sogenannte Kammerjäger Robisch. Dieser Hin¬ tersasse des Rittmeisters besuchte jährlich die besten Zimmer und Gärten des ganzen Landes, um beide nicht sowohl von ihren schlimmsten als von ih¬ ren kleinsten Bewohnern zu säubern von Mäu¬ sen und Maulwürfen. Ich will die Gelehrten-Re¬ publik eben nicht bereden, daß dieser Mäuseschäch¬ ter so viele physische Maulwürfe aus der Welt fort¬ schickte, als jährlich moralische hereinkommen, um sich auf die Hinterfüße zu setzen und dann mit den Vorderfüßen, die an beiden Maulwurfsarten Men¬ schenhänden gleichen, den -- Meßkatalog und die Buchläden vollzuarbeiten; aber bezahlt wurde Ro¬ bisch gerade so als hätt' er's gethan: denn die Leute glaubten, wenn man diesen Kelchvergifter der Nagethiere erboßete und nicht bezahlte: so machte er Moses Wunder nach und verdoppelte durch dagelassene Kolonien das Ungeziefer, das man seinem Königs- und Blutbann entzöge. Ich will von dieser morastigen Seele, die sich nie meinem Gustav näher wälzen möge, mich wieder wegbege¬ ben, wenn ich geschrieben habe, daß er oft im Fal¬ kenbergischen Hause war, daß er wenn Fremde da waren, den Extra- und Kasualbedienten und wenn
ſogenannte Kammerjaͤger Robiſch. Dieſer Hin¬ terſaſſe des Rittmeiſters beſuchte jaͤhrlich die beſten Zimmer und Gaͤrten des ganzen Landes, um beide nicht ſowohl von ihren ſchlimmſten als von ih¬ ren kleinſten Bewohnern zu ſaͤubern von Maͤu¬ ſen und Maulwuͤrfen. Ich will die Gelehrten-Re¬ publik eben nicht bereden, daß dieſer Maͤuſeſchaͤch¬ ter ſo viele phyſiſche Maulwuͤrfe aus der Welt fort¬ ſchickte, als jaͤhrlich moraliſche hereinkommen, um ſich auf die Hinterfuͤße zu ſetzen und dann mit den Vorderfuͤßen, die an beiden Maulwurfsarten Men¬ ſchenhaͤnden gleichen, den — Meßkatalog und die Buchlaͤden vollzuarbeiten; aber bezahlt wurde Ro¬ biſch gerade ſo als haͤtt' er's gethan: denn die Leute glaubten, wenn man dieſen Kelchvergifter der Nagethiere erboßete und nicht bezahlte: ſo machte er Moſes Wunder nach und verdoppelte durch dagelaſſene Kolonien das Ungeziefer, das man ſeinem Koͤnigs- und Blutbann entzoͤge. Ich will von dieſer moraſtigen Seele, die ſich nie meinem Guſtav naͤher waͤlzen moͤge, mich wieder wegbege¬ ben, wenn ich geſchrieben habe, daß er oft im Fal¬ kenbergiſchen Hauſe war, daß er wenn Fremde da waren, den Extra- und Kaſualbedienten und wenn
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0121"n="85"/>ſogenannte Kammerjaͤger <hirendition="#g">Robiſch</hi>. Dieſer Hin¬<lb/>
terſaſſe des Rittmeiſters beſuchte jaͤhrlich die beſten<lb/>
Zimmer und Gaͤrten des ganzen Landes, um beide<lb/>
nicht ſowohl von ihren <hirendition="#g">ſchlimmſten</hi> als von ih¬<lb/>
ren <hirendition="#g">kleinſten</hi> Bewohnern zu ſaͤubern von Maͤu¬<lb/>ſen und Maulwuͤrfen. Ich will die Gelehrten-Re¬<lb/>
publik eben nicht bereden, daß dieſer Maͤuſeſchaͤch¬<lb/>
ter ſo viele phyſiſche Maulwuͤrfe aus der Welt fort¬<lb/>ſchickte, als jaͤhrlich moraliſche hereinkommen, um<lb/>ſich auf die Hinterfuͤße zu ſetzen und dann mit den<lb/>
Vorderfuͤßen, die an beiden Maulwurfsarten Men¬<lb/>ſchenhaͤnden gleichen, den — Meßkatalog und die<lb/>
Buchlaͤden vollzuarbeiten; aber bezahlt wurde Ro¬<lb/>
biſch gerade ſo als haͤtt' er's gethan: denn die<lb/>
Leute glaubten, wenn man dieſen Kelchvergifter<lb/>
der Nagethiere erboßete und nicht bezahlte: ſo<lb/>
machte er Moſes Wunder nach und verdoppelte<lb/>
durch dagelaſſene Kolonien das Ungeziefer, das man<lb/>ſeinem Koͤnigs- und Blutbann entzoͤge. Ich will<lb/>
von dieſer moraſtigen Seele, die ſich nie meinem<lb/>
Guſtav naͤher waͤlzen moͤge, mich wieder wegbege¬<lb/>
ben, wenn ich geſchrieben habe, daß er oft im Fal¬<lb/>
kenbergiſchen Hauſe war, daß er wenn Fremde da<lb/>
waren, den Extra- und Kaſualbedienten und wenn<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[85/0121]
ſogenannte Kammerjaͤger Robiſch. Dieſer Hin¬
terſaſſe des Rittmeiſters beſuchte jaͤhrlich die beſten
Zimmer und Gaͤrten des ganzen Landes, um beide
nicht ſowohl von ihren ſchlimmſten als von ih¬
ren kleinſten Bewohnern zu ſaͤubern von Maͤu¬
ſen und Maulwuͤrfen. Ich will die Gelehrten-Re¬
publik eben nicht bereden, daß dieſer Maͤuſeſchaͤch¬
ter ſo viele phyſiſche Maulwuͤrfe aus der Welt fort¬
ſchickte, als jaͤhrlich moraliſche hereinkommen, um
ſich auf die Hinterfuͤße zu ſetzen und dann mit den
Vorderfuͤßen, die an beiden Maulwurfsarten Men¬
ſchenhaͤnden gleichen, den — Meßkatalog und die
Buchlaͤden vollzuarbeiten; aber bezahlt wurde Ro¬
biſch gerade ſo als haͤtt' er's gethan: denn die
Leute glaubten, wenn man dieſen Kelchvergifter
der Nagethiere erboßete und nicht bezahlte: ſo
machte er Moſes Wunder nach und verdoppelte
durch dagelaſſene Kolonien das Ungeziefer, das man
ſeinem Koͤnigs- und Blutbann entzoͤge. Ich will
von dieſer moraſtigen Seele, die ſich nie meinem
Guſtav naͤher waͤlzen moͤge, mich wieder wegbege¬
ben, wenn ich geſchrieben habe, daß er oft im Fal¬
kenbergiſchen Hauſe war, daß er wenn Fremde da
waren, den Extra- und Kaſualbedienten und wenn
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 1. Berlin, 1793, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge01_1793/121>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.