hinzu, jedem kühn zur Rede, der ihn probiren wolle, ob er etwas wisse. So viel ist gewiß, daß man mit dieser Ohrklausur -- oder diesem Ton-Ableiter -- Ohr-Portier -- jedem, wel- chen hohen Standes er auch sey, auf der Stelle Schweigen auferlegen kann, er mag noch so laut fortreden; der Mann ist ein e-muet (stummes E) für mich und kann nicht einlaufen in den gesperrten Hafen der Gesell- schaftsinsel. -- -- -- Jetzt aber zum Wich- tigern zurück!
Da wohl der Vortheil kein Publikum in der Welt interessirt, daß ich schon von Natur zur Höflichkeit geschaffen bin, nämlich als Links- tauber jeden an meiner Rechten, als der Hör- und Windseite gehen zu lassen, um doch in Diskurse zu gerathen: so bitt' ich die Welt, sofort den vierten Nutzen der Einhörigkeit zu betrachten, und mit mir an mein Bette zu treten, wo ich liege -- aber eben auf dem Hör-Ohr -- und folglich nicht einmal merke, wie viel eintreten.
Je näher man dem längsten Schlafe kommt,
hinzu, jedem kuͤhn zur Rede, der ihn probiren wolle, ob er etwas wiſſe. So viel iſt gewiß, daß man mit dieſer Ohrklauſur — oder dieſem Ton-Ableiter — Ohr-Portier — jedem, wel- chen hohen Standes er auch ſey, auf der Stelle Schweigen auferlegen kann, er mag noch ſo laut fortreden; der Mann iſt ein e-muet (ſtummes E) fuͤr mich und kann nicht einlaufen in den geſperrten Hafen der Geſell- ſchaftsinſel. — — — Jetzt aber zum Wich- tigern zuruͤck!
Da wohl der Vortheil kein Publikum in der Welt intereſſirt, daß ich ſchon von Natur zur Hoͤflichkeit geſchaffen bin, naͤmlich als Links- tauber jeden an meiner Rechten, als der Hoͤr- und Windſeite gehen zu laſſen, um doch in Diskurſe zu gerathen: ſo bitt’ ich die Welt, ſofort den vierten Nutzen der Einhoͤrigkeit zu betrachten, und mit mir an mein Bette zu treten, wo ich liege — aber eben auf dem Hör-Ohr — und folglich nicht einmal merke, wie viel eintreten.
Je naͤher man dem laͤngſten Schlafe kommt,
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0209"n="203"/>
hinzu, jedem kuͤhn zur Rede, der ihn probiren<lb/>
wolle, ob er etwas wiſſe. So viel iſt gewiß,<lb/>
daß man mit dieſer Ohrklauſur — oder dieſem<lb/>
Ton-Ableiter — Ohr-Portier — jedem, wel-<lb/>
chen hohen Standes er auch ſey, auf der<lb/>
Stelle Schweigen auferlegen kann, er mag<lb/>
noch ſo laut fortreden; der Mann iſt ein<lb/><hirendition="#aq">e-muet</hi> (ſtummes <hirendition="#aq">E</hi>) fuͤr mich und kann nicht<lb/>
einlaufen in den geſperrten Hafen der Geſell-<lb/>ſchaftsinſel. ——— Jetzt aber zum Wich-<lb/>
tigern zuruͤck!</p><lb/><p>Da wohl der Vortheil kein Publikum in<lb/>
der Welt intereſſirt, daß ich ſchon von Natur<lb/>
zur Hoͤflichkeit geſchaffen bin, naͤmlich als Links-<lb/>
tauber jeden an meiner Rechten, als der Hoͤr-<lb/>
und Windſeite gehen zu laſſen, um doch in<lb/>
Diskurſe zu gerathen: ſo bitt’ ich die Welt,<lb/>ſofort den vierten Nutzen der Einhoͤrigkeit zu<lb/>
betrachten, und mit mir an mein <hirendition="#g">Bette</hi> zu<lb/>
treten, wo ich liege — aber eben auf dem<lb/>
Hör-Ohr — und folglich nicht einmal merke,<lb/>
wie viel eintreten.</p><lb/><p>Je naͤher man dem laͤngſten Schlafe kommt,<lb/></p></div></body></text></TEI>
[203/0209]
hinzu, jedem kuͤhn zur Rede, der ihn probiren
wolle, ob er etwas wiſſe. So viel iſt gewiß,
daß man mit dieſer Ohrklauſur — oder dieſem
Ton-Ableiter — Ohr-Portier — jedem, wel-
chen hohen Standes er auch ſey, auf der
Stelle Schweigen auferlegen kann, er mag
noch ſo laut fortreden; der Mann iſt ein
e-muet (ſtummes E) fuͤr mich und kann nicht
einlaufen in den geſperrten Hafen der Geſell-
ſchaftsinſel. — — — Jetzt aber zum Wich-
tigern zuruͤck!
Da wohl der Vortheil kein Publikum in
der Welt intereſſirt, daß ich ſchon von Natur
zur Hoͤflichkeit geſchaffen bin, naͤmlich als Links-
tauber jeden an meiner Rechten, als der Hoͤr-
und Windſeite gehen zu laſſen, um doch in
Diskurſe zu gerathen: ſo bitt’ ich die Welt,
ſofort den vierten Nutzen der Einhoͤrigkeit zu
betrachten, und mit mir an mein Bette zu
treten, wo ich liege — aber eben auf dem
Hör-Ohr — und folglich nicht einmal merke,
wie viel eintreten.
Je naͤher man dem laͤngſten Schlafe kommt,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 2. Heidelberg, 1809, S. 203. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger02_1809/209>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.