Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 2. Heidelberg, 1809.

Bild:
<< vorherige Seite

Strykius. Der Doktor pries vor dem Landes-
herrn stark die Höle und alles; aber blos um
überall auf den Inspektor derselben, auf Stry-
kius, schmeichelhafte Lichter zu werfen. Dieser
wollte überall den Weihrauch wieder auf jenen
zurückblasen; der Doktor versicherte aber, sein
Lob sey um so unbestochner, da sie beyde oft
in ärtztlichen Sachen frey auseinander gin-
gen. -- Als er absichtlich blos mit der Linken
aß; so fragt' ihn der Fürst darüber; er ant-
wortete: wie mehrere damit gemalt so esse er
noch leichter damit, bis eine schwache Wunde
seiner Rechten, die er im Hölen-Eingange
von einem mit der Lampe herabfallenden Stein
erhalten, sich heile; -- und dabey schüttelte er
die schlaffe Rechte und sah heiter genug aus.

Nur der Brunnenarzt stutzte innerlich dar-
über hin und her; inzwischen erhob er die
Höle, und den Hölen-Bären, den Doktor,
hoch, doch zu hoch; aber er gehörte unter die
wenigen Seelen, die von Natur klein sind;
mit Seelen ists nun wie mit Vergrößerungs-

Strykius. Der Doktor pries vor dem Landes-
herrn ſtark die Hoͤle und alles; aber blos um
uͤberall auf den Inſpektor derſelben, auf Stry-
kius, ſchmeichelhafte Lichter zu werfen. Dieſer
wollte uͤberall den Weihrauch wieder auf jenen
zuruͤckblaſen; der Doktor verſicherte aber, ſein
Lob ſey um ſo unbeſtochner, da ſie beyde oft
in aͤrtztlichen Sachen frey auseinander gin-
gen. — Als er abſichtlich blos mit der Linken
aß; ſo fragt’ ihn der Fuͤrſt daruͤber; er ant-
wortete: wie mehrere damit gemalt ſo eſſe er
noch leichter damit, bis eine ſchwache Wunde
ſeiner Rechten, die er im Hoͤlen-Eingange
von einem mit der Lampe herabfallenden Stein
erhalten, ſich heile; — und dabey ſchuͤttelte er
die ſchlaffe Rechte und ſah heiter genug aus.

Nur der Brunnenarzt ſtutzte innerlich dar-
uͤber hin und her; inzwiſchen erhob er die
Hoͤle, und den Hoͤlen-Baͤren, den Doktor,
hoch, doch zu hoch; aber er gehoͤrte unter die
wenigen Seelen, die von Natur klein ſind;
mit Seelen iſts nun wie mit Vergroͤßerungs-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0107" n="101"/>
Strykius. Der Doktor pries vor dem Landes-<lb/>
herrn &#x017F;tark die Ho&#x0364;le und alles; aber blos um<lb/>
u&#x0364;berall auf den In&#x017F;pektor der&#x017F;elben, auf Stry-<lb/>
kius, &#x017F;chmeichelhafte Lichter zu werfen. Die&#x017F;er<lb/>
wollte u&#x0364;berall den Weihrauch wieder auf jenen<lb/>
zuru&#x0364;ckbla&#x017F;en; der Doktor ver&#x017F;icherte aber, &#x017F;ein<lb/>
Lob &#x017F;ey um &#x017F;o unbe&#x017F;tochner, da &#x017F;ie beyde oft<lb/>
in a&#x0364;rtztlichen Sachen frey auseinander gin-<lb/>
gen. &#x2014; Als er ab&#x017F;ichtlich blos mit der Linken<lb/>
aß; &#x017F;o fragt&#x2019; ihn der Fu&#x0364;r&#x017F;t daru&#x0364;ber; er ant-<lb/>
wortete: wie mehrere damit gemalt &#x017F;o e&#x017F;&#x017F;e er<lb/>
noch leichter damit, bis eine &#x017F;chwache Wunde<lb/>
&#x017F;einer Rechten, die er im Ho&#x0364;len-Eingange<lb/>
von einem mit der Lampe herabfallenden Stein<lb/>
erhalten, &#x017F;ich heile; &#x2014; und dabey &#x017F;chu&#x0364;ttelte er<lb/>
die &#x017F;chlaffe Rechte und &#x017F;ah heiter genug aus.</p><lb/>
            <p>Nur der Brunnenarzt &#x017F;tutzte innerlich dar-<lb/>
u&#x0364;ber hin und her; inzwi&#x017F;chen erhob er die<lb/>
Ho&#x0364;le, und den Ho&#x0364;len-Ba&#x0364;ren, den Doktor,<lb/>
hoch, doch zu hoch; aber er geho&#x0364;rte unter die<lb/>
wenigen Seelen, die von Natur klein &#x017F;ind;<lb/>
mit Seelen i&#x017F;ts nun wie mit Vergro&#x0364;ßerungs-<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[101/0107] Strykius. Der Doktor pries vor dem Landes- herrn ſtark die Hoͤle und alles; aber blos um uͤberall auf den Inſpektor derſelben, auf Stry- kius, ſchmeichelhafte Lichter zu werfen. Dieſer wollte uͤberall den Weihrauch wieder auf jenen zuruͤckblaſen; der Doktor verſicherte aber, ſein Lob ſey um ſo unbeſtochner, da ſie beyde oft in aͤrtztlichen Sachen frey auseinander gin- gen. — Als er abſichtlich blos mit der Linken aß; ſo fragt’ ihn der Fuͤrſt daruͤber; er ant- wortete: wie mehrere damit gemalt ſo eſſe er noch leichter damit, bis eine ſchwache Wunde ſeiner Rechten, die er im Hoͤlen-Eingange von einem mit der Lampe herabfallenden Stein erhalten, ſich heile; — und dabey ſchuͤttelte er die ſchlaffe Rechte und ſah heiter genug aus. Nur der Brunnenarzt ſtutzte innerlich dar- uͤber hin und her; inzwiſchen erhob er die Hoͤle, und den Hoͤlen-Baͤren, den Doktor, hoch, doch zu hoch; aber er gehoͤrte unter die wenigen Seelen, die von Natur klein ſind; mit Seelen iſts nun wie mit Vergroͤßerungs-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger02_1809
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger02_1809/107
Zitationshilfe: Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 2. Heidelberg, 1809, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger02_1809/107>, abgerufen am 21.11.2024.