Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 1. Berlin, 1793.Da alle Wunden nach der neuern Chirurgie Ein neuer Visitenfächer ist bei starken Ohn¬ Wir halten uns lieber daran, daß ein Fri¬ So ist also scherzhaft zu reden der Damen¬ . . . Warum vergaß ich dich, edle Beata? Dich Wundere dich über meinen Enthusiasmus nicht[.] Da alle Wunden nach der neuern Chirurgie Ein neuer Viſitenfaͤcher iſt bei ſtarken Ohn¬ Wir halten uns lieber daran, daß ein Fri¬ So iſt alſo ſcherzhaft zu reden der Damen¬ . . . Warum vergaß ich dich, edle Beata? Dich Wundere dich uͤber meinen Enthuſiaſmus nicht[.] <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0281" n="245"/> <p>Da alle Wunden nach der neuern Chirurgie<lb/> durch bloße <hi rendition="#g">Bedeckung</hi> geheilet werden: ſo thut<lb/> ſtatt des engliſchen Taftpflaſters bloßer Taft <choice><sic>an</sic><corr>am</corr></choice><lb/> Leibe die naͤmlichen Dienſte.</p><lb/> <p>Ein neuer Viſitenfaͤcher iſt bei ſtarken Ohn¬<lb/> machten unentbehrlich; ob aber ein Muff unter<lb/> die erweichenden Mittel, falſche Touren unter die<lb/> Haarſeite, und ein Sonnenſchirm unter die<lb/> kuͤhlenden Mittel und eine Schuͤrzenfriſur unter die<lb/><hi rendition="#aq">Diuretica</hi> gehoͤre — das koͤnnen ein oder dreihun¬<lb/> dert Beiſpiele noch nicht erweiſen.</p><lb/> <p>Wir halten uns lieber daran, daß ein Fri¬<lb/> ſierkamm ein Trepan gegen Kopfuͤbel, eine Repe¬<lb/> tiruhr gegen intermittirenden Puls und ein Ball¬<lb/> kleid ein Univerſale gegen alles ſei.</p><lb/> <p>So iſt alſo ſcherzhaft zu reden der Damen¬<lb/> ſchneider ein Operateur, ſein Naͤhfinger ein Arz¬<lb/> neifinger, ſein Fingerhut ein Doktorhut . . . .</p><lb/> <p>. . . Warum vergaß ich dich, edle Beata? Dich<lb/> heilt eine Paruͤre nicht und wenn kuͤnftig einmal<lb/> dein ſchoͤnes Herz erkrankte: ſo wuͤrde nichts es<lb/> heilen als das beſte Herz, oder es ſtuͤrbe. — —</p><lb/> <p>Wundere dich uͤber meinen Enthuſiaſmus nicht<supplied>.</supplied><lb/> Ich komme gerade von ihr und vergeſſe alle Fehler,<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [245/0281]
Da alle Wunden nach der neuern Chirurgie
durch bloße Bedeckung geheilet werden: ſo thut
ſtatt des engliſchen Taftpflaſters bloßer Taft am
Leibe die naͤmlichen Dienſte.
Ein neuer Viſitenfaͤcher iſt bei ſtarken Ohn¬
machten unentbehrlich; ob aber ein Muff unter
die erweichenden Mittel, falſche Touren unter die
Haarſeite, und ein Sonnenſchirm unter die
kuͤhlenden Mittel und eine Schuͤrzenfriſur unter die
Diuretica gehoͤre — das koͤnnen ein oder dreihun¬
dert Beiſpiele noch nicht erweiſen.
Wir halten uns lieber daran, daß ein Fri¬
ſierkamm ein Trepan gegen Kopfuͤbel, eine Repe¬
tiruhr gegen intermittirenden Puls und ein Ball¬
kleid ein Univerſale gegen alles ſei.
So iſt alſo ſcherzhaft zu reden der Damen¬
ſchneider ein Operateur, ſein Naͤhfinger ein Arz¬
neifinger, ſein Fingerhut ein Doktorhut . . . .
. . . Warum vergaß ich dich, edle Beata? Dich
heilt eine Paruͤre nicht und wenn kuͤnftig einmal
dein ſchoͤnes Herz erkrankte: ſo wuͤrde nichts es
heilen als das beſte Herz, oder es ſtuͤrbe. — —
Wundere dich uͤber meinen Enthuſiaſmus nicht.
Ich komme gerade von ihr und vergeſſe alle Fehler,
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Zitationshilfe: | Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 1. Berlin, 1793, S. 245. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge01_1793/281>, abgerufen am 28.07.2024. |