langen kann -- da Gott selber keinen größern kennt -- im Tempel der Natur? Wie sticht nicht jedes Mannsfelder Gebäude ab, gegen das Weltgebäude? -- Aber zweytens, ist nicht jede Unsterblichkeit für den, der das sa- voir vivre -- (das Lebendigbleiben) versteht, fast um nichts zu haben? --
Ein Schneider in Rom scherzt nach Gele- genheit -- eine alte unkenntliche Bildsäule steht neben seiner Hausthüre -- siehe auf einmal ist sein Name verewigt, welcher Pasquino be- kanntlich genug heißt. Eine Königin, die Ge- mahlin Franz I von Frankreich, speißt gern eine gewisse Pflaume -- jetzt wächst ihr Name ewig als Obst am Pflaumenbaum Reine Claude. Der Bruder Ludwigs XIV merkte dies bey Lebzeiten und aß eine andere Pflaumenart mit Lust -- siehe, auch er hängt verewigt an seinem Lorbeer- und Pflaumenbaum als Mon- sieur, sogar nach der Revoluzion. -- Cato, Cäsar, Pompejus sind noch heute jedem Jä- ger bekannt und lebendig, weil ihre Schweis- und Hatzhunde so heißen, so wie in Schottland
langen kann — da Gott ſelber keinen groͤßern kennt — im Tempel der Natur? Wie ſticht nicht jedes Mannsfelder Gebaͤude ab, gegen das Weltgebäude? — Aber zweytens, iſt nicht jede Unſterblichkeit fuͤr den, der das sa- voir vivre — (das Lebendigbleiben) verſteht, faſt um nichts zu haben? —
Ein Schneider in Rom ſcherzt nach Gele- genheit — eine alte unkenntliche Bildſäule ſteht neben ſeiner Hausthuͤre — ſiehe auf einmal iſt ſein Name verewigt, welcher Paſquino be- kanntlich genug heißt. Eine Koͤnigin, die Ge- mahlin Franz I von Frankreich, ſpeißt gern eine gewiſſe Pflaume — jetzt waͤchſt ihr Name ewig als Obſt am Pflaumenbaum Reine Claude. Der Bruder Ludwigs XIV merkte dies bey Lebzeiten und aß eine andere Pflaumenart mit Luſt — ſiehe, auch er haͤngt verewigt an ſeinem Lorbeer- und Pflaumenbaum als Mon- sieur, ſogar nach der Revoluzion. — Cato, Caͤſar, Pompejus ſind noch heute jedem Jaͤ- ger bekannt und lebendig, weil ihre Schweis- und Hatzhunde ſo heißen, ſo wie in Schottland
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langen kann — da Gott ſelber keinen groͤßern
kennt — im Tempel der Natur? Wie ſticht
nicht jedes Mannsfelder Gebaͤude ab, gegen
das Weltgebäude? — Aber zweytens, iſt
nicht jede Unſterblichkeit fuͤr den, der das sa-
voir vivre — (das Lebendigbleiben) verſteht,
faſt um nichts zu haben? —
Ein Schneider in Rom ſcherzt nach Gele-
genheit — eine alte unkenntliche Bildſäule ſteht
neben ſeiner Hausthuͤre — ſiehe auf einmal
iſt ſein Name verewigt, welcher Paſquino be-
kanntlich genug heißt. Eine Koͤnigin, die Ge-
mahlin Franz I von Frankreich, ſpeißt gern
eine gewiſſe Pflaume — jetzt waͤchſt ihr Name
ewig als Obſt am Pflaumenbaum Reine Claude.
Der Bruder Ludwigs XIV merkte dies bey
Lebzeiten und aß eine andere Pflaumenart
mit Luſt — ſiehe, auch er haͤngt verewigt an
ſeinem Lorbeer- und Pflaumenbaum als Mon-
sieur, ſogar nach der Revoluzion. — Cato,
Caͤſar, Pompejus ſind noch heute jedem Jaͤ-
ger bekannt und lebendig, weil ihre Schweis-
und Hatzhunde ſo heißen, ſo wie in Schottland
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Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 2. Heidelberg, 1809, S. 165. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger02_1809/171>, abgerufen am 22.11.2024.
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