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Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 1. Berlin, 1793.

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Insassen, einen Fixstern-Residenten so leicht wie ein
neues Thier erblicken können, aber in den Menschen
wohnt ein Schauer gleichsam vor Uebeln, die die
Erde nicht kennt, vor einer ganz andern Welt als
um irgend eine Sonne hängt, vor Dingen, die
an unser Ich näher gränzen . . . .

Ich mußte den einfältigen Professor-Spas auf¬
schreiben, weil er nach zwei Tagen um den flie¬
genden Gustav folgende Szene erzeugte, die ihm
eben so gut das Herz zerquetschen als erheben
konnte.

In der Frist vor seiner Abreise trug er sein
schweres Herz und schweres Auge an alle Orte, die
er liebte und verließ, in das H. Grab seiner Kin¬
derjahre, unter jeden Baum, der ihm die Son¬
ne genommen, auf jeden Hügel, der sie ihm ge¬
zeigt hatte -- er gieng zwischen lauter Ruinen des
sanften Kinderlebens hindurch: über seinem gan¬
zen Jugendparadies lag die Vergangenheit wie ei¬
ne Fluth; vor ihm, hinter ihm zog sich das Marsch-
und Ackerland, worein das Schicksal so bald den
Menschen treibt . . . . Das war die Minute, wo
ich vor der Sonne, die wie er von dannen gieng
und vor der ganzen großen Natur, die mit un¬

Inſaſſen, einen Fixſtern-Reſidenten ſo leicht wie ein
neues Thier erblicken koͤnnen, aber in den Menſchen
wohnt ein Schauer gleichſam vor Uebeln, die die
Erde nicht kennt, vor einer ganz andern Welt als
um irgend eine Sonne haͤngt, vor Dingen, die
an unſer Ich naͤher graͤnzen . . . .

Ich mußte den einfaͤltigen Profeſſor-Spas auf¬
ſchreiben, weil er nach zwei Tagen um den flie¬
genden Guſtav folgende Szene erzeugte, die ihm
eben ſo gut das Herz zerquetſchen als erheben
konnte.

In der Friſt vor ſeiner Abreiſe trug er ſein
ſchweres Herz und ſchweres Auge an alle Orte, die
er liebte und verließ, in das H. Grab ſeiner Kin¬
derjahre, unter jeden Baum, der ihm die Son¬
ne genommen, auf jeden Huͤgel, der ſie ihm ge¬
zeigt hatte — er gieng zwiſchen lauter Ruinen des
ſanften Kinderlebens hindurch: uͤber ſeinem gan¬
zen Jugendparadies lag die Vergangenheit wie ei¬
ne Fluth; vor ihm, hinter ihm zog ſich das Marſch-
und Ackerland, worein das Schickſal ſo bald den
Menſchen treibt . . . . Das war die Minute, wo
ich vor der Sonne, die wie er von dannen gieng
und vor der ganzen großen Natur, die mit un¬

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[279/0315] Inſaſſen, einen Fixſtern-Reſidenten ſo leicht wie ein neues Thier erblicken koͤnnen, aber in den Menſchen wohnt ein Schauer gleichſam vor Uebeln, die die Erde nicht kennt, vor einer ganz andern Welt als um irgend eine Sonne haͤngt, vor Dingen, die an unſer Ich naͤher graͤnzen . . . . Ich mußte den einfaͤltigen Profeſſor-Spas auf¬ ſchreiben, weil er nach zwei Tagen um den flie¬ genden Guſtav folgende Szene erzeugte, die ihm eben ſo gut das Herz zerquetſchen als erheben konnte. In der Friſt vor ſeiner Abreiſe trug er ſein ſchweres Herz und ſchweres Auge an alle Orte, die er liebte und verließ, in das H. Grab ſeiner Kin¬ derjahre, unter jeden Baum, der ihm die Son¬ ne genommen, auf jeden Huͤgel, der ſie ihm ge¬ zeigt hatte — er gieng zwiſchen lauter Ruinen des ſanften Kinderlebens hindurch: uͤber ſeinem gan¬ zen Jugendparadies lag die Vergangenheit wie ei¬ ne Fluth; vor ihm, hinter ihm zog ſich das Marſch- und Ackerland, worein das Schickſal ſo bald den Menſchen treibt . . . . Das war die Minute, wo ich vor der Sonne, die wie er von dannen gieng und vor der ganzen großen Natur, die mit un¬

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Zitationshilfe: Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 1. Berlin, 1793, S. 279. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge01_1793/315>, abgerufen am 25.11.2024.