große Dichter, sondern Herr v. Nieß -- er habe zwar etwas geschrieben, über die alte holländi- sche Fortifikazion -- aber er ersuche also jeden, die Bewundrung, die er ihm zugedacht, zurück- zunehmen, und der Behörde zu schenken. -- Darauf riß er ein Blättchen aus der Schreib- tafel und schrieb an Herr v. Nieß: er nehme gern sein unschuldiges Mißverständnis zurück, stehe aber zu jeder andern Genugthuung bereit.
Als dieß alles bekannt wurde -- und dem Brunnenarzt zuerst -- so brachte dieser, jeden Abgrund versilbernde, Mondschein sogleich zwey laute Toasts aus: "Einen Toast auf den Ma- thematiker v. Theudobach! -- Einen Toast auf den Dichter Theudobach v. Nieß" rief er. -- So tanzte der frohe Mann nicht nur nach jeder Flöte, sondern wie H--n nach jeder Flöten- uhr, die eben ausschlägt, und auf die vorige schnelle Anrede des Hauptmanns an ihn, welche aus der Tafelsprache in die Schlachtsprache über- setzt, doch nur sagen wollte: krepiere! -- -- versetzte er freudig: auf Ihr langes Leben! -- --
große Dichter, ſondern Herr v. Nieß — er habe zwar etwas geſchrieben, uͤber die alte hollaͤndi- ſche Fortifikazion — aber er erſuche alſo jeden, die Bewundrung, die er ihm zugedacht, zuruͤck- zunehmen, und der Behoͤrde zu ſchenken. — Darauf riß er ein Blättchen aus der Schreib- tafel und ſchrieb an Herr v. Nieß: er nehme gern ſein unſchuldiges Mißverſtaͤndnis zuruͤck, ſtehe aber zu jeder andern Genugthuung bereit.
Als dieß alles bekannt wurde — und dem Brunnenarzt zuerſt — ſo brachte dieſer, jeden Abgrund verſilbernde, Mondſchein ſogleich zwey laute Toaſts aus: „Einen Toaſt auf den Ma- thematiker v. Theudobach! — Einen Toaſt auf den Dichter Theudobach v. Nieß” rief er. — So tanzte der frohe Mann nicht nur nach jeder Floͤte, ſondern wie H—n nach jeder Floͤten- uhr, die eben ausſchlaͤgt, und auf die vorige ſchnelle Anrede des Hauptmanns an ihn, welche aus der Tafelſprache in die Schlachtſprache uͤber- ſetzt, doch nur ſagen wollte: krepiere! — — verſetzte er freudig: auf Ihr langes Leben! — —
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[28/0034]
große Dichter, ſondern Herr v. Nieß — er habe
zwar etwas geſchrieben, uͤber die alte hollaͤndi-
ſche Fortifikazion — aber er erſuche alſo jeden,
die Bewundrung, die er ihm zugedacht, zuruͤck-
zunehmen, und der Behoͤrde zu ſchenken. —
Darauf riß er ein Blättchen aus der Schreib-
tafel und ſchrieb an Herr v. Nieß: er nehme
gern ſein unſchuldiges Mißverſtaͤndnis zuruͤck,
ſtehe aber zu jeder andern Genugthuung
bereit.
Als dieß alles bekannt wurde — und dem
Brunnenarzt zuerſt — ſo brachte dieſer, jeden
Abgrund verſilbernde, Mondſchein ſogleich zwey
laute Toaſts aus: „Einen Toaſt auf den Ma-
thematiker v. Theudobach! — Einen Toaſt auf
den Dichter Theudobach v. Nieß” rief er. —
So tanzte der frohe Mann nicht nur nach jeder
Floͤte, ſondern wie H—n nach jeder Floͤten-
uhr, die eben ausſchlaͤgt, und auf die vorige
ſchnelle Anrede des Hauptmanns an ihn, welche
aus der Tafelſprache in die Schlachtſprache uͤber-
ſetzt, doch nur ſagen wollte: krepiere! — —
verſetzte er freudig: auf Ihr langes Leben! — —
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Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 2. Heidelberg, 1809, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger02_1809/34>, abgerufen am 24.11.2024.
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