Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 1. Berlin, 1793.Einheiten, (die ästhetische Regel Detri) gegen h
Einheiten, (die aͤſthetiſche Regel Detri) gegen h
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0029" n="XVII"/> Einheiten, (die aͤſthetiſche Regel Detri) gegen<lb/> die nicht einmal Romane ſuͤndigen ſollten. Der<lb/> Menſch intereſſiert ſich bloß fuͤr <hi rendition="#g">Nachbarſchaft</hi><lb/> und <hi rendition="#g">Gegenwart</hi>; der wichtigſte Vorfall, der<lb/> in Zeit oder Raum ſich von ihm entfernt, iſt<lb/> ihm gleichguͤltiger als der kleinſte neben ihm:<lb/> ſo iſt er, wenn er die Vorfaͤlle erlebt, und<lb/> mithin auch ſo, wenn er ſie <hi rendition="#g">lieſet</hi>. Darauf<lb/> beruht die Einheit der Zeit und des Orts. Al¬<lb/> ſo der Anfang in der Mitte einer Geſchichte,<lb/> um daraus zum anfangenden Anfang zuruͤck zu<lb/> ſpringen — das anachroniſtiſche Ineinanderſchuͤt¬<lb/> teln der Scenen — Epiſoden — ſo wie das<lb/> Knuͤpfen mehrerer Hauptknoten, ja wie ſogar<lb/> das Reiſen in Romanen, das den Maſchienen¬<lb/> goͤttern ein freies aber unintereſſantes Spiel er¬<lb/> laubt — — kurz alle Abweichungen vom <hi rendition="#g">Tom<lb/> Jones</hi> und der <hi rendition="#g">Klariſſa</hi> ſind Sekunden und<lb/> Septimen im Ariſtoteliſchen Dreiklang. Das<lb/> Genie kann zwar alles Gutmachen: aber Gut¬<lb/> machen iſt nicht aufs Beſte machen und glaͤnzen¬<lb/> de verklaͤrte Wundenmaale ſind am Ende doch<lb/> <fw place="bottom" type="sig">h<lb/></fw> </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [XVII/0029]
Einheiten, (die aͤſthetiſche Regel Detri) gegen
die nicht einmal Romane ſuͤndigen ſollten. Der
Menſch intereſſiert ſich bloß fuͤr Nachbarſchaft
und Gegenwart; der wichtigſte Vorfall, der
in Zeit oder Raum ſich von ihm entfernt, iſt
ihm gleichguͤltiger als der kleinſte neben ihm:
ſo iſt er, wenn er die Vorfaͤlle erlebt, und
mithin auch ſo, wenn er ſie lieſet. Darauf
beruht die Einheit der Zeit und des Orts. Al¬
ſo der Anfang in der Mitte einer Geſchichte,
um daraus zum anfangenden Anfang zuruͤck zu
ſpringen — das anachroniſtiſche Ineinanderſchuͤt¬
teln der Scenen — Epiſoden — ſo wie das
Knuͤpfen mehrerer Hauptknoten, ja wie ſogar
das Reiſen in Romanen, das den Maſchienen¬
goͤttern ein freies aber unintereſſantes Spiel er¬
laubt — — kurz alle Abweichungen vom Tom
Jones und der Klariſſa ſind Sekunden und
Septimen im Ariſtoteliſchen Dreiklang. Das
Genie kann zwar alles Gutmachen: aber Gut¬
machen iſt nicht aufs Beſte machen und glaͤnzen¬
de verklaͤrte Wundenmaale ſind am Ende doch
h
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge01_1793 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge01_1793/29 |
Zitationshilfe: | Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 1. Berlin, 1793, S. XVII. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge01_1793/29>, abgerufen am 23.07.2024. |