mers Geburtsstelle stritten: so können wir uns dadurch auszeichnen, daß sich vier und zwan- zig um die Begräbnißstelle eines großen Man- nes zanken.
Das Denkmal der zweyten Gattung, das einzige, das die Zeitgenossen setzen, ist das künstlerische, wovon eigentlich hier für Luthers Namen die Rede ist. Was sprach denn bey den Alten die kolossale Statue, der Portikus, die Ehrensäule, der Ehrenbogen, der Ehrentempel aus? Gleich der Schauspiel- kunst, zwey Ideale, ein geistiges durch ein plastisches. Denn ein Denkmal ist etwa nicht der bloße Metall-Dank der Nach- welt -- der besser auf einer Goldstange dem Lebenden oder dessen Nachkommen zu reichen wäre; -- es ist auch nicht der bloße Herzens- erguß der dankbaren Begeisterung der viel bes- ser mit Worten, oder vor dem Gegenstande selber strömte, -- auch nicht bloße Verewi- gung für die Nachwelt, für welche theils er selber besser und Ein Blatt Geschichte länger sorgt: -- sondern ein Denkmal ist die Be-
mers Geburtsſtelle ſtritten: ſo koͤnnen wir uns dadurch auszeichnen, daß ſich vier und zwan- zig um die Begräbnißſtelle eines großen Man- nes zanken.
Das Denkmal der zweyten Gattung, das einzige, das die Zeitgenoſſen ſetzen, iſt das kuͤnſtleriſche, wovon eigentlich hier fuͤr Luthers Namen die Rede iſt. Was ſprach denn bey den Alten die koloſſale Statue, der Portikus, die Ehrenſaͤule, der Ehrenbogen, der Ehrentempel aus? Gleich der Schauſpiel- kunſt, zwey Ideale, ein geiſtiges durch ein plaſtiſches. Denn ein Denkmal iſt etwa nicht der bloße Metall-Dank der Nach- welt — der beſſer auf einer Goldſtange dem Lebenden oder deſſen Nachkommen zu reichen waͤre; — es iſt auch nicht der bloße Herzens- erguß der dankbaren Begeiſterung der viel beſ- ſer mit Worten, oder vor dem Gegenſtande ſelber ſtrömte, — auch nicht bloße Verewi- gung fuͤr die Nachwelt, fuͤr welche theils er ſelber beſſer und Ein Blatt Geſchichte laͤnger ſorgt: — ſondern ein Denkmal iſt die Be-
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mers Geburtsſtelle ſtritten: ſo koͤnnen wir uns
dadurch auszeichnen, daß ſich vier und zwan-
zig um die Begräbnißſtelle eines großen Man-
nes zanken.
Das Denkmal der zweyten Gattung, das
einzige, das die Zeitgenoſſen ſetzen, iſt das
kuͤnſtleriſche, wovon eigentlich hier fuͤr
Luthers Namen die Rede iſt. Was ſprach
denn bey den Alten die koloſſale Statue, der
Portikus, die Ehrenſaͤule, der Ehrenbogen,
der Ehrentempel aus? Gleich der Schauſpiel-
kunſt, zwey Ideale, ein geiſtiges durch
ein plaſtiſches. Denn ein Denkmal iſt
etwa nicht der bloße Metall-Dank der Nach-
welt — der beſſer auf einer Goldſtange dem
Lebenden oder deſſen Nachkommen zu reichen
waͤre; — es iſt auch nicht der bloße Herzens-
erguß der dankbaren Begeiſterung der viel beſ-
ſer mit Worten, oder vor dem Gegenſtande
ſelber ſtrömte, — auch nicht bloße Verewi-
gung fuͤr die Nachwelt, fuͤr welche theils er
ſelber beſſer und Ein Blatt Geſchichte laͤnger
ſorgt: — ſondern ein Denkmal iſt die Be-
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Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 2. Heidelberg, 1809, S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger02_1809/188>, abgerufen am 25.11.2024.
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