vornehme Residenz-Frau ihr Herz und Hand, so könnt' ich, da es nach Quistorp *) für Kleinigkeiten einen recht hämischen Dank zu sagen keinen Animus injuriandi, Schimpf- oder Schmäh-Willen verräth, der treflichen Dame ins Gesicht versichern: gut! Ich nehme noch dieß an; aber nun beschämen Sie mich mit keinen größern Geschenken, da ich noch nicht einmal Ihre Kleinigkeiten zu vergelten vermocht. -- Dieß könnt' ich.
So weiß ich aus demselben Quistorp die andere Einschränkung, daß man nie beschimpfe, wenn man blos die Sachen seines Neben- und Mit-Menschen (nicht ihn) verächtlich heruntersetzt, als etwan seinen Anzug, seine Gastmäler u. s. w. Ich würde also mit Vor- bedacht, da doch am Menschen alles nur fremde Sache ist, außer seiner Moralität, die er sich, wie der preußische Soldat die Knöpfe, auf eigne Kosten anschaffen muß, ohne Ehren- klage im höchsten Grade anzüglich und gering-
vornehme Reſidenz-Frau ihr Herz und Hand, ſo koͤnnt’ ich, da es nach Quiſtorp *) fuͤr Kleinigkeiten einen recht haͤmiſchen Dank zu ſagen keinen Animus injuriandi, Schimpf- oder Schmaͤh-Willen verraͤth, der treflichen Dame ins Geſicht verſichern: gut! Ich nehme noch dieß an; aber nun beſchaͤmen Sie mich mit keinen groͤßern Geſchenken, da ich noch nicht einmal Ihre Kleinigkeiten zu vergelten vermocht. — Dieß koͤnnt’ ich.
So weiß ich aus demſelben Quiſtorp die andere Einſchraͤnkung, daß man nie beſchimpfe, wenn man blos die Sachen ſeines Neben- und Mit-Menſchen (nicht ihn) veraͤchtlich herunterſetzt, als etwan ſeinen Anzug, ſeine Gaſtmaͤler u. ſ. w. Ich wuͤrde alſo mit Vor- bedacht, da doch am Menſchen alles nur fremde Sache iſt, außer ſeiner Moralitaͤt, die er ſich, wie der preußiſche Soldat die Knoͤpfe, auf eigne Koſten anſchaffen muß, ohne Ehren- klage im hoͤchſten Grade anzuͤglich und gering-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0113"n="107"/>
vornehme Reſidenz-Frau ihr Herz und Hand,<lb/>ſo koͤnnt’ ich, da es nach Quiſtorp <noteplace="foot"n="*)">Quiſtorps Grundſätze des teutſchen <choice><sic>peinlicheu</sic><corr>peinlichen</corr></choice> Rechts.<lb/>
1r Bd. 2te Auflage.</note> fuͤr<lb/>
Kleinigkeiten einen recht haͤmiſchen Dank zu<lb/>ſagen keinen <hirendition="#aq">Animus injuriandi,</hi> Schimpf-<lb/>
oder Schmaͤh-Willen verraͤth, der treflichen<lb/>
Dame ins Geſicht verſichern: gut! Ich nehme<lb/>
noch dieß an; aber nun beſchaͤmen Sie mich<lb/>
mit keinen groͤßern Geſchenken, da ich noch<lb/>
nicht einmal Ihre Kleinigkeiten zu vergelten<lb/>
vermocht. — Dieß koͤnnt’ ich.</p><lb/><p>So weiß ich aus demſelben Quiſtorp die<lb/>
andere Einſchraͤnkung, daß man nie beſchimpfe,<lb/>
wenn man blos die Sachen ſeines Neben-<lb/>
und Mit-Menſchen (nicht ihn) veraͤchtlich<lb/>
herunterſetzt, als etwan ſeinen Anzug, ſeine<lb/>
Gaſtmaͤler u. ſ. w. Ich wuͤrde alſo mit Vor-<lb/>
bedacht, da doch am Menſchen alles nur<lb/>
fremde Sache iſt, außer ſeiner Moralitaͤt, die<lb/>
er ſich, wie der preußiſche Soldat die Knoͤpfe,<lb/>
auf eigne Koſten anſchaffen muß, ohne Ehren-<lb/>
klage im hoͤchſten Grade anzuͤglich und gering-<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[107/0113]
vornehme Reſidenz-Frau ihr Herz und Hand,
ſo koͤnnt’ ich, da es nach Quiſtorp *) fuͤr
Kleinigkeiten einen recht haͤmiſchen Dank zu
ſagen keinen Animus injuriandi, Schimpf-
oder Schmaͤh-Willen verraͤth, der treflichen
Dame ins Geſicht verſichern: gut! Ich nehme
noch dieß an; aber nun beſchaͤmen Sie mich
mit keinen groͤßern Geſchenken, da ich noch
nicht einmal Ihre Kleinigkeiten zu vergelten
vermocht. — Dieß koͤnnt’ ich.
So weiß ich aus demſelben Quiſtorp die
andere Einſchraͤnkung, daß man nie beſchimpfe,
wenn man blos die Sachen ſeines Neben-
und Mit-Menſchen (nicht ihn) veraͤchtlich
herunterſetzt, als etwan ſeinen Anzug, ſeine
Gaſtmaͤler u. ſ. w. Ich wuͤrde alſo mit Vor-
bedacht, da doch am Menſchen alles nur
fremde Sache iſt, außer ſeiner Moralitaͤt, die
er ſich, wie der preußiſche Soldat die Knoͤpfe,
auf eigne Koſten anſchaffen muß, ohne Ehren-
klage im hoͤchſten Grade anzuͤglich und gering-
*) Quiſtorps Grundſätze des teutſchen peinlichen Rechts.
1r Bd. 2te Auflage.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 2. Heidelberg, 1809, S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger02_1809/113>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.