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Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 1. Berlin, 1793.

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te, so viel bröckelten die andern sich zu -- Ein
Zuck regte die ganze obligate Kompagnie dieser auf
zwei Füße gestellter Schaafe. Der Fräuleinschober
hingegen hieb in alles ein; im Flüssigem und Fe¬
stem war er wie Amphibium zu Hause, sie hatten
in ihrem kauenden und klappernden Leben nie et¬
was gereget als die Zunge. -- Als nun für so
viele Zuschauer das Wunderthier her sollte: war's
-- weg. Alles wurde ausgestöbert, langverlohrne
Dinge wurden gefunden, in alles hineingeschrien,
in jeden Winkel und Busch -- kein Gustav! Der
Rittmeister, dessen anfangende Betrübniß immer
eine Art Zorn war, ließ die ganze sehlustige Kom¬
pagnie sitzen, die Rittmeisterin aber, deren Betrüb¬
niß noch weichere Theile angrif, setzte sich kosend
zu ihnen. Als aber alle ängstliche, fragende, lau¬
fende Gesichter immer trostloser zurückkamen und
als man gar hinter dem offnen Schloßthor, wo der
Kleine abgerißne Blumen in kleine beschattete Bee¬
te steckte, sie noch naß von seinem Begiessen fand:
so zerknirschte die Verzweiflung die Gesichter der
Eltern, "ach der Engel ist gewiß in den Rhein ge¬
stürzt" sagte sie, er aber sagte nichts dagegen.
Zu einer andern Zeit hätt' er einen solchen Syl¬

te, ſo viel broͤckelten die andern ſich zu — Ein
Zuck regte die ganze obligate Kompagnie dieſer auf
zwei Fuͤße geſtellter Schaafe. Der Fraͤuleinſchober
hingegen hieb in alles ein; im Fluͤſſigem und Fe¬
ſtem war er wie Amphibium zu Hauſe, ſie hatten
in ihrem kauenden und klappernden Leben nie et¬
was gereget als die Zunge. — Als nun fuͤr ſo
viele Zuſchauer das Wunderthier her ſollte: war's
— weg. Alles wurde ausgeſtoͤbert, langverlohrne
Dinge wurden gefunden, in alles hineingeſchrien,
in jeden Winkel und Buſch — kein Guſtav! Der
Rittmeiſter, deſſen anfangende Betruͤbniß immer
eine Art Zorn war, ließ die ganze ſehluſtige Kom¬
pagnie ſitzen, die Rittmeiſterin aber, deren Betruͤb¬
niß noch weichere Theile angrif, ſetzte ſich koſend
zu ihnen. Als aber alle aͤngſtliche, fragende, lau¬
fende Geſichter immer troſtloſer zuruͤckkamen und
als man gar hinter dem offnen Schloßthor, wo der
Kleine abgerißne Blumen in kleine beſchattete Bee¬
te ſteckte, ſie noch naß von ſeinem Begieſſen fand:
ſo zerknirſchte die Verzweiflung die Geſichter der
Eltern, „ach der Engel iſt gewiß in den Rhein ge¬
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[66/0102] te, ſo viel broͤckelten die andern ſich zu — Ein Zuck regte die ganze obligate Kompagnie dieſer auf zwei Fuͤße geſtellter Schaafe. Der Fraͤuleinſchober hingegen hieb in alles ein; im Fluͤſſigem und Fe¬ ſtem war er wie Amphibium zu Hauſe, ſie hatten in ihrem kauenden und klappernden Leben nie et¬ was gereget als die Zunge. — Als nun fuͤr ſo viele Zuſchauer das Wunderthier her ſollte: war's — weg. Alles wurde ausgeſtoͤbert, langverlohrne Dinge wurden gefunden, in alles hineingeſchrien, in jeden Winkel und Buſch — kein Guſtav! Der Rittmeiſter, deſſen anfangende Betruͤbniß immer eine Art Zorn war, ließ die ganze ſehluſtige Kom¬ pagnie ſitzen, die Rittmeiſterin aber, deren Betruͤb¬ niß noch weichere Theile angrif, ſetzte ſich koſend zu ihnen. Als aber alle aͤngſtliche, fragende, lau¬ fende Geſichter immer troſtloſer zuruͤckkamen und als man gar hinter dem offnen Schloßthor, wo der Kleine abgerißne Blumen in kleine beſchattete Bee¬ te ſteckte, ſie noch naß von ſeinem Begieſſen fand: ſo zerknirſchte die Verzweiflung die Geſichter der Eltern, „ach der Engel iſt gewiß in den Rhein ge¬ ſtuͤrzt” ſagte ſie, er aber ſagte nichts dagegen. Zu einer andern Zeit haͤtt' er einen ſolchen Syl¬

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Zitationshilfe: Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 1. Berlin, 1793, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge01_1793/102>, abgerufen am 28.11.2024.