Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 2. Heidelberg, 1809.Eine Dorfkirche hatte sich gespaltet: ein bleyer- Da stürzte eine Sonne herein, die den Eine Dorfkirche hatte ſich geſpaltet: ein bleyer- Da ſtuͤrzte eine Sonne herein, die den <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0281" n="275"/> Eine Dorfkirche hatte ſich geſpaltet: ein bleyer-<lb/> ner Sarg ſprang auf, und Ottomar ſah ſei-<lb/> nen Koͤrper darin abbroͤckeln und das Gehirn<lb/> berſten; aber kein lichter Punkt war im offenen<lb/> Haupte. Nun machte die Geſtalt ihn ſtarr<lb/> und ſagte: „ich habe dich aus dem Gehirn<lb/> herausgezogen — du biſt ſchon lange geſtor-<lb/> ben,“ — um umgriff ihn ſchnell und ſchnei-<lb/> dend mit den kalten metallenen Fuͤhlhoͤrnern<lb/> und lispelte: entſetze dich, und ſtirb, ich bin<lb/> Gott …</p><lb/> <p>Da ſtuͤrzte eine Sonne herein, die den<lb/> weiten Himmel einnahm, und zerſchmolz die<lb/> Eiswuͤſte, und das Larvenreich, und flog ihren<lb/> unendlichen Bogen brauſend weiter, und ließ<lb/> eine Fluth von Licht zuruͤck, und der durch-<lb/> ſchnittne Aether klang mit unermeßlichen Sai-<lb/> ten lange nach. Ottomar ſchwamm in Aether<lb/> rings mit einem undurchſichtigen Schneegeſtoͤ-<lb/> ber aus Lichtkuͤgelchen uͤbergoſſen; zuweilen<lb/> ſchnitt der Blitz einer fliegenden Sonne durch<lb/> die weiße Nacht herab, und eine ſanfte Gluth<lb/> wehte dann voruͤber. Der dichte weite Licht-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [275/0281]
Eine Dorfkirche hatte ſich geſpaltet: ein bleyer-
ner Sarg ſprang auf, und Ottomar ſah ſei-
nen Koͤrper darin abbroͤckeln und das Gehirn
berſten; aber kein lichter Punkt war im offenen
Haupte. Nun machte die Geſtalt ihn ſtarr
und ſagte: „ich habe dich aus dem Gehirn
herausgezogen — du biſt ſchon lange geſtor-
ben,“ — um umgriff ihn ſchnell und ſchnei-
dend mit den kalten metallenen Fuͤhlhoͤrnern
und lispelte: entſetze dich, und ſtirb, ich bin
Gott …
Da ſtuͤrzte eine Sonne herein, die den
weiten Himmel einnahm, und zerſchmolz die
Eiswuͤſte, und das Larvenreich, und flog ihren
unendlichen Bogen brauſend weiter, und ließ
eine Fluth von Licht zuruͤck, und der durch-
ſchnittne Aether klang mit unermeßlichen Sai-
ten lange nach. Ottomar ſchwamm in Aether
rings mit einem undurchſichtigen Schneegeſtoͤ-
ber aus Lichtkuͤgelchen uͤbergoſſen; zuweilen
ſchnitt der Blitz einer fliegenden Sonne durch
die weiße Nacht herab, und eine ſanfte Gluth
wehte dann voruͤber. Der dichte weite Licht-
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Zitationshilfe: | Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 2. Heidelberg, 1809, S. 275. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger02_1809/281>, abgerufen am 16.02.2025. |