Durch ähnliche Verkettungen der Zufälle fielen fast alle Bösewichter; das Verhängniß stehet über der Welt mit seinem Geschoß, unten knien die Verbrecher hinter ihren Augenbinden und die Brust trägt ein schwarzes Herz; und an dem zeigen sie ihm das tödtliche Ziel!"
Ruhig und ohne Flucht ließ sie sich ge- fangen nehmen. Als der Postmeister Drouet *) mit ihr zur Abtey fuhr, und er den Pöbel, der sie umbringen wollte, durch die Erinnerung an das Gesetz zum Gehorsam brachte, so fiel sie in Ohnmacht. Als sie wieder zu sich kam, war sie in Verwundrung, daß der Pöbel sie noch leben laßen, und daß dieser, den sie für eine Zusammensetzung von Kannibalen gehal- ten, dem Gesetz gehorchet. -- Das Weinen der Weiber schmerzte ihre Seele, aber sie sagte, wer sein Vaterland rettet, dem kümmert es wenig, was es kostet."
Die Scheide des Dolchs, einiges Geld, ihr Taufschein und Paß, eine goldene Uhr
*)Moniteur in angeführter Stelle Nro. 198.
Durch aͤhnliche Verkettungen der Zufaͤlle fielen faſt alle Boͤſewichter; das Verhaͤngniß ſtehet uͤber der Welt mit ſeinem Geſchoß, unten knien die Verbrecher hinter ihren Augenbinden und die Bruſt trägt ein ſchwarzes Herz; und an dem zeigen ſie ihm das tödtliche Ziel!“
Ruhig und ohne Flucht ließ ſie ſich ge- fangen nehmen. Als der Poſtmeiſter Drouet *) mit ihr zur Abtey fuhr, und er den Poͤbel, der ſie umbringen wollte, durch die Erinnerung an das Geſetz zum Gehorſam brachte, ſo fiel ſie in Ohnmacht. Als ſie wieder zu ſich kam, war ſie in Verwundrung, daß der Poͤbel ſie noch leben laßen, und daß dieſer, den ſie fuͤr eine Zuſammenſetzung von Kannibalen gehal- ten, dem Geſetz gehorchet. — Das Weinen der Weiber ſchmerzte ihre Seele, aber ſie ſagte, wer ſein Vaterland rettet, dem kuͤmmert es wenig, was es koſtet.“
Die Scheide des Dolchs, einiges Geld, ihr Taufſchein und Paß, eine goldene Uhr
*)Moniteur in angeführter Stelle Nro. 198.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0253"n="247"/>
Durch aͤhnliche Verkettungen der Zufaͤlle fielen<lb/>
faſt alle Boͤſewichter; das Verhaͤngniß ſtehet<lb/>
uͤber der Welt mit ſeinem Geſchoß, unten knien<lb/>
die Verbrecher hinter ihren Augenbinden und<lb/>
die Bruſt trägt ein ſchwarzes Herz; und an<lb/>
dem zeigen ſie ihm das tödtliche Ziel!“</p><lb/><p>Ruhig und ohne Flucht ließ ſie ſich ge-<lb/>
fangen nehmen. Als der Poſtmeiſter Drouet <noteplace="foot"n="*)"><hirendition="#aq">Moniteur</hi> in angeführter Stelle Nro. 198.</note><lb/>
mit ihr zur Abtey fuhr, und er den Poͤbel,<lb/>
der ſie umbringen wollte, durch die Erinnerung<lb/>
an das Geſetz zum Gehorſam brachte, ſo fiel<lb/>ſie in Ohnmacht. Als ſie wieder zu ſich kam,<lb/>
war ſie in Verwundrung, daß der Poͤbel ſie<lb/>
noch leben laßen, und daß dieſer, den ſie fuͤr<lb/>
eine Zuſammenſetzung von Kannibalen gehal-<lb/>
ten, dem Geſetz gehorchet. — Das Weinen<lb/>
der Weiber ſchmerzte ihre Seele, aber ſie ſagte,<lb/>
wer ſein Vaterland rettet, dem kuͤmmert es<lb/>
wenig, was es koſtet.“</p><lb/><p>Die Scheide des Dolchs, einiges Geld,<lb/>
ihr Taufſchein und Paß, eine goldene Uhr<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[247/0253]
Durch aͤhnliche Verkettungen der Zufaͤlle fielen
faſt alle Boͤſewichter; das Verhaͤngniß ſtehet
uͤber der Welt mit ſeinem Geſchoß, unten knien
die Verbrecher hinter ihren Augenbinden und
die Bruſt trägt ein ſchwarzes Herz; und an
dem zeigen ſie ihm das tödtliche Ziel!“
Ruhig und ohne Flucht ließ ſie ſich ge-
fangen nehmen. Als der Poſtmeiſter Drouet *)
mit ihr zur Abtey fuhr, und er den Poͤbel,
der ſie umbringen wollte, durch die Erinnerung
an das Geſetz zum Gehorſam brachte, ſo fiel
ſie in Ohnmacht. Als ſie wieder zu ſich kam,
war ſie in Verwundrung, daß der Poͤbel ſie
noch leben laßen, und daß dieſer, den ſie fuͤr
eine Zuſammenſetzung von Kannibalen gehal-
ten, dem Geſetz gehorchet. — Das Weinen
der Weiber ſchmerzte ihre Seele, aber ſie ſagte,
wer ſein Vaterland rettet, dem kuͤmmert es
wenig, was es koſtet.“
Die Scheide des Dolchs, einiges Geld,
ihr Taufſchein und Paß, eine goldene Uhr
*) Moniteur in angeführter Stelle Nro. 198.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 2. Heidelberg, 1809, S. 247. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger02_1809/253>, abgerufen am 27.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.