlosse aus dem seinigen zu be¬

ich wollt', ich laͤſe meine Sachen und ein andrer
ſchriebe ſie.

Er wollte meinen Guſtav zum kuͤnftigen Erben
des ottomanniſchen Throns ausbilden, ihm aber
kein Wort davon ſagen, daß er Großherr wuͤrde —
weder im Roman noch im Leben: — er wollte alle
Wirkungen ſeines paͤdagogiſchen Lenkſeils protokol¬
liren und uͤbertragen aus dem lebendigen Guſtav
in den abgedruckten. Aber jetzt ſetzte ſich dem Bi¬
leam
und ſeiner Eſelin ein verdammter Engel ent¬
gegen, Guſtav naͤmlich. Oefel wollte und mußte
aus dem Kadettenhauſe, wo ſeine Zwecke befrie¬
digt waren, ins alte Schloß zuruͤck, wo neue ſei¬
ner warteten: erſtlich aus dem alten Schloß konnt'
er leichter in die karteſianiſchen Wirbel des neuen,
der Viſiten und Freuden ſpringen und ſich von ih¬
nen drehen laſſen — zweitens konnt' er da mit ſei¬
ner Geliebten, der Miniſterin, beſſer zuſam¬
men leben, die alle Tage hinkam und die die Tu¬
gend der Liebe und die Liebe der Aſſembleen-Manie
aufopferte — drittens iſt die zweite Urſache nicht
wahr, ſondern er machte ſie der Miniſterin nur weiß,
weil er noch eine dritte hatte, welche Beata war,
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[345/0381] ich wollt', ich laͤſe meine Sachen und ein andrer ſchriebe ſie. Er wollte meinen Guſtav zum kuͤnftigen Erben des ottomanniſchen Throns ausbilden, ihm aber kein Wort davon ſagen, daß er Großherr wuͤrde — weder im Roman noch im Leben: — er wollte alle Wirkungen ſeines paͤdagogiſchen Lenkſeils protokol¬ liren und uͤbertragen aus dem lebendigen Guſtav in den abgedruckten. Aber jetzt ſetzte ſich dem Bi¬ leam und ſeiner Eſelin ein verdammter Engel ent¬ gegen, Guſtav naͤmlich. Oefel wollte und mußte aus dem Kadettenhauſe, wo ſeine Zwecke befrie¬ digt waren, ins alte Schloß zuruͤck, wo neue ſei¬ ner warteten: erſtlich aus dem alten Schloß konnt' er leichter in die karteſianiſchen Wirbel des neuen, der Viſiten und Freuden ſpringen und ſich von ih¬ nen drehen laſſen — zweitens konnt' er da mit ſei¬ ner Geliebten, der Miniſterin, beſſer zuſam¬ men leben, die alle Tage hinkam und die die Tu¬ gend der Liebe und die Liebe der Aſſembleen-Manie aufopferte — drittens iſt die zweite Urſache nicht wahr, ſondern er machte ſie der Miniſterin nur weiß, weil er noch eine dritte hatte, welche Beata war, die er in ihrem Schloſſe aus dem ſeinigen zu be¬

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Zitationshilfe: Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 1. Berlin, 1793, S. 345. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge01_1793/381>, abgerufen am 24.11.2024.