sche Zeug auszubreiten, da ich dessen so satt und genug habe. Wir brauchen einen ganzen Herbst dazu, eh' wir beyde fertig sind mit der Sache.
Herr von Nieß ist ein Spitzbube; er ist eben der Dichter Theudobach eigenhändig, zu dem er mich geleiten wollen. So also ist eine heu- tige Manns- und Schreibperson! Wenn nun, sage mir, die bessern Schauspiel-Dichter nicht redlicher sind, als ihre Schauspieler oder irgend ein feinster Dieb: auf was hat sich eine gute Seele zu verlassen? Auf Gott und eine Freun- din, wahrlich auf sonst nichts. Wär' ich nur über Deine Sorge und Bürde hinweg und wäre Dein Kind an Deiner Brust: so fragte ich kei- nen Deut nach Begebenheiten, sondern säße bey Dir, und erzählte sie.
Kurz das geschmeidige gewundene Schlan- genwesen der Männer, das sich bis sogar in den Sonnentempel der Kunst einschlängelt, legte sich auch an mich und meinen Vater, und kroch ein, unter dem Namen von Theudobachs Freund. Er konnte mithin jedes Wort hören, was ich
ſche Zeug auszubreiten, da ich deſſen ſo ſatt und genug habe. Wir brauchen einen ganzen Herbſt dazu, eh’ wir beyde fertig ſind mit der Sache.
Herr von Nieß iſt ein Spitzbube; er iſt eben der Dichter Theudobach eigenhaͤndig, zu dem er mich geleiten wollen. So alſo iſt eine heu- tige Manns- und Schreibperſon! Wenn nun, ſage mir, die beſſern Schauſpiel-Dichter nicht redlicher ſind, als ihre Schauſpieler oder irgend ein feinſter Dieb: auf was hat ſich eine gute Seele zu verlaſſen? Auf Gott und eine Freun- din, wahrlich auf ſonſt nichts. Waͤr’ ich nur uͤber Deine Sorge und Buͤrde hinweg und waͤre Dein Kind an Deiner Bruſt: ſo fragte ich kei- nen Deut nach Begebenheiten, ſondern ſaͤße bey Dir, und erzaͤhlte ſie.
Kurz das geſchmeidige gewundene Schlan- genweſen der Maͤnner, das ſich bis ſogar in den Sonnentempel der Kunſt einſchlaͤngelt, legte ſich auch an mich und meinen Vater, und kroch ein, unter dem Namen von Theudobachs Freund. Er konnte mithin jedes Wort hören, was ich
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ſche Zeug auszubreiten, da ich deſſen ſo ſatt und
genug habe. Wir brauchen einen ganzen Herbſt
dazu, eh’ wir beyde fertig ſind mit der Sache.
Herr von Nieß iſt ein Spitzbube; er iſt eben
der Dichter Theudobach eigenhaͤndig, zu dem
er mich geleiten wollen. So alſo iſt eine heu-
tige Manns- und Schreibperſon! Wenn nun,
ſage mir, die beſſern Schauſpiel-Dichter nicht
redlicher ſind, als ihre Schauſpieler oder irgend
ein feinſter Dieb: auf was hat ſich eine gute
Seele zu verlaſſen? Auf Gott und eine Freun-
din, wahrlich auf ſonſt nichts. Waͤr’ ich nur
uͤber Deine Sorge und Buͤrde hinweg und waͤre
Dein Kind an Deiner Bruſt: ſo fragte ich kei-
nen Deut nach Begebenheiten, ſondern ſaͤße
bey Dir, und erzaͤhlte ſie.
Kurz das geſchmeidige gewundene Schlan-
genweſen der Maͤnner, das ſich bis ſogar in den
Sonnentempel der Kunſt einſchlaͤngelt, legte ſich
auch an mich und meinen Vater, und kroch ein,
unter dem Namen von Theudobachs Freund.
Er konnte mithin jedes Wort hören, was ich
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Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 2. Heidelberg, 1809, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger02_1809/49>, abgerufen am 24.11.2024.
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