sorochen, dem großen Reformator das ewige Denkmal so zu setzen, daß die Summe von 6000 Thalern und einigen Groschen keinen Pfennig ausgiebt.
Die ganze Summe, und was noch ein- kommen möchte, wird nämlich sicher genug auf landesübliche Zinsen ausgeliehen. Dieß ist's. Das Kapital stehe sammt seinen Prozenten nur sechs Jahrhunderte aus: so weiß ich nicht, was wem fehlen soll, Verewigung Luthern, oder Millionen uns. Man erlaube mir der Kürtze wegen, nur ein wenig auszuholen.
An und für sich kann ohnehin Luther noch keinen ausgestreckten Triumphwagen begehren, sondern vorläufig erst eine Ovazion, womit sich ein römischer Feldherr abgespeiset sah, wenn er den Krieg weder vollendet hatte, noch gegen Freye geführt. Letzteres Beydes ist Luthers Fall. Noch stehen Millionen Katho- liken da. Luther krähete allerdings als Streit- hahn über Europa hinüber, und hoffte auf Thränen, als Petrus in Rom Christum durch Repräsentanten verläugnet hatte, aber später
ſorochen, dem großen Reformator das ewige Denkmal ſo zu ſetzen, daß die Summe von 6000 Thalern und einigen Groſchen keinen Pfennig ausgiebt.
Die ganze Summe, und was noch ein- kommen möchte, wird naͤmlich ſicher genug auf landesuͤbliche Zinſen ausgeliehen. Dieß iſt’s. Das Kapital ſtehe ſammt ſeinen Prozenten nur ſechs Jahrhunderte aus: ſo weiß ich nicht, was wem fehlen ſoll, Verewigung Luthern, oder Millionen uns. Man erlaube mir der Kuͤrtze wegen, nur ein wenig auszuholen.
An und fuͤr ſich kann ohnehin Luther noch keinen ausgeſtreckten Triumphwagen begehren, ſondern vorlaͤufig erſt eine Ovazion, womit ſich ein römiſcher Feldherr abgeſpeiſet ſah, wenn er den Krieg weder vollendet hatte, noch gegen Freye gefuͤhrt. Letzteres Beydes iſt Luthers Fall. Noch ſtehen Millionen Katho- liken da. Luther krähete allerdings als Streit- hahn uͤber Europa hinuͤber, und hoffte auf Thraͤnen, als Petrus in Rom Chriſtum durch Repraͤſentanten verlaͤugnet hatte, aber ſpäter
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ſorochen, dem großen Reformator das ewige
Denkmal ſo zu ſetzen, daß die Summe von
6000 Thalern und einigen Groſchen keinen
Pfennig ausgiebt.
Die ganze Summe, und was noch ein-
kommen möchte, wird naͤmlich ſicher genug auf
landesuͤbliche Zinſen ausgeliehen. Dieß iſt’s.
Das Kapital ſtehe ſammt ſeinen Prozenten
nur ſechs Jahrhunderte aus: ſo weiß ich nicht,
was wem fehlen ſoll, Verewigung Luthern,
oder Millionen uns. Man erlaube mir der
Kuͤrtze wegen, nur ein wenig auszuholen.
An und fuͤr ſich kann ohnehin Luther noch
keinen ausgeſtreckten Triumphwagen begehren,
ſondern vorlaͤufig erſt eine Ovazion, womit
ſich ein römiſcher Feldherr abgeſpeiſet ſah,
wenn er den Krieg weder vollendet hatte,
noch gegen Freye gefuͤhrt. Letzteres Beydes iſt
Luthers Fall. Noch ſtehen Millionen Katho-
liken da. Luther krähete allerdings als Streit-
hahn uͤber Europa hinuͤber, und hoffte auf
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Repraͤſentanten verlaͤugnet hatte, aber ſpäter
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Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 2. Heidelberg, 1809, S. 169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger02_1809/175>, abgerufen am 24.11.2024.
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