Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 1. Berlin, 1793.dem fremden Elend' oder der eignen Freude geben Und doch! -- ich tadle Dich nur vorher; aber . . . Also 14 Tage nach Fenks Briefe, als R 2
dem fremden Elend' oder der eignen Freude geben Und doch! — ich tadle Dich nur vorher; aber . . . Alſo 14 Tage nach Fenks Briefe, als R 2
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0295" n="259"/> dem fremden Elend' oder der eignen Freude geben<lb/> willſt, nicht einmal den Muth wird es Dir laſſen,<lb/> Dein beſchaͤmtes Herz mit ſeinen Wunden an einem<lb/> Freunde zu verbergen! — und wie ſoll es dann<lb/> Deinem Sohn ergehen? —</p><lb/> <p>Und doch! — ich tadle Dich nur <hi rendition="#g">vorher</hi>; aber<lb/><hi rendition="#g">nachher</hi> wenn Du Dich einmal ungluͤcklich ge¬<lb/> macht haſt durch Gluͤcklich-Machen: ſo findeſt<lb/> Du Achtung in jedem guten Auge, Liebe an je¬<lb/> der guten Bruſt!</p><lb/> <p>. . . Alſo 14 Tage nach Fenks Briefe, als<lb/> mein Eleve ſchon achtzehn Jahre, aber noch ohne<lb/> die Kadettenſtelle war, ſaß bei meinem Prinzipal<lb/> ein <hi rendition="#aq">bureau d'eſprit</hi> boͤheimiſcher Edelleute und hat¬<lb/> te feurige Pfingſt-Zungen und Maͤrz-Bier. Ich<lb/> hatte nichts, war aber mit d'runter: ich konnt'<lb/> es meinem guten Rittmeiſter nie abſchlagen, ſon¬<lb/> dern vermehrte wenn nicht die Geſellſchafter — —<lb/> man ſchaͤtzet Menſchen von einer gewiſſen zu großen<lb/> Feinheit erſt dann am meiſten, wenn man von<lb/> ihnen weg iſt unter Menſchen von einer gewiſſen<lb/> Grobheit — doch die Leute. Manche Menſchen<lb/> ſind wie er Viſiten-Preßknechte und koͤnnen nicht<lb/> genug Leute zuſammenbitten, ohne zu wiſſen wes¬<lb/> <fw place="bottom" type="sig">R 2<lb/></fw> </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [259/0295]
dem fremden Elend' oder der eignen Freude geben
willſt, nicht einmal den Muth wird es Dir laſſen,
Dein beſchaͤmtes Herz mit ſeinen Wunden an einem
Freunde zu verbergen! — und wie ſoll es dann
Deinem Sohn ergehen? —
Und doch! — ich tadle Dich nur vorher; aber
nachher wenn Du Dich einmal ungluͤcklich ge¬
macht haſt durch Gluͤcklich-Machen: ſo findeſt
Du Achtung in jedem guten Auge, Liebe an je¬
der guten Bruſt!
. . . Alſo 14 Tage nach Fenks Briefe, als
mein Eleve ſchon achtzehn Jahre, aber noch ohne
die Kadettenſtelle war, ſaß bei meinem Prinzipal
ein bureau d'eſprit boͤheimiſcher Edelleute und hat¬
te feurige Pfingſt-Zungen und Maͤrz-Bier. Ich
hatte nichts, war aber mit d'runter: ich konnt'
es meinem guten Rittmeiſter nie abſchlagen, ſon¬
dern vermehrte wenn nicht die Geſellſchafter — —
man ſchaͤtzet Menſchen von einer gewiſſen zu großen
Feinheit erſt dann am meiſten, wenn man von
ihnen weg iſt unter Menſchen von einer gewiſſen
Grobheit — doch die Leute. Manche Menſchen
ſind wie er Viſiten-Preßknechte und koͤnnen nicht
genug Leute zuſammenbitten, ohne zu wiſſen wes¬
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Zitationshilfe: | Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 1. Berlin, 1793, S. 259. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge01_1793/295>, abgerufen am 23.07.2024. |