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Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 2. Heidelberg, 1809.

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teten Flügeln erscheinen, sondern auf seinem
zur Ruhe zusammen gelegten Gefieder.

Ich entdeckte nun dem Grafen, daß ich
wirklich für den heutigen Abend eine historische
Zusammenstellung der Seelen-Züge Cordays
unternommen und mitgebracht hätte. Dieß
schien ihn herzlich zu erfreuen, wiewohl er
neue Züge leichter mittheilen als empfangen
konnte. Er schlug sogleich vor, den freyen
Himmel, und einen in zwey Lindenbäume
eingebaueten Altar zum Tempel unserer Be-
trachtung zu wählen, um den Untergang der
Heldin und der Sonne vereinigt stärker anzu-
schauen. Der Präsident versicherte, er höre
mit Freuden zu, nur werde man ihm auch
den schönsten Eindruck historischer Kunst-Rüh-
rung doch für keinen Widerruf seiner Sätze
anrechnen. Der Abend war reitzend, mit Ge-
sang und Duft gefüllt, nur daß in Süden
weiße Wolkenberge aufwuchsen, und mit ihren
Kratern voll Feuer nach Norden zurückten.
Ich muß aber voraussagen -- sagte jetzt der
Präsident, der sehr ernsthaft am Himmel über

teten Fluͤgeln erſcheinen, ſondern auf ſeinem
zur Ruhe zuſammen gelegten Gefieder.

Ich entdeckte nun dem Grafen, daß ich
wirklich fuͤr den heutigen Abend eine hiſtoriſche
Zuſammenſtellung der Seelen-Zuͤge Cordays
unternommen und mitgebracht haͤtte. Dieß
ſchien ihn herzlich zu erfreuen, wiewohl er
neue Zuͤge leichter mittheilen als empfangen
konnte. Er ſchlug ſogleich vor, den freyen
Himmel, und einen in zwey Lindenbaͤume
eingebaueten Altar zum Tempel unſerer Be-
trachtung zu waͤhlen, um den Untergang der
Heldin und der Sonne vereinigt ſtaͤrker anzu-
ſchauen. Der Praͤſident verſicherte, er hoͤre
mit Freuden zu, nur werde man ihm auch
den ſchönſten Eindruck hiſtoriſcher Kunſt-Rüh-
rung doch fuͤr keinen Widerruf ſeiner Saͤtze
anrechnen. Der Abend war reitzend, mit Ge-
ſang und Duft gefuͤllt, nur daß in Suͤden
weiße Wolkenberge aufwuchſen, und mit ihren
Kratern voll Feuer nach Norden zuruͤckten.
Ich muß aber vorausſagen — ſagte jetzt der
Praͤſident, der ſehr ernſthaft am Himmel uͤber

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[227/0233] teten Fluͤgeln erſcheinen, ſondern auf ſeinem zur Ruhe zuſammen gelegten Gefieder. Ich entdeckte nun dem Grafen, daß ich wirklich fuͤr den heutigen Abend eine hiſtoriſche Zuſammenſtellung der Seelen-Zuͤge Cordays unternommen und mitgebracht haͤtte. Dieß ſchien ihn herzlich zu erfreuen, wiewohl er neue Zuͤge leichter mittheilen als empfangen konnte. Er ſchlug ſogleich vor, den freyen Himmel, und einen in zwey Lindenbaͤume eingebaueten Altar zum Tempel unſerer Be- trachtung zu waͤhlen, um den Untergang der Heldin und der Sonne vereinigt ſtaͤrker anzu- ſchauen. Der Praͤſident verſicherte, er hoͤre mit Freuden zu, nur werde man ihm auch den ſchönſten Eindruck hiſtoriſcher Kunſt-Rüh- rung doch fuͤr keinen Widerruf ſeiner Saͤtze anrechnen. Der Abend war reitzend, mit Ge- ſang und Duft gefuͤllt, nur daß in Suͤden weiße Wolkenberge aufwuchſen, und mit ihren Kratern voll Feuer nach Norden zuruͤckten. Ich muß aber vorausſagen — ſagte jetzt der Praͤſident, der ſehr ernſthaft am Himmel uͤber

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Zitationshilfe: Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 2. Heidelberg, 1809, S. 227. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger02_1809/233>, abgerufen am 25.11.2024.