von ihm dachte: es war so gut als war er mit meiner Seele in mein Gehirn eingesperrt.
Um uns alle recht in seinem blauen Dunste herumzuführen, sprengt er aus, der Poet komme erst Abends, wenn er seinen Ritter vor- läse. Vermuthlich war sein Plan, wenn wir so alle mitten im Jubiliren über seinen Ritter und im Vormusizieren des Ständchen säßen, vom Sessel aufzustehen, und zu sagen: ich bin der Mann selber. Zum Unglück für ihn und für mich versalzte ihn ein Namensvetter das ganze Te deum. Es tritt nämlich gerade, als uns Frauen die Herzen steilrecht himmelan bren- nen, ein edler junger Mann herein, den alle Mädchen für den Maler und für das Urbild des Ritters zugleich ansehn müssen, nicht etwa ich allein. In einem Traum küßt' ich einmal einer hohen himmlischen und doch sanften Gestalt des noch ungesehenen Dichters die Hand; gerade so sah der Fremde aus. Da sein Name wirklich Theudobach war, und er auch geschrieben, wie- wohl nur über Mathematik: so war er neugie- rig und zornig hieher gereiset, um zu sehen,
von ihm dachte: es war ſo gut als war er mit meiner Seele in mein Gehirn eingeſperrt.
Um uns alle recht in ſeinem blauen Dunſte herumzufuͤhren, ſprengt er aus, der Poet komme erſt Abends, wenn er ſeinen Ritter vor- laͤſe. Vermuthlich war ſein Plan, wenn wir ſo alle mitten im Jubiliren über ſeinen Ritter und im Vormuſizieren des Staͤndchen ſaͤßen, vom Seſſel aufzuſtehen, und zu ſagen: ich bin der Mann ſelber. Zum Ungluͤck fuͤr ihn und fuͤr mich verſalzte ihn ein Namensvetter das ganze Te deum. Es tritt naͤmlich gerade, als uns Frauen die Herzen ſteilrecht himmelan bren- nen, ein edler junger Mann herein, den alle Maͤdchen fuͤr den Maler und fuͤr das Urbild des Ritters zugleich anſehn muͤſſen, nicht etwa ich allein. In einem Traum kuͤßt’ ich einmal einer hohen himmliſchen und doch ſanften Geſtalt des noch ungeſehenen Dichters die Hand; gerade ſo ſah der Fremde aus. Da ſein Name wirklich Theudobach war, und er auch geſchrieben, wie- wohl nur uͤber Mathematik: ſo war er neugie- rig und zornig hieher gereiſet, um zu ſehen,
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von ihm dachte: es war ſo gut als war er mit
meiner Seele in mein Gehirn eingeſperrt.
Um uns alle recht in ſeinem blauen Dunſte
herumzufuͤhren, ſprengt er aus, der Poet
komme erſt Abends, wenn er ſeinen Ritter vor-
laͤſe. Vermuthlich war ſein Plan, wenn wir
ſo alle mitten im Jubiliren über ſeinen Ritter
und im Vormuſizieren des Staͤndchen ſaͤßen,
vom Seſſel aufzuſtehen, und zu ſagen: ich bin
der Mann ſelber. Zum Ungluͤck fuͤr ihn und
fuͤr mich verſalzte ihn ein Namensvetter das
ganze Te deum. Es tritt naͤmlich gerade, als
uns Frauen die Herzen ſteilrecht himmelan bren-
nen, ein edler junger Mann herein, den alle
Maͤdchen fuͤr den Maler und fuͤr das Urbild
des Ritters zugleich anſehn muͤſſen, nicht etwa
ich allein. In einem Traum kuͤßt’ ich einmal
einer hohen himmliſchen und doch ſanften Geſtalt
des noch ungeſehenen Dichters die Hand; gerade
ſo ſah der Fremde aus. Da ſein Name wirklich
Theudobach war, und er auch geſchrieben, wie-
wohl nur uͤber Mathematik: ſo war er neugie-
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Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 2. Heidelberg, 1809, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger02_1809/50>, abgerufen am 24.11.2024.
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