wunderung, ideal, d. h. durch die Kunst ausgedrückt. Eine jährlich vor dem Volke abzulesende Musterrolle großer Mu- ster wäre noch kein Denkmal, aber wohl wäre eine pindarische Ode eines, in Griechenland ab- gesungen. Schillers Geburtstagfest, das durch Darstellung seiner Götterkinder begangen wer- den soll, erhebt sich künstlich zu einem Denk- male durch eben diese Kinder, die den Vater vergöttern. Doch ist das Gemälde, -- am stärksten aber ist die Bildsäule und die Bau- kunst, welche beyde stets das Große leichter verkörpern, als das Leichte und Kleine, und welche die gegenseitige Nachbarschaft und Ver- einigung ihrer Wirkung verdienen, wie der Leib und die Seele einander, d. h. die Bild- säule und der Tempel -- das rechte Mutter- land der Denkmäler. Die Bewunderung, sagt' ich, nicht die Erinnerung -- welche ein platter Leichenstein, eine jährlich erneuerte Holzstange mit einem schwarzen Namensbrettchen oben, und am Ende eine Schandsäule auch gewährte -- sie darzustellen; aber dieß vermag nur eben
wunderung, ideal, d. h. durch die Kunſt ausgedruͤckt. Eine jaͤhrlich vor dem Volke abzuleſende Muſterrolle großer Mu- ſter waͤre noch kein Denkmal, aber wohl waͤre eine pindariſche Ode eines, in Griechenland ab- geſungen. Schillers Geburtstagfeſt, das durch Darſtellung ſeiner Goͤtterkinder begangen wer- den ſoll, erhebt ſich kuͤnſtlich zu einem Denk- male durch eben dieſe Kinder, die den Vater vergoͤttern. Doch iſt das Gemaͤlde, — am ſtaͤrkſten aber iſt die Bildſaͤule und die Bau- kunſt, welche beyde ſtets das Große leichter verkoͤrpern, als das Leichte und Kleine, und welche die gegenſeitige Nachbarſchaft und Ver- einigung ihrer Wirkung verdienen, wie der Leib und die Seele einander, d. h. die Bild- ſaͤule und der Tempel — das rechte Mutter- land der Denkmäler. Die Bewunderung, ſagt’ ich, nicht die Erinnerung — welche ein platter Leichenſtein, eine jährlich erneuerte Holzſtange mit einem ſchwarzen Namensbrettchen oben, und am Ende eine Schandſaͤule auch gewaͤhrte — ſie darzuſtellen; aber dieß vermag nur eben
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wunderung, ideal, d. h. durch die
Kunſt ausgedruͤckt. Eine jaͤhrlich vor
dem Volke abzuleſende Muſterrolle großer Mu-
ſter waͤre noch kein Denkmal, aber wohl waͤre
eine pindariſche Ode eines, in Griechenland ab-
geſungen. Schillers Geburtstagfeſt, das durch
Darſtellung ſeiner Goͤtterkinder begangen wer-
den ſoll, erhebt ſich kuͤnſtlich zu einem Denk-
male durch eben dieſe Kinder, die den Vater
vergoͤttern. Doch iſt das Gemaͤlde, — am
ſtaͤrkſten aber iſt die Bildſaͤule und die Bau-
kunſt, welche beyde ſtets das Große leichter
verkoͤrpern, als das Leichte und Kleine, und
welche die gegenſeitige Nachbarſchaft und Ver-
einigung ihrer Wirkung verdienen, wie der
Leib und die Seele einander, d. h. die Bild-
ſaͤule und der Tempel — das rechte Mutter-
land der Denkmäler. Die Bewunderung, ſagt’
ich, nicht die Erinnerung — welche ein platter
Leichenſtein, eine jährlich erneuerte Holzſtange
mit einem ſchwarzen Namensbrettchen oben,
und am Ende eine Schandſaͤule auch gewaͤhrte
— ſie darzuſtellen; aber dieß vermag nur eben
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Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 2. Heidelberg, 1809, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger02_1809/189>, abgerufen am 25.11.2024.
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