Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 1. Berlin, 1793.Ringkragen hinein sollte -- als der junge Fürst Ringkragen hinein ſollte — als der junge Fuͤrſt <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0192" n="156"/> Ringkragen hinein ſollte — als der junge Fuͤrſt<lb/> auch ankam und auch alle Gemaͤcher beſah, nicht<lb/> um alles wieder auf dem naͤchſten Sattel zu ver¬<lb/> geſſen ſondern um gar nichts zu bemerken. Es<lb/> that mir leid — denn ich war auch mitgekommen<lb/> — daß <choice><sic>ieder</sic><corr>jeder</corr></choice> Profeſſor ſich darauf verließ, der Re¬<lb/> gent zaͤhle wenn nicht jedes Haar auf ſeinem<lb/> Haupte, doch jede Locke an ſeiner Peruͤcke: denn<lb/> er wurde nicht einmal meiner und meines Anſtan¬<lb/> des anſichtig; aber ganz natuͤrlich, da ihm ein<lb/> ſolcher Anſtand in den feinſten Saͤlen aller Laͤnder<lb/> ſchon etwas Altes geworden war. Er trug — denn<lb/> wie lang' war er vom Reiſen heim? — den Fuͤr¬<lb/> ſtenhut mit der Ungezwungenheit eines Damenhu¬<lb/> tes; keine lange Regierung hatte noch die Krone<lb/> finſter hereingedruͤckt und die <hi rendition="#g">geraden</hi> Menſchen<lb/> brachen ſich in den Medien, Feuchtigkeiten und<lb/> Haͤuten ſeines Auges noch nicht zu <hi rendition="#g">krummen</hi><lb/> Baugefangnen. Seine Worte bot er mit der Frei¬<lb/> gebigkeit eines Weltmanns noch wie Schnupftaback<lb/> herum. Endlich erhielt auch Falkenberg eine Priſe.<lb/> Ich ſehe meine zwei Prinzipale noch gegen einan¬<lb/> der ſtehen — meinen adelichen und verborgenden<lb/> Prinzipal mit dem feſten, aber ſubordinirten An¬<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [156/0192]
Ringkragen hinein ſollte — als der junge Fuͤrſt
auch ankam und auch alle Gemaͤcher beſah, nicht
um alles wieder auf dem naͤchſten Sattel zu ver¬
geſſen ſondern um gar nichts zu bemerken. Es
that mir leid — denn ich war auch mitgekommen
— daß jeder Profeſſor ſich darauf verließ, der Re¬
gent zaͤhle wenn nicht jedes Haar auf ſeinem
Haupte, doch jede Locke an ſeiner Peruͤcke: denn
er wurde nicht einmal meiner und meines Anſtan¬
des anſichtig; aber ganz natuͤrlich, da ihm ein
ſolcher Anſtand in den feinſten Saͤlen aller Laͤnder
ſchon etwas Altes geworden war. Er trug — denn
wie lang' war er vom Reiſen heim? — den Fuͤr¬
ſtenhut mit der Ungezwungenheit eines Damenhu¬
tes; keine lange Regierung hatte noch die Krone
finſter hereingedruͤckt und die geraden Menſchen
brachen ſich in den Medien, Feuchtigkeiten und
Haͤuten ſeines Auges noch nicht zu krummen
Baugefangnen. Seine Worte bot er mit der Frei¬
gebigkeit eines Weltmanns noch wie Schnupftaback
herum. Endlich erhielt auch Falkenberg eine Priſe.
Ich ſehe meine zwei Prinzipale noch gegen einan¬
der ſtehen — meinen adelichen und verborgenden
Prinzipal mit dem feſten, aber ſubordinirten An¬
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Zitationshilfe: | Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 1. Berlin, 1793, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge01_1793/192>, abgerufen am 23.07.2024. |