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Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 2. Heidelberg, 1809.

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Theudobachs Reichthum als Katzenberger selber;
und es steht einer schönen Seele nicht übel
an, für eine fremde dasselbe Irrdische zu be-
herzigen, das sie für sich selber versäumt. "Sie
können ja -- setzte sie lächelnd hinzu -- un-
ter einem sehr guten Vorwand selber hinreisen,
und sich alles mit Augen befühlen; er hat
nämlich auf seinem Guthe eine Höle voll Bä-
ren- und Gott weiß für Knochen. Für die
Tochter gibt er Ihnen freudig alles, was er
von todten Bären hat; es wird schon was zu
einem lebendigen übrig bleiben für die Ehe."

"Ich -- versetzte der Doktor -- bin ge-
wissermaßen dabey. Weibsleute kann man nicht
früh genug auf jüngere Schultern abladen von
alten; wir armen Männer werden bey allem
Gewicht leicht in ihnen geschmolzen wie z. B.
Bleikugeln in Postpapier ohne dessen Anbren-
nen. Sie soll ihn vor der Hand haben, be-
dingt
."

Hier war der Umgelder schon von der
Thüre (er hatte um sie nicht aufzumachen, da-
vor gehorcht) abgeflogen zum Liebes-Paar;

Theudobachs Reichthum als Katzenberger ſelber;
und es ſteht einer ſchoͤnen Seele nicht uͤbel
an, fuͤr eine fremde daſſelbe Irrdiſche zu be-
herzigen, das ſie fuͤr ſich ſelber verſaͤumt. „Sie
koͤnnen ja — ſetzte ſie laͤchelnd hinzu — un-
ter einem ſehr guten Vorwand ſelber hinreiſen,
und ſich alles mit Augen befuͤhlen; er hat
nämlich auf ſeinem Guthe eine Höle voll Baͤ-
ren- und Gott weiß fuͤr Knochen. Fuͤr die
Tochter gibt er Ihnen freudig alles, was er
von todten Baͤren hat; es wird ſchon was zu
einem lebendigen uͤbrig bleiben fuͤr die Ehe.”

„Ich — verſetzte der Doktor — bin ge-
wiſſermaßen dabey. Weibsleute kann man nicht
früh genug auf juͤngere Schultern abladen von
alten; wir armen Maͤnner werden bey allem
Gewicht leicht in ihnen geſchmolzen wie z. B.
Bleikugeln in Poſtpapier ohne deſſen Anbren-
nen. Sie ſoll ihn vor der Hand haben, be-
dingt
.”

Hier war der Umgelder ſchon von der
Thuͤre (er hatte um ſie nicht aufzumachen, da-
vor gehorcht) abgeflogen zum Liebes-Paar;

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[139/0145] Theudobachs Reichthum als Katzenberger ſelber; und es ſteht einer ſchoͤnen Seele nicht uͤbel an, fuͤr eine fremde daſſelbe Irrdiſche zu be- herzigen, das ſie fuͤr ſich ſelber verſaͤumt. „Sie koͤnnen ja — ſetzte ſie laͤchelnd hinzu — un- ter einem ſehr guten Vorwand ſelber hinreiſen, und ſich alles mit Augen befuͤhlen; er hat nämlich auf ſeinem Guthe eine Höle voll Baͤ- ren- und Gott weiß fuͤr Knochen. Fuͤr die Tochter gibt er Ihnen freudig alles, was er von todten Baͤren hat; es wird ſchon was zu einem lebendigen uͤbrig bleiben fuͤr die Ehe.” „Ich — verſetzte der Doktor — bin ge- wiſſermaßen dabey. Weibsleute kann man nicht früh genug auf juͤngere Schultern abladen von alten; wir armen Maͤnner werden bey allem Gewicht leicht in ihnen geſchmolzen wie z. B. Bleikugeln in Poſtpapier ohne deſſen Anbren- nen. Sie ſoll ihn vor der Hand haben, be- dingt.” Hier war der Umgelder ſchon von der Thuͤre (er hatte um ſie nicht aufzumachen, da- vor gehorcht) abgeflogen zum Liebes-Paar;

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Zitationshilfe: Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 2. Heidelberg, 1809, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger02_1809/145>, abgerufen am 24.11.2024.