Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 2. Heidelberg, 1809.Herz zu Gott erhebt, dankend oder flehend: Herz zu Gott erhebt, dankend oder flehend: <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0063" n="57"/> Herz zu Gott erhebt, dankend oder flehend:<lb/> ſo kann kein Kerl aus der ganzen ſo fuͤr die<lb/> Andacht zugeſtutzten Kompagnie im Beten ſtol-<lb/> pern ohne eigne Schuld, und falls einer eine<lb/> Minute laͤnger als der Fluͤgelmann Gott ver-<lb/> ehrte, ſo wird er mit Recht vom Offizier zu<lb/> allen Teufeln verflucht. In meinem Traume<lb/> aber war von einem naͤhern Anbeten die Rede<lb/> und mehr Kommandowoͤrter in Gang. Ich<lb/> war zugleich der Offizier und der Fluͤgelmann<lb/> — die groͤßte Schoͤnheit Baireuths ſaß auf<lb/> dem Kanapee — und ich ſagte zu meiner<lb/> Rotte: „Hergeſtellt euch zum Anbeten! —<lb/> Kniet nieder zum Anbeten! — Sehnet euch!<lb/> — Hand gekuͤßt! — Seufzer ausgeſtoßen! —<lb/> Thraͤnen vergoſſen! — Fallt in Verzweif-<lb/> lung! — Ermannt euch! — Aufgelacht! —<lb/> Aufgeſtanden!” — Und ſo hab’ ich und die<lb/> Rotte das Roman-Exerzizium ſiebenmal in ſo<lb/> kurzer Zeit durchgemacht, daß wir fertig wa-<lb/> ren, eh’ ich erwachte.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [57/0063]
Herz zu Gott erhebt, dankend oder flehend:
ſo kann kein Kerl aus der ganzen ſo fuͤr die
Andacht zugeſtutzten Kompagnie im Beten ſtol-
pern ohne eigne Schuld, und falls einer eine
Minute laͤnger als der Fluͤgelmann Gott ver-
ehrte, ſo wird er mit Recht vom Offizier zu
allen Teufeln verflucht. In meinem Traume
aber war von einem naͤhern Anbeten die Rede
und mehr Kommandowoͤrter in Gang. Ich
war zugleich der Offizier und der Fluͤgelmann
— die groͤßte Schoͤnheit Baireuths ſaß auf
dem Kanapee — und ich ſagte zu meiner
Rotte: „Hergeſtellt euch zum Anbeten! —
Kniet nieder zum Anbeten! — Sehnet euch!
— Hand gekuͤßt! — Seufzer ausgeſtoßen! —
Thraͤnen vergoſſen! — Fallt in Verzweif-
lung! — Ermannt euch! — Aufgelacht! —
Aufgeſtanden!” — Und ſo hab’ ich und die
Rotte das Roman-Exerzizium ſiebenmal in ſo
kurzer Zeit durchgemacht, daß wir fertig wa-
ren, eh’ ich erwachte.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |