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Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 2. Heidelberg, 1809.

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Stande, sich selber zu leben und seine Unsterb-
lichkeit einzukassiren --; ganz Maulbronn
schwamm ihm zu -- er konnte (er thats auch)
seinen Stock aus Vergessenheit liegen lassen,
damit ihn am Bad-Morgen die schönere
Hände herumtrugen und die Herzen dabey
glossirten. -- Er konnte mit wahrem dichte-
rischen Tiefsinn überall lustwandeln und keinen
Menschen bemerken, da es ihm genug war,
wenn er bemerkt wurde in seinen Schöpfun-
gen mitten am hellen Tage. Er konnte sich
hundertmal öffentlich vergessen um eben so oft
an sich zu erinnern. -- Ohnehin konnte (und
mußte) er den Maulbronnern Schauspielern
als flügelmännischer Vor-Soufleur vorsitzen
und sich in der umherstehenden Lern-Truppe
wie in einem Spiegelzimmer vervielfachen. -- --

Dieß alles heilte das Herz; denn es gab
Lust und Tumult; worin man eben Lieben so
leicht versäumt, als die Christen an Kirchweih-
Tagen (Kirmeß) die Frühpredigt. Am meisten
aber wurd' er von seiner Passion durch den
Absatz heil, den seine Haare bey den Damen

Stande, ſich ſelber zu leben und ſeine Unſterb-
lichkeit einzukaſſiren —; ganz Maulbronn
ſchwamm ihm zu — er konnte (er thats auch)
ſeinen Stock aus Vergeſſenheit liegen laſſen,
damit ihn am Bad-Morgen die ſchönere
Hände herumtrugen und die Herzen dabey
gloſſirten. — Er konnte mit wahrem dichte-
riſchen Tiefſinn uͤberall luſtwandeln und keinen
Menſchen bemerken, da es ihm genug war,
wenn er bemerkt wurde in ſeinen Schoͤpfun-
gen mitten am hellen Tage. Er konnte ſich
hundertmal oͤffentlich vergeſſen um eben ſo oft
an ſich zu erinnern. — Ohnehin konnte (und
mußte) er den Maulbronnern Schauſpielern
als fluͤgelmaͤnniſcher Vor-Soufleur vorſitzen
und ſich in der umherſtehenden Lern-Truppe
wie in einem Spiegelzimmer vervielfachen. — —

Dieß alles heilte das Herz; denn es gab
Luſt und Tumult; worin man eben Lieben ſo
leicht verſaͤumt, als die Chriſten an Kirchweih-
Tagen (Kirmeß) die Fruͤhpredigt. Am meiſten
aber wurd’ er von ſeiner Paſſion durch den
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[52/0058] Stande, ſich ſelber zu leben und ſeine Unſterb- lichkeit einzukaſſiren —; ganz Maulbronn ſchwamm ihm zu — er konnte (er thats auch) ſeinen Stock aus Vergeſſenheit liegen laſſen, damit ihn am Bad-Morgen die ſchönere Hände herumtrugen und die Herzen dabey gloſſirten. — Er konnte mit wahrem dichte- riſchen Tiefſinn uͤberall luſtwandeln und keinen Menſchen bemerken, da es ihm genug war, wenn er bemerkt wurde in ſeinen Schoͤpfun- gen mitten am hellen Tage. Er konnte ſich hundertmal oͤffentlich vergeſſen um eben ſo oft an ſich zu erinnern. — Ohnehin konnte (und mußte) er den Maulbronnern Schauſpielern als fluͤgelmaͤnniſcher Vor-Soufleur vorſitzen und ſich in der umherſtehenden Lern-Truppe wie in einem Spiegelzimmer vervielfachen. — — Dieß alles heilte das Herz; denn es gab Luſt und Tumult; worin man eben Lieben ſo leicht verſaͤumt, als die Chriſten an Kirchweih- Tagen (Kirmeß) die Fruͤhpredigt. Am meiſten aber wurd’ er von ſeiner Paſſion durch den Abſatz heil, den ſeine Haare bey den Damen

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Zitationshilfe: Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 2. Heidelberg, 1809, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger02_1809/58>, abgerufen am 24.11.2024.