Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 2. Heidelberg, 1809.nen mitternächtlichen Phantasien vor ihm als In der Mitternacht, die ich jetzt beschrei- nen mitternaͤchtlichen Phantaſien vor ihm als In der Mitternacht, die ich jetzt beſchrei- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0271" n="265"/> nen mitternaͤchtlichen Phantaſien vor ihm als<lb/> Leichen auf.</p><lb/> <p>In der Mitternacht, die ich jetzt beſchrei-<lb/> ben will, erreichte ſein Fieber die kritiſche und<lb/> ſteile Höhe zwiſchen dem Grabe und dem Le-<lb/> ben. Seine Augen wurden Vergrößerungs-<lb/> ſpiegel in einem Spiegelzimmer, und ſeine<lb/> Ohren Hoͤr-Roͤhre in einem Sprachgewoͤlbe —<lb/> ſein Krankenwaͤrter ſtreckte Rieſenglieder vor<lb/> ihm aus — die wimmelnden Geſtalten des<lb/> uͤbermahlten Bettvorhangs wurden dick und<lb/> blutroth und ſchoßen auf und fielen in einem<lb/> Schlachtgetuͤmmel einander an — eine ſiedende<lb/> Waſſerhoſe zog ihn in ihren ſchwuͤlen Qualen<lb/> hinauf, und ruͤckte ihn brauſend und wetter-<lb/> leuchtend uͤber Meere weiter — und unten<lb/> aus dem tiefſten Innerſten krochen kleine<lb/> ſcharfe Geſpenſter, die ihn ſchon in dem Fie-<lb/> ber der Kinderjahre verfolgt hatten, mit kle-<lb/> brigen kalten Kroͤtenfuͤßen, an der warmen<lb/> Seele herauf und ſagten: wir quaͤlen dich<lb/> allemal! —</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [265/0271]
nen mitternaͤchtlichen Phantaſien vor ihm als
Leichen auf.
In der Mitternacht, die ich jetzt beſchrei-
ben will, erreichte ſein Fieber die kritiſche und
ſteile Höhe zwiſchen dem Grabe und dem Le-
ben. Seine Augen wurden Vergrößerungs-
ſpiegel in einem Spiegelzimmer, und ſeine
Ohren Hoͤr-Roͤhre in einem Sprachgewoͤlbe —
ſein Krankenwaͤrter ſtreckte Rieſenglieder vor
ihm aus — die wimmelnden Geſtalten des
uͤbermahlten Bettvorhangs wurden dick und
blutroth und ſchoßen auf und fielen in einem
Schlachtgetuͤmmel einander an — eine ſiedende
Waſſerhoſe zog ihn in ihren ſchwuͤlen Qualen
hinauf, und ruͤckte ihn brauſend und wetter-
leuchtend uͤber Meere weiter — und unten
aus dem tiefſten Innerſten krochen kleine
ſcharfe Geſpenſter, die ihn ſchon in dem Fie-
ber der Kinderjahre verfolgt hatten, mit kle-
brigen kalten Kroͤtenfuͤßen, an der warmen
Seele herauf und ſagten: wir quaͤlen dich
allemal! —
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Zitationshilfe: | Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 2. Heidelberg, 1809, S. 265. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger02_1809/271>, abgerufen am 27.07.2024. |