sagen: ich hätt' ihn auch mitgenommen, wenn auch beides nicht gewesen wäre. O nicht weil er so himmlisch schön, sondern weil er so ganz, so¬ gar bis auf die Haare wie mein theuerer verlohr¬ ner Guido aussieht, kann ich ihn kaum lassen. Ach es sind schon viele Jahre, daß mir das Schick¬ sal auf eine sonderbare Art mein liebstes Kind le¬ bendig aus dem Schoos genommen. Ihres kömmt heute wieder, meines vielleicht nie! -- Das Hals- Gehenk vergeben Sie: das Portrait werden Sie für seines halten, so ähnlich ist er meinem Sohn; aber es ist das meines Guido. Sein eignes ließ ich mir auch mahlen und behalt' es, um das Ebenbild meines Guten doppelt zu haben. Sollt' ich einmal Ihren Gustav aufgeblüht zu Gesicht be¬ kommen: so würd' ich ihn lange ansehen, ich wür¬ de denken, so muß mein Guido jezt auch ausse¬ hen, so viel Unschuld wird er auch im Auge ha¬ ben, so sehr wird er auch gefallen." -- Ach meine Kleine weint, daß ihr Spielgenosse wie¬ der wegfahren soll -- und ich thu' es auch; sie giebt nur einen Bruder, aber ich, einen Sohn zurück. Mögen Sie und er glücklicher seyn! -- Meinen Namen schenken Sie mir."
ſagen: ich haͤtt' ihn auch mitgenommen, wenn auch beides nicht geweſen waͤre. O nicht weil er ſo himmliſch ſchoͤn, ſondern weil er ſo ganz, ſo¬ gar bis auf die Haare wie mein theuerer verlohr¬ ner Guido ausſieht, kann ich ihn kaum laſſen. Ach es ſind ſchon viele Jahre, daß mir das Schick¬ ſal auf eine ſonderbare Art mein liebſtes Kind le¬ bendig aus dem Schoos genommen. Ihres koͤmmt heute wieder, meines vielleicht nie! — Das Hals- Gehenk vergeben Sie: das Portrait werden Sie fuͤr ſeines halten, ſo aͤhnlich iſt er meinem Sohn; aber es iſt das meines Guido. Sein eignes ließ ich mir auch mahlen und behalt' es, um das Ebenbild meines Guten doppelt zu haben. Sollt' ich einmal Ihren Guſtav aufgebluͤht zu Geſicht be¬ kommen: ſo wuͤrd' ich ihn lange anſehen, ich wuͤr¬ de denken, ſo muß mein Guido jezt auch ausſe¬ hen, ſo viel Unſchuld wird er auch im Auge ha¬ ben, ſo ſehr wird er auch gefallen.“ — Ach meine Kleine weint, daß ihr Spielgenoſſe wie¬ der wegfahren ſoll — und ich thu' es auch; ſie giebt nur einen Bruder, aber ich, einen Sohn zuruͤck. Moͤgen Sie und er gluͤcklicher ſeyn! — Meinen Namen ſchenken Sie mir.“
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ſagen: ich haͤtt' ihn auch mitgenommen, wenn
auch beides nicht geweſen waͤre. O nicht weil er
ſo himmliſch ſchoͤn, ſondern weil er ſo ganz, ſo¬
gar bis auf die Haare wie mein theuerer verlohr¬
ner Guido ausſieht, kann ich ihn kaum laſſen.
Ach es ſind ſchon viele Jahre, daß mir das Schick¬
ſal auf eine ſonderbare Art mein liebſtes Kind le¬
bendig aus dem Schoos genommen. Ihres koͤmmt
heute wieder, meines vielleicht nie! — Das Hals-
Gehenk vergeben Sie: das Portrait werden Sie
fuͤr ſeines halten, ſo aͤhnlich iſt er meinem Sohn;
aber es iſt das meines Guido. Sein eignes ließ
ich mir auch mahlen und behalt' es, um das
Ebenbild meines Guten doppelt zu haben. Sollt'
ich einmal Ihren Guſtav aufgebluͤht zu Geſicht be¬
kommen: ſo wuͤrd' ich ihn lange anſehen, ich wuͤr¬
de denken, ſo muß mein Guido jezt auch ausſe¬
hen, ſo viel Unſchuld wird er auch im Auge ha¬
ben, ſo ſehr wird er auch gefallen.“ — Ach
meine Kleine weint, daß ihr Spielgenoſſe wie¬
der wegfahren ſoll — und ich thu' es auch; ſie
giebt nur einen Bruder, aber ich, einen Sohn
zuruͤck. Moͤgen Sie und er gluͤcklicher ſeyn! —
Meinen Namen ſchenken Sie mir.“
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Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 1. Berlin, 1793, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge01_1793/106>, abgerufen am 24.11.2024.
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