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Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 2. Heidelberg, 1809.

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guter Wille der Absicht reicht nicht aus, da
wir obwohl nicht für den Erfolg aber doch
für dessen Berechnung, die oft eine des
Unendlichen ist, zu stehen haben. Unsere
Psyche kann, möcht' ich sagen, gleich den Vö-
geln nie steilrecht oder gerade auffliegen son-
dern nur auf dem schiefen Umweg. Rechnen
wir mit zitternder Hand, so gleichen wir den
moralischen Schulmeistern, die oben auf dem
Ufer einer Sündfluth sitzen, und die vor
einem gedeckten grünenden Sessionstische voll
Zeugenverhöre, Geburtsscheinen und Kondui-
tenlisten so lange über die Frage, wer wohl
in Betracht seines besondern Werths und Al-
ters, zuvörderst aus den schwimmenden Völ-
kern heraus zu holen wäre -- abrechnen und
abstimmen, bis sämmtliche ausgeschätzte Welt
ersoffen ist, und die Fluth vertropft. Ich
weiß nicht, was mit einem solchen Kleinmuth
noch anders auf der Erde zu wagen und durch-
zusetzen ist, als etwan das, was z. B. am
heutigen 17. July oder Alexius Tage der Ka-
lender anräth: säet Rüben und raufet den

guter Wille der Abſicht reicht nicht aus, da
wir obwohl nicht fuͤr den Erfolg aber doch
fuͤr deſſen Berechnung, die oft eine des
Unendlichen iſt, zu ſtehen haben. Unſere
Pſyche kann, moͤcht’ ich ſagen, gleich den Voͤ-
geln nie ſteilrecht oder gerade auffliegen ſon-
dern nur auf dem ſchiefen Umweg. Rechnen
wir mit zitternder Hand, ſo gleichen wir den
moraliſchen Schulmeiſtern, die oben auf dem
Ufer einer Suͤndfluth ſitzen, und die vor
einem gedeckten gruͤnenden Seſſionstiſche voll
Zeugenverhoͤre, Geburtsſcheinen und Kondui-
tenliſten ſo lange uͤber die Frage, wer wohl
in Betracht ſeines beſondern Werths und Al-
ters, zuvoͤrderſt aus den ſchwimmenden Voͤl-
kern heraus zu holen waͤre — abrechnen und
abſtimmen, bis ſaͤmmtliche ausgeſchaͤtzte Welt
erſoffen iſt, und die Fluth vertropft. Ich
weiß nicht, was mit einem ſolchen Kleinmuth
noch anders auf der Erde zu wagen und durch-
zuſetzen iſt, als etwan das, was z. B. am
heutigen 17. July oder Alexius Tage der Ka-
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[218/0224] guter Wille der Abſicht reicht nicht aus, da wir obwohl nicht fuͤr den Erfolg aber doch fuͤr deſſen Berechnung, die oft eine des Unendlichen iſt, zu ſtehen haben. Unſere Pſyche kann, moͤcht’ ich ſagen, gleich den Voͤ- geln nie ſteilrecht oder gerade auffliegen ſon- dern nur auf dem ſchiefen Umweg. Rechnen wir mit zitternder Hand, ſo gleichen wir den moraliſchen Schulmeiſtern, die oben auf dem Ufer einer Suͤndfluth ſitzen, und die vor einem gedeckten gruͤnenden Seſſionstiſche voll Zeugenverhoͤre, Geburtsſcheinen und Kondui- tenliſten ſo lange uͤber die Frage, wer wohl in Betracht ſeines beſondern Werths und Al- ters, zuvoͤrderſt aus den ſchwimmenden Voͤl- kern heraus zu holen waͤre — abrechnen und abſtimmen, bis ſaͤmmtliche ausgeſchaͤtzte Welt erſoffen iſt, und die Fluth vertropft. Ich weiß nicht, was mit einem ſolchen Kleinmuth noch anders auf der Erde zu wagen und durch- zuſetzen iſt, als etwan das, was z. B. am heutigen 17. July oder Alexius Tage der Ka- lender anraͤth: ſaͤet Ruͤben und raufet den

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Zitationshilfe: Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 2. Heidelberg, 1809, S. 218. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger02_1809/224>, abgerufen am 25.11.2024.