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Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 1. Heidelberg, 1809.

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ich). Er soll und wird aussehen, wie ein nicht
zu junger Ritter der alten Zeit -- vorragend
auch unter Männern. -- Er muß Augen voll
Dichter- und Kriegsfeuer haben, und doch da-
bey solche Herzens-Lieblichkeit, daß er sein Pferd
eben so gut streichelt als spornt, und ein gefall-
nes Kindchen aufhebt, und abküßt eh' ers der
Mutter reicht. -- Auf seiner Stirn müssen oh-
nehin alle Welten stehen, die er geschaffen,
sammt den künftigen Welttheilen -- Köstlich
muß er aussehen -- Der Bergrücken seiner Nase
-- (Hier, Bona, dacht' ich an Deinen Rath.)
Nun Sie haben ja die Nase selber gesehen, und
ich gedenke das auch zu thun."

Hierauf versetzte Hr. v. Nieß: "vielleicht
sollt' er, Demoisselle, dieser Gestalt nach Maler-
Ideal haben; aber leider sieht er fast so aus
wie ich."

Gewiß hab' ich darauf ein einfältiges Staun-
Gesicht gemacht und wol gar die Antwort gege-
ben: "wie Sie?" -- Ueberhaupt schien meine
zu lebhafte Vorschilderei seines Freundes ihn
nicht sonderlich zu ergötzen. -- "Theoda und

ich). Er ſoll und wird ausſehen, wie ein nicht
zu junger Ritter der alten Zeit — vorragend
auch unter Maͤnnern. — Er muß Augen voll
Dichter- und Kriegsfeuer haben, und doch da-
bey ſolche Herzens-Lieblichkeit, daß er ſein Pferd
eben ſo gut ſtreichelt als ſpornt, und ein gefall-
nes Kindchen aufhebt, und abkuͤßt eh’ ers der
Mutter reicht. — Auf ſeiner Stirn muͤſſen oh-
nehin alle Welten ſtehen, die er geſchaffen,
ſammt den kuͤnftigen Welttheilen — Köſtlich
muß er ausſehen — Der Bergruͤcken ſeiner Naſe
— (Hier, Bona, dacht’ ich an Deinen Rath.)
Nun Sie haben ja die Naſe ſelber geſehen, und
ich gedenke das auch zu thun.”

Hierauf verſetzte Hr. v. Nieß: „vielleicht
ſollt’ er, Demoiſſelle, dieſer Geſtalt nach Maler-
Ideal haben; aber leider ſieht er faſt ſo aus
wie ich.”

Gewiß hab’ ich darauf ein einfaͤltiges Staun-
Geſicht gemacht und wol gar die Antwort gege-
ben: „wie Sie?” — Ueberhaupt ſchien meine
zu lebhafte Vorſchilderei ſeines Freundes ihn
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[74/0092] ich). Er ſoll und wird ausſehen, wie ein nicht zu junger Ritter der alten Zeit — vorragend auch unter Maͤnnern. — Er muß Augen voll Dichter- und Kriegsfeuer haben, und doch da- bey ſolche Herzens-Lieblichkeit, daß er ſein Pferd eben ſo gut ſtreichelt als ſpornt, und ein gefall- nes Kindchen aufhebt, und abkuͤßt eh’ ers der Mutter reicht. — Auf ſeiner Stirn muͤſſen oh- nehin alle Welten ſtehen, die er geſchaffen, ſammt den kuͤnftigen Welttheilen — Köſtlich muß er ausſehen — Der Bergruͤcken ſeiner Naſe — (Hier, Bona, dacht’ ich an Deinen Rath.) Nun Sie haben ja die Naſe ſelber geſehen, und ich gedenke das auch zu thun.” Hierauf verſetzte Hr. v. Nieß: „vielleicht ſollt’ er, Demoiſſelle, dieſer Geſtalt nach Maler- Ideal haben; aber leider ſieht er faſt ſo aus wie ich.” Gewiß hab’ ich darauf ein einfaͤltiges Staun- Geſicht gemacht und wol gar die Antwort gege- ben: „wie Sie?” — Ueberhaupt ſchien meine zu lebhafte Vorſchilderei ſeines Freundes ihn nicht ſonderlich zu ergoͤtzen. — „Theoda und

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Zitationshilfe: Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 1. Heidelberg, 1809, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger01_1809/92>, abgerufen am 26.11.2024.